Die drei ??? und die flüsternde Mumie
halber Meter Platz.
Dann war er drinnen. Der Lastwagen hielt. Auch Justus blieb stehen. »Ich mach jetzt dicht«, rief Joe laut. »Dann schaltest du die Scheinwerfer ein, damit wir was sehen.«
Justus drückte sich eng an den Wagen und überlegte blitzschnell. Sehen konnte er gar nichts. Wenn er wartete, bis die Lichter angingen, sahen ihn die Männer vielleicht. Nur an einem Ort konnte er hoffen, unentdeckt zu bleiben. Er ging in die Knie, legte sich dann flach auf den Bauch und robbte unter den Wagen. Das leise Geräusch, das dabei entstand, wurde vom Zurückschwingen des Tors übertönt. Gleich darauf strahlten die Scheinwerfer auf und erhellten den Raum. Da Just unter dem Fahrgestell lag, war sein Gesichtskreis zwar begrenzt, aber er sah die Räder eines alten Autos und daneben etwas Großes, Eckiges unter einer Segeltuchplane – das konnte nur Ra-Orkons Sarg sein.
Er hatte das Versteck entdeckt! Aber Hilfe konnte er nicht herbeirufen, denn wenn er mit der nötigen Lautstärke und Deutlichkeit in sein Walkie-Talkie sprach, würde er sofort gehört und geschnappt werden.
Er wartete. Sein Herz klopfte wild.
An dieser Stelle des Berichts verzeichne ich jene Schadenfreude, die sich mir dank einer schillernden Beziehung zu Justus Jonas in gewissen Situationen aufdrängt. Sie reizt mich sozusagen nachträglich, dem bäuchlings ermittelnden Ersten Detektiv auf einen sich dazu anbietenden Körperteil zu klopfen: Hallo, junger Freund, wie geht es dem messerscharfen Verstand? Und was macht das werte Kombinationsvermögen?
Jetzt stieg Harry, der am Steuer gesessen hatte, aus. Justus sah die Beine der beiden Männer knapp zwei Meter vor sich, als sie neben ihrem Fahrzeug standen.
»Unser Kunde zahlt also, wie?« Harry lachte hämisch. »Hab ich’s doch gewusst. Er war ja mächtig hinter dem Kasten her. Was er damit vorhat, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.«
»Tja, nun hat er sein Ziel erreicht«, antwortete der andere. »Aber jetzt gib acht: Wir sollen das Ding woanders abliefern – ein Stück weit hinter Hollywood. Da ist eine leere Garage, sagt er, und da können wir direkt reinfahren.«
»Na und? Geht in Ordnung.«
»Das ist noch nicht alles. Er hat Angst, dass uns jemand verfolgt. Wir sollen sehr vorsichtig sein, und wenn wir meinen, dass einer hinter uns her ist, sollen wir lieber vorbeifahren.«
»Wer sollte uns verfolgen?«, fragte Joe scharf. »Es weiß doch keiner was von unserem Versteck hier. Wir müssen das Ding loswerden. Ich will mein Geld sehen.«
»Na klar. Aber es geht noch weiter. Wenn wir den halben Weg hinter uns haben und sicher sind, dass uns keiner folgt, sollen wir anhalten und telefonieren. Er sagt, er will den Sarg dann vielleicht doch bei der ursprünglichen Adresse in Empfang nehmen. Es käme darauf an.«
»Und auf was?«
»Hat er nicht gesagt. Das Tollste hast du aber noch gar nicht gehört.«
»So? Schieß los!«
»Wenn wir ihm die Kiste gebracht haben, will er die Mumie wieder reinlegen. Und dann sollen wir die ganze Ladung irgendwohin fahren und verbrennen, sodass nichts davon übrig bleibt. Dafür will er dann noch mal einen Tausender lockermachen.«
Den Plan einer Feuerbestattung des dreitausendjährigen Ahnherrn-Anwärters dürfte das Haus Hamid wohl kaum verfolgen. Streichen wir es von der Liste der Verdächtigen?
»Noch einen Tausender! Warum wollte er dann, dass wir das Zeug klauen, wenn es ihm doch bloß darum geht, alles zu verbrennen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht hat er Angst bekommen und will sich den Krempel vom Hals schaffen. Wir kriegen unser Geld – also kann uns der Rest schnuppe sein. Wir tun, was er von uns verlangt! Los jetzt, laden wir das Ding auf. Und dann ab nach Hollywood.«
Die zwei Paar Beine entfernten sich. Im Licht der Scheinwerfer sah Justus, wie sich die beiden Männer dem Sarg näherten und sich darüberbeugten.
»Wie wär’s, wenn wir mal nachschauten, was eigentlich drin ist?«, schlug Joe, der Kleinere der beiden, vor. »Könnte doch sein, dass es dem Burschen um etwas Wertvolles geht.«
Sie hoben den Deckel und schauten hinein. Joe tastete den leeren Innenraum mit den Händen ab. »Nö«, sagte er. »Nichts. Komm schon, rauf mit dem Ding auf den Wagen.«
Sie schoben den Sarg zum Heck des Lieferwagens, das im Dunkeln lag. Dann stellten sie fest, dass der Wagen zu dicht am Tor stand und sie den Sarg nicht hinaufmanövrieren konnten.
»Wir müssen die Karre ein Stück vorfahren«, stellte Joe fest.
»Mach du’s.
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