Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
herum. Neben ihrem Fuß sah
sie die Tüte eines bekannten Discounters. »Hey, du bist
doch kein Pennermagier, oder? Das wäre ja peinlich!«,
sagte Roxy und fühlte sich gleich doppelt stark. Ihre Augen
gewöhnten sich ungewöhnlich schnell an die Dunkelheit. Sie
erkannte nun klare Linien im Durcheinander des Raumes. Hinter einem
Sofa machte Roxy eine Bewegung aus und ging langsam darauf zu. »Wieso
versteckst du dich denn? Komm raus, ich weiß, wo du bist«,
flüsterte sie und war gespannt, wie der Magier aussehen mochte.
Sie stand nun vor dem Sofa und mit einem Sprung landete sie auf der
anderen Seite. »Kämpfe du Feigling!«
»Bitte
– bitte nicht! Tun Sie mir nichts, ich wollte nur hier wohnen.
Ich verschwinde auch gleich«, wimmerte ein am Boden liegender
Mann.
Sie
hatte recht, es war tatsächlich ein Obdachloser, aber sicherlich
kein Magier.
Der
Mann riss die Augen auf. Bevor Roxy den Grund sehen konnte, setzte
sie ein fürchterlicher Schmerz in ihrem Kopf außer
Gefecht.
O liver
Felin ärgerte sich, er ärgerte sich sogar so sehr, dass er
seine Krallen nicht mehr im Griff hatte. Ständig fuhren sie aus
seinen Pfoten und bedrohten den teuren Überzug auf den Sitzen
des Land Rovers. Er sah, dass Motzig ihn sichtlich nervös durch
den Rückspiegel musterte.
»Keine
Sorge, Roxy geht es bestimmt gut. Sie ist doch stark!«, sagte
Nadia vom Beifahrersitz aus.
»Ich
weiß, das macht mir keine Sorgen«, meinte Motzig und
übersah fast eine rote Ampel, als Olivers Krallen wieder
bedrohlich den Überzug streiften.
»Soll
ich schon mal vorausfliegen, um Roxy zu helfen?«, fragte
Frederic und fiel von der Bremswucht auf Maxims Schoß.
»Nein,
wir bleiben zusammen!«, fluchte Oliver und versuchte, seine
Krallen in den Griff zu bekommen.
»Wieso
muss ich eigentlich hinten sitzen? Ständig fällt mich
dieser schwule Kater an«, beschwerte sich Maxim und schob
Frederic von seinem Schoß.
»Weil
Nadia nur einen Herzkasper bekommen würde«, sagte Motzig
mit nervösem Blick auf die Krallen.
»Keine
Sorge, dich will eh niemand anmachen. Ich bin vielleicht schwul aber
nicht blind«, erwiderte Frederic beleidigt und wandte seinen
Kopf nach hinten.
Das
Auto hinter ihnen hupte.
»Motzig, keine Sorge
um deinen Bezug, Oliver wird nichts anstellen, aber es ist grün.«
»Verdammt!«
Motzig hatte sichtlich Mühe, den
Rest der Fahrt, nicht mehr auf Olivers Krallen zu achten.
»Hast
du gehört Maxim? Dich will keiner anmachen!« Nadia
kicherte in der Hoffnung, die Stimmung aufzulockern. Was kläglich
scheiterte. Maxim hatte einen grimmigen Blick aufgesetzt, nur
Frederics Blick war noch grimmiger.
»Oliver,
was ist mit deinen Pfoten los?«, startete Nadia einen zweiten
Versuch.
»Ich
ärgere mich.«
»Und
wenn er sich ärgert … «,
sagte Frederic.
»Dann
hab ich meine Krallen nicht mehr unter Kontrolle.«
»Was
ärgert dich denn?«
»Diese
dämliche Roxy! Was fällt ihr ein, alleine auf die Jagd zu
gehen? Ich meine, sie hat doch keine Ahnung.« Eine seiner
Krallen schlitzten blitzschnell Motzigs Sitz auf. Nadia sah es und
hielt es offensichtlich für besser, nichts mehr zu sagen.
Als
sie in die Kurtstraße bogen, war es bereits stockdunkel. Motzig
parkte das Auto unter einer Laterne, die schwach leuchtete.
Oliver
befahl ihnen, die Türen leise zu schließen. Motzig
verzichtete schweren Herzens auf die Zentralverriegelung.
»Wir
wissen nicht, wo sie sich befinden. Vielleicht hat der Magier Roxy
noch gar nicht erwischt«, meinte Oliver.
»O
doch, er hat sie erwischt! Sie ist in diesem Haus«, sagte Nadia
und zeigte auf das schmuddeligste Gebäude in der kleinen Straße.
»Wieso
muss es immer so ein Haus sein? Wieso keine schicke Villa?«,
fragte Maxim enttäuscht.
»Sei
still!«, herrschte Oliver ihn an und ging voran.
»Kann
ich hier warten? Falls jemand rausgerannt kommt.« Maxims Stimme
zitterte kaum merklich.
»Du
kommst mit Kleiner!«, bestimmte Frederic, nicht ohne
Schadenfreude in der Stimme.
Maxim
äffte ihn nach.
Oliver
musste ein Grinsen unterdrücken .
»Stopp!«,
befahl er, als sie am Ende der kleinen Gasse angekommen waren. »Jetzt
wird es ernst! Das ist der erste Gegner, den ihr auf eurer Reise
vernichten müsst. Seid wachsam, stellt keine Fragen und
unterschätzt ihn nicht.«
»Auf
unserer Reise?«, wiederholte Nadia.
»Keine
Fragen!«
Nadia
verstummte.
Sie
stiegen durch die eingetretene Tür.
»Das
sieht ganz nach Roxy aus!«, sagte Maxim und begutachtete die
Tür.
»Psst!«,
zischte
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