Die drei ??? und die Perlenvögel
umher verständlich zu machen.
Ziemlich spät am Nachmittag war es schon. Die drei ??? schoben ihre Fahrräder die Zufahrt zu Maureen Melodys Haus entlang. Nach der Rückfahrt von Klein-Tokio hatte Justus Miss Melody angerufen und einen Besuch für den nächsten Vormittag vereinbart. Aber gerade als die Jungen vom Schrottplatz losfahren wollten, hatte Tante Mathilda sie aufgehalten und Arbeit vergeben.
Während der Nacht hatte es geregnet, und nun mußte der betonierte Hof aufgewischt werden. Danach waren noch all die alten Kühlschränke und Kochherde, die Onkel Titus auf Lager hatte, abzutrocknen. Es hatte die drei viele Stunden wertvoller Zeit gekostet, die sie lieber zur Lösung des Rätsels um die Vogelmorde bei Miss Melody aufgewendet hätten.
Justus überlief ein Schauer, als er an sein schreckliches Erlebnis in Miss Melodys Wald dachte. Er hoffte, sie würden vor Einbruch der Dunkelheit wieder wegkommen.
Auf ihr Klingeln kam Miss Melody sofort an die Tür. Sie trug ein schwarzes Samtkleid mit langen Ärmeln, und als sie die drei Jungen in den schalldichten Raum bat, führte sie immer wieder ein kleines Spitzentaschentuch an die verweinten Augen.
»Da, seht nur.« Sie unterdrückte ein Aufschluchzen und wies mit zitternder Hand auf den Tisch. Dort lag auf einem weißen Tuch ein zweiter toter Habicht.
Als Peter herzutrat, kam der Papagei von seiner Sitzstange angeflattert und setzte sich ihm auf die Schulter.
»Es ist so grausam.« Nun war Miss Melody doch in heftiges Schluchzen ausgebrochen.
»Grausam«, echote der Papagei, »grausam, grausam.«
Justus untersuchte den toten Vogel. Der Körper wies keine Verletzungen auf. Vermutlich war er vergiftet worden wie der erste Habicht, dachte sich Justus.
»Wann haben Sie ihn gefunden, Miss Melody?« fragte er.
Maureen Melody bemühte sich, ihres Kummers Herr zu werden. Wieder betupfte sie sich die Augen.
»Erst vorhin«, brachte sie stockend heraus.
»Und wo?«
»An der gleichen . . .« Sie schluckte und fingerte an ihren Perlen herum. »An der gleichen Stelle wie den anderen.«
»Am Futterplatz also?«
Miss Melody nickte stumm. Darüber zu sprechen, schmerzte sie offensichtlich.
Justus sah sie voll Mitgefühl an. »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist«, sagte er. »Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie versuchen könnten, uns einige Fragen zu beantworten.«
Miss Melody nickte wieder. Sie spielte noch immer mit ihren Perlen. Diese Berührung schien ihr Trost zu bieten.
»Ich werde es versuchen«, erklärte sie mit festerer Stimme.
»Als wir das erste Mal hier waren«, brachte ihr Justus in Erinnerung, »da kam Edgar Allan Poe, Ihre Lieblingselster . . .« Er brach ab. Er hatte Bedenken, die Erwähnung des hingemordeten gefiederten Freundes könne Miss Melody wieder zum Weinen bringen. Aber sie nickte nur.
»Sie sagten, er habe eine ganz besondere Eigenschaft gehabt. Er brachte Ihnen immer wieder etwas mit.«
»Ja, Perlen.« Maureen Melody rang sich bei der liebevollen Erinnerung ein schwaches Lächeln ab. »Er brachte mir drei wunderschöne Perlen.«
»Und Sie sagten auch, er sei eine von zwei zahmen Elstern.«
»Ja. Ralph Waldo Emerson heißt sein Artgenosse.«
»Bringt er Ihnen auch ab und zu etwas mit?«
»Ja, manchmal.« Sie steckte das Taschentuch ein, als habe sie sich entschlossen, nun nicht mehr zu weinen. »Aber leider schneidet er beim Vergleich mit Edgar Allan Poe nicht so gut ab. Er bringt mir nur wertlose Sächelchen, kleine Stücke von irgendwelchem Zeug.«
Justus hatte die Stirn in nachdenkliche Falten gelegt und sah sich den toten Habicht an.
»Hat Ihnen Ralph Waldo Emerson jemals Nachrichten gebracht?« wollte er wissen.
»Nachrichten?«
»Ja, beschriebene Zettel.«
»Kann ich mir nicht denken. Nein, daran würde ich mich bestimmt erinnern. Aber heute morgen zum Beispiel – möchtest du sehen, was er mir heute morgen brachte?«
Natürlich wollte Justus das sehen. Miss Melody ging zu einem niedrigen Tisch und kam mit einem gläsernen Aschenbecher wieder her. Sie hielt ihn Justus hin.
In dem Aschenbecher lag ein kleines Haarknäuel. Justus nahm es heraus und sah es sich genau an. Das Haar war kräftig, schwarz und gelockt. Justus nahm an, daß die Elster es mit ihrem Schnabel zu einem dichten Knäuel geformt hatte. Er steckte das kugelartige Gebilde sorgsam in seine Hemdentasche.
»Und Sie wissen nicht, wo Ralph Waldo Emerson das gefunden hat, oder?«
»Nein, leider nicht.« Miss Melody stellte den Aschenbecher
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