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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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entsetzlich aufgerissen. Vor ihm stand ein riesiger Bastard.
    Tenaka stieß einen Schrei aus, als das Wesen den Mann angriff, und es schoß herum und starrte den Krieger aus blutroten Augen an. Er wußte, daß er dem Tod ins Antlitz blickte, denn kein Mensch konnte es mit diesem Wesen aufnehmen und mit dem Leben davonkommen. Renya lief an seine Seite, den Dolch vor sich ausgestreckt.
    »Geh zurück!« befahl Tenaka.
    Sie beachtete ihn nicht. »Was jetzt?« fragte sie kühl.
    Das Untier erhob sich zu seiner vollen Größe von zwei Meter siebzig und breitete die klauenbewehrten Arme weit aus. Es war offensichtlich zum Teil ein Bär.
    »Lauft!« schrie der Verwundete. »Bitte, laßt mich allein.«
    »Ein guter Rat«, meinte Renya.
    Tenaka sagte nichts, und das Biest griff an und schickte dabei ein Gebrüll durch den Wald, das einem das Blut gefrieren ließ. Tenaka duckte sich, die violetten Augen fest auf die schreckliche Gestalt gerichtet, die sich auf ihn stürzte.
    Als der Schatten der Bestie auf ihn fiel, sprang er mit einem Kriegsschrei der Nadir vor.
    Und das Biest verschwand.
    Tenaka stürzte in den Schnee, und sein Schwert entglitt ihm. Sofort rollte er sich wieder auf die Füße und kam vor dem Verwundeten hoch, der jetzt dastand und lächelte. Weder seine blaue Tunika noch er selbst zeigte Spuren einer Wunde.
    »Was geht hier vor, bei allen Göttern?« wollte Tenaka wissen.
    Die Gestalt des Mannes schimmerte und verschwand. Tenaka fuhr zu Renya herum, die mit großen Augen den Baum anstarrte.
    »Jemand hält uns zum Narren«, sagte Tenaka und klopfte sich den Schnee von der Tunika.
    »Aber warum?« fragte das Mädchen.
    »Ich weiß nicht. Laß uns gehen – der Wald hat seinen Zauber verloren.«
    »Sie waren so wirklich«, sagte Renya. »Ich dachte, es wäre zu Ende mit uns. Was meinst du, waren das Geister?«
    »Wer weiß? Was auch immer sie waren, sie haben keine Spuren hinterlassen, und ich habe keine Zeit, mir über solche Rätsel den Kopf zu zerbrechen.«
    »Aber es muß doch einen Grund haben«, beharrte sie. »War das nur für uns gedacht?«
    Er zuckte die Achseln und half ihr den steilen Hang hinab zu ihrem Lager.
     
    Sechzig Kilometer von ihnen entfernt saßen vier Männer schweigend in einem kleinen Raum. Sie hatten die Augen geschlossen und ihren Geist weit geöffnet. Dann schlug einer nach dem anderen die Augen auf, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und streckte sich, als ob er aus tiefem Schlaf erwachte.
    Ihr Anführer – jener Mann, der scheinbar auf der Lichtung angegriffen worden war – stand auf, ging zu dem schmalen Fenster und blickte hinaus über die Wiesen.
    »Was meint ihr?« fragte er, ohne sich umzusehen. Die drei anderen tauschten einen Blick aus; dann sagte der eine, ein kleiner, kräftiger Mann mit dichtem, gelbem Bart: »Auf jeden Fall ist er würdig. Er hat nicht gezögert, dir zu helfen.«
    »Ist das wichtig?« fragte der Anführer, der immer noch aus dem Fenster schaute.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann sag mir warum, Acuas.«
    »Er ist ein Mann mit einer wichtigen Mission, und doch ist er ein Menschenfreund. Er war eher bereit, sein Leben aufs Spiel zu setzen – nein, es fortzuwerfen – als einen Mitmenschen leiden zu lassen. Das Licht hat ihn berührt.«
    »Was meinst du, Balan?«
    »Es ist noch zu früh für ein Urteil. Der Mann handelt vielleicht einfach nur überstürzt«, antwortete ein großer schlanker Mann mit dichten, dunklen Locken.
    »Katan?«
    Der letzte Mann war ebenfalls schlank, sein Gesicht lang und asketisch, die Augen groß und traurig. Er lächelte.
    »Wäre es meine Wahl, würde ich ja sagen. Er ist würdig. Er ist ein Mann der Quelle, auch wenn er es nicht weiß.«
    »Dann sind wir uns im wesentlichen einig«, sagte der Anführer. »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir mit Decado sprechen.«
    »Aber sollten wir uns zuerst nicht ganz sicher sein, Abt?« fragte Balan.
    »Nichts im Leben ist sicher, mein Sohn. Nur der Tod.«

5
    Es war eine Stunde nach dem Abendläuten. Die Straßen von Drenan waren verlassen, und die große weiße Stadt schwieg. Ein dreiviertel voller Mond stand an einem klaren Himmel und spiegelte sich in tausend nassen Steinen auf der Straße der Säulen.
    Aus den Schatten eines großen Gebäudes kamen sechs Männer in schwarzer Rüstung. Dunkle Helme bedeckten ihre Gesichter. Sie gingen rasch und zielstrebig auf den Palast zu, ohne nach links oder rechts zu blicken.
    Zwei Bastarde, mit schweren Äxten bewaffnet, verstellten ihnen

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