Die drei ??? und die flammende Spur
»Und deshalb mußten die Luchians das Gut verlassen?«
»Ja. Als das Mädchen nämlich den Feuertod gestorben war, kehrte ihr Geist immer wieder zum Gutshaus zurück und irrte dort umher und hinterließ –«
»Flammende Spuren!« unterbrach Justus.
»Genau!« sagte Bob. »Also verließ die Familie Luchian das Haus, und heute ist es eine Ruine, und die Luchians zogen nach Bukarest, bis sie um 1925 verschwanden. Im ganzen Buch ist dann nichts mehr über sie erwähnt.«
Die drei ??? saßen einen Augenblick schweigend da und überdachten das Gehörte.
»Dann wage ich jetzt zu behaupten – dank Bobs stichhaltiger Information –, daß ich den wahren Namen von Mr. Alexander Potter kenne«, sagte Justus schließlich.
»Wenn du damit ›Alecsandri Luchian‹ meinst, schließe ich mich an«, meinte Bob.
»Aber Tom sagte, es sei ein langer Name gewesen«, erhob Peter Einspruch. »Irgendwas mit vielen C’s und Z’s.«.
»Begreiflicherweise benutzte er nicht seinen richtigen Namen, als er Toms Großmutter kennenlernte«, mutmaßte Justus. »Und erinnert ihr euch noch, wie sie ihn beschrieben hat?«
»Daß er immer nach nassem Ton roch?« meinte Peter.
»Ja, und daß er ungewöhnlich nervös war und an jeder Tür drei Schlösser hatte. Bis heute hält er ja außerordentlich viel von Schlössern. Der Potter hütet ein Geheimnis, und außerdem versucht er einem anderen eine Botschaft zu übermitteln.«
»Tatsächlich?« fragte Bob.
Justus berichtete kurz von seinem Erlebnis am Nachmittag. Er erzählte davon, wie er das Zimmer des Anglers durchsucht und dabei den Revolver und die Zeitungen mit den gleichlautenden Anzeigen gefunden hatte. »Eine New Yorker Zeitung, eine
›Los Angeles Times‹ und die ›Chicago Tribune‹«, sagte er.
»Und alle vom gleichen Tag – dem 21. April. In allen bittet ein gewisser Alecsandri einen gewissen Nicolae, an ein Postfach in Rocky Beach zu schreiben.«
»Nicolae?« wiederholte Bob.
»Steht auf deiner Liste ein Nicolae, der uns hier was nützt?« fragte Peter.
»Nicolae hieß der älteste Sohn des letzten Grafen Dumitru«, sagte Bob. Er blätterte in seinem Buch ein paar Seiten weiter und drehte den Band um, so daß die beiden anderen die letzte Aufnahme der Grafen Dumitru sehen konnten. Da saß der Familienvater mit seiner sehr elegant aussehenden Frau, und dabei standen vier Kinder, von einem hochgewachsenen jungen Mann bis zu einem etwa zehnjährigen Jungen.
»Der Älteste, hier genau hinter dem Vater, ist Nicolae«, sagte Bob.
»Und sie sind wirklich alle beim Brand des Schlosses ums Leben gekommen?« fragte Peter.
»Ja, so heißt es auch in diesem Buch ausdrücklich.«
»Hm . . .« Justus zupfte an seiner Unterlippe. »Wenn wir nun einmal annehmen, der älteste Sohn hätte sich vor dem Feuer retten können . . . Wie alt wäre er dann heute?«
»Über siebzig«, sagte Bob.
»Und wie alt schätzt ihr den Potter?«
»Na, etwa auch so. Just, du glaubst doch nicht im Ernst, daß der Potter dieser Grafensohn Nicolae sein könnte?«
»Nein, das doch nicht! Ich vermute, er ist Alecsandri Luchian, der am selben Tag verschwand, als das Unheil über die Familie Dumitru hereinbrach – wahrscheinlich aus Angst vor den mutmaßlichen Brandstiftern. Was für ein Tag war das übrigens?«
Bob zog sein Buch zu Rate. »Der 21. April 1925!«
»Und am 21. April dieses Jahres gibt jemand namens Alecsandri, in dem wir den Potter vermuten, in allen möglichen Landesteilen Zeitungsanzeigen auf, in denen er einen gewissen Nicolae auffordert, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.
Diese Anzeigen scheinen Mr. Farrier, der in Wahrheit gar kein Sportangler ist, nach Rocky Beach gelockt zu haben. Nicolae Dumitru kann er jedoch nicht sein. Dafür ist er zu jung.«
»Vielleicht hat die gleiche Anzeige auch die beiden Dunkelmänner aus Rumänien hierher gelotst«, sagte Bob.
»Interessanterweise steht hier nämlich etwas von einem Dr.
Radulescu, in einem Kapitel über Kunstgeschichte. Auf Seite 433 ist sogar ein Bild von ihm.«
Justus schlug die Seite auf. »Der Bildunterschrift zufolge war Radulescu dreiundzwanzig Jahre alt, als dieses Bild 1926
aufgenommen wurde«, sagte er. »Da hat er sich wenig verändert. Schon damals hatte er keine Haare. Fragt sich, ob er immer eine Glatze hatte, oder ob er sich den Schädel rasiert.
Das wäre ein neuartiges Verfahren, das sichtbare Älterwerden zu verheimlichen. Man rasiert sich die Haare und die Augenbrauen ab, und dann kann nichts grau
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