Die dreißig tolldreisten Geschichten - 2 (German Edition)
eheliche Lager mit den Verruchtheiten und Scheußlichkeiten verworfener Dirnen und den Hurensitten von Euresgleichen zu beschmutzen und zu verunehren. Ich hielte mich für geschändet und der ewigen Verdammnis sicher, an solche unreinen Sachen nur zu rühren. Etwas andres ist die Frau und etwas andres das Liebchen eines Mannes.«
»Dennoch wette ich«, sagte der Herzog lächelnd, »daß Ihr von heute an Eurem Gemahl bei dem gewissen Spiel lebhafteren Widerpart leisten werdet.«
Die Dame erbebte am ganzen Körper bei diesen Worten. »Ihr seid ein Monstrum!« rief sie aus. »Ich verachte und verabscheue Euch. Meine Ehre könnt Ihr mir nicht nehmen, dafür wollt Ihr mir meine Seele besudeln. Ah, hoher Herr, diese Stunde wird Unheil über Euch bringen.
Auch wenn ich zu verzeihen wüßt,
Euch Gott vermaledeien müßt!
Seid nicht Ihr es, der das Verslein gemacht hat?« »Schöne Frau«, sprach der Herzog blaß vor Zorn, »ich kann Euch binden lassen ...«
»O nein!« rief sie, indem sie ihr Eisen schwang, »ich halte meine Freiheit in meiner Hand.«
Der Lotterbube lachte.
»Langsam!« versetzte er; »ich kann Euch mit den Scheußlichkeiten loser Dirnen, wovor Euch so sehr graut, in allernächste Berührung bringen.«
»Nicht bei lebendigem Leibe.«
»Im Gegenteil, mit Seele und Leib sollt Ihr dabei sein, auf beiden Beinen, mit beiden Händen, mit Euren beiden Brüsten wie Elfenbein, mit Euren beiden Schenkeln weiß wie Schnee, mit Euren Zähnen, mit Euren Haaren, mit allem ... Freiwillig sollt Ihr dabei sein und schamlos Eurer Lüsternheit die Zügel schießen lassen, einer wild gewordenen Stute gleich, die wiehernd über die Stränge schlägt, aufsteigt, sich bäumt, die Nüstern bläht ... ich schwöre es bei Sankt Luzifer!«
Und wieder pfiff er. Den Leibdiener, der erschien, nahm er auf die Seite und befahl ihm insgeheim, den Herrn von Hocquetonville aufzusuchen, ferner den Savoisy, den Tanneguy, den Cypierre und andre feine Gesellen seiner Bande und sie hierher zum Nachtmahl einzuladen, danach aber, wenn das geschehen, eine Anzahl hübscher Weiberhemden nebst Inhalt herbeizuschaffen.
Er selber kehrte wieder auf seinen Stuhl zurück in einer Entfernung von zehn Schritten von der Dame, die er, auch während er heimlich mit dem Pagen verhandelte, nicht aus dem Auge verloren hatte.
»Raoul ist eifersüchtig«, sagte er, »ich möchte Euch also einen guten Rat geben. Hinter diesem Verschluß« – er zeigte auf eine heimliche Türe – »bewahrt die Königin ihre Salben, wohlriechenden Öle und kostbaren Spezereien. Dort in dem andern Kämmerlein wäscht und badet sie sich in kosmetischen Essenzen und verrichtet ihre andern weiblichen Obliegenheiten. Ich weiß aus vielfacher Erfahrung, daß eine jede von euch in ihrem geheimen Müschelchen einen ganz besonderen und eignen Duft mit sich trägt, woran man euch erkennt. Wenn also Raoul, wie Ihr sagt, wie sieben Teufel eifersüchtig ist – die schlimmste Leidenschaft von allen –, könnt Ihr nichts Besseres tun, als Euch da drinnen, den andern gleich, nach Gefallen zu bedienen.«
»Was soll das heißen?«
»Ihr werdet es erfahren, wenn es an der Zeit ist. Ich bin Euch nicht bös und gebe Euch mein ritterliches Wort, daß ich Euch mit allem schuldigen Respekt behandeln und auch über meinen Korb schweigen will in saecula saeculorum. Kurz, Ihr werdet bald sehen, daß der Herzog von Orleans ein guter Kerl ist, der sich an den Damen, die ihn verachten, auf eine edle Weise rächt, indem er ihnen den Schlüssel zum Paradies in die Hand gibt. Nur empfehle ich Euch, spitzt Eure Ohren und gebt mir wohl acht auf die lustigen Reden, die man im Gemach nebenan zum besten geben wird; vor allem aber tut keinen Muckser, wenn Euch Eure Kinder lieb sind.«
Das königliche Schlafzimmer hatte keinen zweiten Ausgang, und die Fenster waren zu eng vergittert, um auch nur den Kopf hinauszustrecken, so daß der Herzog, der die Türe hinter sich abschloß, sicher sein konnte, die Dame in gutem Gewahrsam zu halten, der er vor dem Weggehen noch einmal anempfahl, vor allem mäuschenstill zu sein.
Kam alsdann ein Bruder Liederlich nach dem andern, und bald war die ganze herzogliche Bande beisammen und fand auf zierlich gedeckter und hell erleuchteter Tafel ein üppiges Nachtmahl in vergoldeten Schüsseln und in silbernen Kannen königlichen Wein die Fülle.
»Zu Tisch, zu Tisch, meine Freunde!« rief ihr herzoglicher Meister. »Ich habe mich gelangweilt, und da habe ich an euch
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