Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
oxy
wartete in einem Ausläufer des Waldes und saß auf einer
halb zerstörten Mauer. Sie wollte sich mit den anderen am Tor
zur magischen Welt treffen, um St. Benedikt zu erforschen. Lavinia
war zum Sender gegangen, um ihren Arbeitsplatz zurückzuerobern.
Motzig erforschte gerade das Anwesen. Er und Maxim würden erst
später dazustoßen.
Nadia
hatte Urlaub und saß mit einem Exemplar MGB
– Magische Siegel und Regeln des Hohen
Rates zu
Roxys Füßen.»Der Hohe Rat ist
der Oberste Hof der VVA .
Das bedeutet Vereinigte Völker Ayorwedens .
So nennt man das Bündnis, das Arcancieel mit drei anderen
Königreichen auf diesem Kontinent eingegangen ist! Durch dieses
Bündnis ist der Hohe Rat zum mächtigsten Herrscher
Ayorwedens geworden. Er bestimmt die Siegel und Regeln des gesamten
magischen Kontinents«, las Nadia vor.
Seit
sie hier saßen, waren viele seltsame Gestalten vorbeigegangen,
die sich ohne sie zu beachten, ihren Weg in den dunklen Wald bahnten.
Einmal war es ein kleinwüchsiger Mensch, bekleidet mit einer
Kutte und die Kapuze so tief gezogen, dass sie sein Gesicht nicht
sehen konnten, ein anderes Mal hörten sie Stimmen, konnte aber
nicht erblicken, von wem sie stammten.
»Was
sind das für Menschen und wo gehen die alle hin? Doch nicht etwa
auf einen Waldspaziergang?«, fragte Roxy und blickte einen
großen Mann in einem braunen Umhang hinterher, der grummelnd an
ihnen vorbeigestiefelt war.
»Ich
denke, sie benutzen das gleiche Tor, durch das wir gleich gehen
werden. Es gibt nur dieses eine Tor in der Region.«
»Und
wo stehen die anderen?«
»Ich
denke, es müsste in jeder Ecke Deutschlands eines geben. Auf
jeden Fall weiß ich, dass in Berlin das erste Tor erbaut
wurde«, antwortete Nadia ohne ihren Blick vom Buch abzuwenden.
»Ich
kann mir nicht vorstellen, dass all diese Menschen oder Geschöpfe
tatsächlich zwischen den zwei Welten hin- und
herspringen. Mir ist noch nie einer dieser Gestalten über den
Weg gelaufen.«
»Leute,
ich bin da!«, sagte Lavinia und kam in Stöckelschuhen und
mit frisch aufgesteckten Haaren zu ihnen gestolpert. Ihre Armreifen
klimperten und ihre Ohrringe hatten die Form von goldenen
Ahornblättern.
»Diese
verdammte Wiese, wieso muss sie so löchrig sein?«,
schimpfte sie und schnippte ein Insekt von ihrer feinen Bluse.
»Okay
und wo sind die anderen beiden?«, wollte Roxy
wissen.
»Bin
ich ihre Babysitterin?« Lavinia
wandte sich an Nadia. »Wo geht es lang?«
Diese
klappte ihr Buch zu, stand auf und blickte zu den Umrissen des
Anwesens. »Wollen wir nicht auf die anderen warten?«
»Nein!«
Lavinia schob sie vorwärts.
Roxy
war gespannt, wo Nadia sie hinführen würde. Sie konnte
sehen, dass sich hier einmal eine alte Siedlung befunden hatte.
Überall standen zerstörte Mauern und wenige Meter vor ihr
konnte sie die Überreste eines kleinen Hauses erkennen, von dem
nur noch ein steinerner Türrahmen übrig war. Ihr fiel auf,
dass sie allein waren, keine merkwürdigen Gestalten mehr.
»Also,
ihr geht voran. Ihr müsst euch nur vorstellen, in die andere
Welt zu wollen«, erklärte Nadia und lud sie ein, in das
zerstörte Haus zu steigen.
»Wie?«,
fragte Lavinia.
»Geht
durch den Türrahmen und stellt euch vor, ihr wollt nach
Ayorweden.«
»Keine
Zaubersprüche? Kein Gehexe, gar nichts?« Roxy war
enttäuscht.
»Nein,
und jetzt geh! Die Regeln sagen, wir dürfen uns nicht lange an
einem Tor aufhalten.«
Sie
blickte zu Lavinia, die sich sichtlich misstrauisch umsah, dann ging
sie durch das Tor. Roxy hatte kurz das Empfinden, sie wäre in
einem dunklen Raum gelandet, doch plötzlich stand sie am selben
Ort wie zuvor. Enttäuscht drehte sie sich um und erkannte mit
Schrecken, dass die beiden anderen verschwunden waren.
»Wo
zum Henker?«, fluchte sie, doch im selben Moment tauchte
Lavinia wie aus dem Nichts auf. Nadia stand gleich darauf neben ihr.
Lavinia
blickte sich enttäuscht um. »Na wunderbar, jetzt stehen
wir zwischen den Grundmauern. Was hat uns das gebracht?«
»Vielleicht
sollten wir mit Motzig gehen. Du kannst es offensichtlich nicht«,
sagte Roxy und sah Nadia böse an.
Ein
lautes Brüllen ließ die drei herumfahren. Vor ihnen fuhr
ein Kutscher mit einem Wagen vor, der mit gelben Planen bedeckt war.
Erst wunderte sich Roxy über diese Art der Fortbewegung, doch,
als sie sah was den Wagen zog, fasste sie sich an die Kehle.
»Hat
wohl doch geklappt.« Nadia stiefelte erhobenen Hauptes an Roxy
und Lavinia vorbei. Lavinia begaffte,
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