Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Saum hervor.«
Maxim
schob die Akte zurück und stöhnte kurz auf.
In
diesem Moment überfiel Nadia ein ungutes Gefühl. »Schnell,
rein in die Toilette!«, zischte sie und stieß Maxim durch
die Tür. Kaum war er drin, schloss sich diese automatisch.
Eine Magierin, die das Geschehen wohl beobachtet hatte, blickte Nadia
ungläubig an.
»Sie
kennen doch die Männer! Müssen ständig aufs Klo,
sobald man mit der Kutsche unterwegs ist. Wir müssen heute noch
bis zum Tempel Fordou im Gongtoogebirge«, sagte Nadia mit ihrem
zwanghaften Lächeln.
»Oh«,
machte die Magierin nur und nickte zustimmend, während sie
weiterging.
Doch
der tatsächliche Grund kam eben die Treppen herauf. Stadtwalter
Korbinian mit Frau Edelweiß!
Nadia
hatte den Stadtwalter vorher noch nie in echt gesehen und staunte
nicht schlecht. Nicht über seine edlen und teuren Gewänder,
sondern über seinen überdimensional dicken Bauch. Sein Kopf
war fast ebenso rund, über seiner Oberlippe zappelte ein grauer
Schnurrbart und seine grauen fettigen Haare waren sorgfältig
seitlich gescheitelt. Er blieb mit Frau Edelweiß vor Nadia
stehen. Sie hoffte, er
würde sie nicht erkennen. Die Chancen waren gut, schließlich
hatte er sie noch nie vorher gesehen.
Korbinian
musterte sie misstrauisch und seine Augen weiteten sich erschrocken. »Sie …
Sie sind doch eine dieser Unruhestifter!«
Nadias
Hoffnungen waren zerschlagen. Vermutlich verbreitete sich Tratsch in
Ayorweden genauso schnell wie auf der Erde.
»Eigentlich
ist mein Name Nadia Braun, freut mich, Sie
kennenzulernen.« Nadia hoffte mit ausgestreckter Hand, die
Lage etwas zu beruhigen.
Der
Stadtwalter zog seine weiter zu sich heran, als wäre Nadia
giftig. »Was
zum Teufel machen Sie hier? Was haben Sie hier verloren?«,
sagte Korbinian außer sich vor Zorn. Oder war es Angst? Sein
Schnurrbart zitterte bei jeder Silbe unheilvoll.
Nadia
wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie ließ langsam ihre
Hand sinken und sah Frau Edelweiß ratlos an.
Diese
schüttelte kaum merkbar den Kopf.
Doch
es war bereits zu spät, Korbinian musterte seine Beamtin
fragend.
Sie
kaute nervös auf ihren Lippen. Vermutlich wusste sie nicht, was
sie sagen sollte.
»Eleonora?
Was tut diese Person hier?« Seine Stimme klang spitz und
wütend.
»Frau
Braun ist kulturell sehr interessiert. Sie hat vermutlich gedacht,
heute wäre Tag der offenen Tür. Aber wir mussten ihn ja
wegen den Bauarbeiten im Erdgeschoss verschieben. Sie erinnern sich
bestimmt Herr Stadtwalter.« Eleonora Edelweiß hatte
schnell und sachlich gesprochen, als hätte sie Zeit gehabt, es
auswendig zu lernen.
Korbinian
blickte wieder zu Nadia. Sie versuchte, etwas darauf zu antworten,
doch ihr fiel nichts ein.
»Sind
noch mehr von euch Kriminellen hier?«, fragte Korbinian etwas
ruhiger.
Doch
noch immer spürte
Nadia kleine Spucketropfen auf ihrer Wange landen. »Nein, nur ich. Und
ich habe keine Straftaten begangen, also bin ich genau genommen nicht
kriminell.«
In
diesem Moment drehte sich der Türknauf zur Herrentoilette und
Maxim kam herausspaziert. Die Augen des Stadtwalters weiteten sich
erneut.
»O
Maxim, du bist ja auch hier! Was für ein Zufall! Weißt du
was? Der Tag der offenen Tür findet heute gar nicht statt. Der
wurde verschoben, wegen der Bauarbeiten im Erdgeschoss!«, sagte
Nadia schnell.
»Was
für ein Tag der offenen Tür?«
Olga
N adia
die vor zitternden Knien kaum laufen konnte, lehnte sich an eine
Backsteinmauer und stemmte ihre Arme in die Hüften.
Unter
drohenden Gebärden und wüsten Schreien des Stadtwalters
Korbinian hatten Nadia und Maxim das Magier-Register-Amt verlassen
müssen und neben vielen Tausend Tröpfchen Spucke Hausverbot
in jedem staatlichen Gebäude der Stadt St. Benedikt und des
dazugehörigen Bundeslandes Arcancieels erhalten, solange das
Verfahren gegen sie noch lief.
»Puh,
da hatten wir aber Glück, dass wir es rausgeschafft haben bevor
er den Sicherheitsdienst rufen konnte«, sagte Maxim und atmete
erleichtert aus.
»Glück
gehabt! Das kannst du laut sagen. Unglaublich, wie wir es geschafft
haben, die Akte aus dem Amt zu stehlen.« Nadia war sich nicht
sicher, ob sie schon wieder laufen konnte, weshalb sie sich erst
einmal in der engen Gasse, in der sie sich befanden, umsah. Zittrig
kicherte sie über ihre waghalsige Tat.
»Ach
so, ja das … da gibt es noch ein Problem«, sagte Maxim
leise und zog die Augenbrauen zusammen.
»Ein
Problem?«, wiederholte Nadia. Ihre Knie gaben ein
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