Die drei ??? und die gefährliche Erbschaft
Callow verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen das Geländer des schmalen Stegs, riß aber Peter mit sich. Hilflos fuchtelnd kippte er rücklings mit Peter übers Geländer, und dabei entfielen ihm seine Pistole und der Beutel mit den Steinen!
Sie stürzten in das zehn Meter unter ihnen liegende Wasser –
Callow, Peter, die Pistole und die Steine! Mit einem Wut-schrei prallte Callow auf die Wasserfläche auf, ein Bein unter dem Körper verrenkt, und dann tauchte er auf, prustend und mit lautem Geschrei, sein Bein sei gebrochen!
Peter, der Athlet der drei ???, vollführte einen kraftvollen Salto, schnappte sich den Beutel mit den Steinen aus der Luft und tauchte mit einem sauberen Kopfsprung ein. Er kam mit breitem Grinsen an die Oberfläche und hielt den Beutel mit den Steinen in die Höhe.
Während der Kapitän und Billy Beifall klatschten, schwamm Peter zu einer Leiter seitlich am Kai. Die Polizisten fischten Roger Callow auf. Der Anwalt, der sich das Bein hielt und wie eine gebadete Katze aussah, ließ sich schwer zwischen zwei Beamten auf den Kai sinken.
»Der klaut nichts mehr«, sagte der Polizeichef ernst, und dann wandte er sich nicht minder ernst an Justus. »Aber ihr hättet nicht versuchen dürfen, ihn auf eigene Faust dingfest zu machen, Justus. Ihr hättet mich von eurem Verdacht unterrichten müssen.«
»Es gab aber keine Beweise, Herr Kommissar«, sagte Justus.
»Er hatte ja noch nichts getan, nur ein gefälschtes Testament versteckt – und selbst das konnte ich ihm nicht nachweisen.
Hätten wir ihm keine Falle gestellt, dann hätte er vielleicht Mrs. Towne geheiratet und sich ihr Vermögen erschlichen.«
»Na ja«, meinte der Kommissar. »In diesem Fall könnte man . . .«
»Wissen Sie«, fuhr Justus fort, »mir war ganz klar, daß ihn seine Habgier zu Fall bringen würde. Wir mußten ihm nur zum Schein eine sichere Chance geben, die Steine für sich selbst zu stehlen.«
»Die Steine!« rief Billy.
Alle wandten sich zu Peter. Der zweite Detektiv hatte den Beutel geöffnet und den Inhalt auf Deck ausgeschüttet. Ein Häufchen roter, gelber, blauer und grüner Edelsteine schim-merte im Dämmerlicht. Und alle freuten sich erleichterten Herzens an dem herrlichen Anblick!
Auch der Erste Detektiv ist nicht unfehlbar
Einige Tage später saßen die drei ??? in Alfred Hitchcocks Büro und schilderten ihm den Fall der geheimnisvollen Erbschaft mit den Rätseln des Toten. Der berühmte Filmemacher schaukelte in seinem hochlehnigen Schreibtischsessel vor und zurück, während er den Jungen zuhörte.
»Infam!« rief er schließlich mit einer Lautstärke, daß der große Globus auf dem Holzständer zu seiner Rechten erzitterte. »Dann war dieser hundsgemeine Callow eben doch die ganze Zeit nur hinter Dingos Geld her?«
»Es sieht so aus, Sir«, sagte Justus.
»Elender Schurke!«
»Der alte Dingo hatte ihn schon im Verdacht, ein Erbschlei-cher zu sein«, sagte Peter, »aber Mrs. Towne wollte nicht auf Dingo hören.«
»In Herzensangelegenheiten sind die Menschen oft blind und taub«, stellte der berühmte Regisseur weise fest. »Also setzte Dingo dieses irre Testament auf, um Callow hereinzulegen, stimmt’s?«
»Zum Teil ja«, sagte Justus. »Er dachte, die Schatzsuche würde Callow Steine in den Weg legen und ihn vielleicht dazu zwingen, die wahren Motive für seine Werbung um Nelly zu enthüllen. Zu Jack Dillon hatte er im Vertrauen gesagt, er wolle es dem Anwalt zeigen, wie es bei einer richtigen Erbschaftsjagd zugeht! Aber hauptsächlich war Dingo entsetzt darüber, daß Mrs. Towne sich überhaupt in Callow verliebt hatte – mindestens sagt das Mr. Dillon. Dingo hoffte wirklich, irgendein anderer würde den Schatz finden und für sich behalten – weil seine Angehörigen ihn nicht verdienten!«
»Und da war Mr. Callow gleich zweimal der Geprellte!« sagte Peter noch. »Erst mußte er feststellen, daß das früher abgefaßte Testament aus seiner Kanzlei verschwunden war, und dann wurde das verrückte Testament für rechtskräftig erklärt!«
»Ihr meint, Callow ließ nicht selbst das frühere Testament verschwinden?« fragte Alfred Hitchcock.
»Nein, das tat Dingo! Er hat es aus Callows Kanzlei gestohlen«, erklärte Justus.
»Aber das verrückte Testament hätte Callow jedenfalls schleunigst vernichtet«, warf Bob ein. »Und deshalb hat es Dingo bei Jack Dillon deponiert.«
Justus fuhr fort: »Callow mußte schnell handeln, als das verrückte Testament für rechtskräftig
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