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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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lachend der Mönch, »diejenige, die ich im Sinne habe, geht um kein Haar weiter, von den Füßen an gerechnet.«
    Die anwesenden Herren bestürmten nun die Königin und ihre Damen in höfischer Zärtlichkeit so lange mit Bitten und feinen Scherzreden, bis sie, als gute Bretannierin, die sie war, dem Mönch einen Blick der Einwilligung zuwarf.
    »Sagt immerhin Euer Sprüchlein, mein Vater, Ihr werdet unsere Sünden vor Gott zu verantworten haben.«
    »Wohl, hohe Frau«, sprach der Abt; »aber wollt Ihr vielleicht die meinigen dagegen, austauschen? Ihr machtet keinen schlechten Handel.«
    Lachten da alle und nicht zum wenigsten die Königin. Der König setzte sich an die Seite seiner Frauen, die er zärtlich liebte, wie jedermann weiß, und auch die Höflinge erhielten die Erlaubnis, sich zu setzen, das heißt die älteren Herren; denn die jüngeren stellten sich mit Vergunst der Damen hinter deren Stühle, um das Lachen und Kichern der Schönen schicklich zu sekundieren. Der Abt aber begann seine Geschichte, deren gröbste Stellen er mit um so leiserer Stimme vorbrachte.
    *
    Es ist nun, hub er an, schon mehr als hundert Jahre her, daß eine große Parteiung in der Christenheit herrschte, weil in der Stadt Rom zu gleicher Zeit zwei Päpste auftraten und jeder sich für den einzig richtig erwählten ausgab, davon dann die Klöster, Abteien und bischöflichen Stifter großen Schaden hatten, insofern als jeder der beiden Päpste zum Dank für seine Anerkennung seiner Anhängerschaft alles zugestand, was man nur von ihm begehrte, woraus denn gar oft groß Unheil hervorging. Wenn da ein Kloster oder eine Abtei, die doch nicht beide Päpste anerkennen konnte, mit ihren Nachbarn in einen Prozeß geriet, nahmen diese ihre Zuflucht zum Gegenpapst, der ihnen allemal recht gab. In solchen verzwickten Zeitläuften wurde es offenkundig, daß ein Schisma in unsrer heiligen Kirche der Christenheit mehr Übel zufügt als Pestilenz und schwarzer Tod.
    In jener Zeit nun, wo der Teufel hinter unsern armen Besitztümern her war wie sonst nur hinter den armen Seelen, hatte die altehrwürdige Abtei von Turpenay, deren unwürdiger Regent ich heute bin, mit dem Schloßherrn von Candé einige sehr verwickelte Rechtshändel auszufechten. War aber dieser Candé ein wahrer Heide, Ketzer und Gottesleugner, ein schamloser Räuber, kurz, der wahrhafte Beelzebub in Gestalt eines Junkers. Doch das eine muß man ihm lassen, er war ein Soldat wie keiner und sehr beliebt bei Hofe. Der famose Bureau, der Günstling König Karls ruhmreichen Angedenkens, war sein ganz besonderer Freund, und im Schatten dieser Gunst glaubte der genannte Cande sich in unserm armen abgelegenen Tal straflos alles erlauben zu dürfen. Von Montbazon bis Ussé brachte er nach und nach das ganze Land in seine Gewalt. Alle seine Nachbarn hatten eine höllische Angst vor ihm und ließen ihn gewähren, obwohl sie ihn lieber unter dem Rasen gesehen hätten als hoch zu Roß und ihm den Gottseibeiuns auf den Hals wünschten alle Tage, was aber unsern Junker wenig anfocht.

     
    In dem ganzen Tal wagte es allein unsre Abtei, diesem Satan zu widerstehen; denn die Kirche ist es, die zu aller Zeit und allerorten sich der Schwachen und Notleidenden angenommen und die Sache der Unterdrückten verteidigt hat, besonders in den Fällen, wo sie ihre eigenen Rechte und Privilegien bedroht sieht. Der ungehobelte Landsknecht haßte darum nichts so sehr wie die Mönche, vor allem die von Turpenay, denen er weder mit List noch mit Gewalt beikommen konnte.

     
    Dieser Heide freute sich sehr über das Schisma. Er lauerte nur auf den Augenblick, wo unsre Abtei sich für den einen oder den andern der beiden Päpste entscheiden würde, um sich auf die entgegengesetzte Seite zu stellen und uns das Fell über die Ohren zu ziehen. Seit seiner Rückkehr aus dem Kriege wußte er sich keinen größeren Spaß, als arme Priester, die er auf seinen Besitztümern antraf, zu belästigen und zu mißhandeln, dergestalt, daß einmal ein armer Mönch, der ihn von weitem auf sich zukommen sah, sich vor Schrecken kopfüber, da er keinen andern Weg zu seiner Rettung sah, in die Indre stürzte, wo er allein durch die Hilfe Gottes, die er in seiner Bedrängnis anflehte, gleichsam wie durch ein Wunder gerettet wurde. Seine Kutte hielt ihn über Wasser, und er erreichte das andre Ufer des Flusses unter dem schallenden Gelächter des Herrn von Cande, der sich nicht schämte, aus der Verzweiflung eines Dieners des Herrn ein

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