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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ritzte – zweimal am Oberarm, einmal auf der Wange. Blut rann ihm bis zum Kinn. Doch Targon fand keine Schwachstelle, um den tödlichen Hieb anzubringen. Er verlor allmählich die kühle Beherrschtheit, griff mit vermehrter Wut an, doch sein junger Gegner wehrte ihn jedesmal ab.
    Die beiden Männer traten voneinander zurück. Schweiß stand auf ihren Gesichtern. »Du brauchst lange, um zu sterben, Junge«, bemerkte Targon.
    Chareos lächelte. »Du gehst mit dem Schwert um wie ein Nadirweib«, sagte er.
    Targon wurde rot und griff erneut an. Chareos blockte seine Klinge ab, machte eine Bewegung aus dem Handgelenk und stieß seinen Degen tief in Targons rechte Schulter, durchdrang Muskeln und Sehnen. Targon fiel die Waffe aus der Hand, und zum erstenmal stand Furcht in seinen hellen Augen. Sekundenlang beobachtete Chareos seinen Gegner, dann sauste seine Klinge zischend durch die Luft und schlitzte Targon die Kehle auf.
    Der Streiter des Lordregenten taumelte rückwärts und umklammerte mit beiden Händen die Wunde. Blut quoll durch seine Finger, als er auf die Knie sank. Chareos trat vor und setzte dem Sterbenden seinen Stiefel an die Brust. Mit einem verächtlichen Schubs stieß er Targon auf den Rücken. Die Zuschauer verharrten schweigend. Dann rief der Lordregent Chareos nach vorn, während Pagen zu Targon rannten, um die Blutung einzudämmen.
    »Du hast ihm nicht nur das Leben, sondern auch seine Würde genommen«, sagte der Lordregent.
    »Wenn ich könnte, Herr, würde ich ihm in die Hölle folgen und auch seine Seele vernichten«, erwiderte Chareos.
    An jenem Nachmittag hatte Chareos allein an Attalis’ Grab gestanden. »Du bist gerächt, mein Freund«, sagte er. »Er starb, wie du gestorben bist. Ich weiß nicht, ob es wichtig für dich ist. Aber ich habe mich an deine Lehren erinnert und ließ nicht zu, daß mein Haß die Kontrolle über mich gewann. Ich glaube, du wärst stolz auf mich gewesen.« Er schwieg für einen Moment, und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Du warst ein Vater für mich, Attalis. Ich habe dir nie gesagt, wieviel du mir bedeutet hast oder dir auch nur für deine Freundschaft und deine Gesellschaft gedankt. Ich tue es jetzt. Ruhe in Frieden, mein Freund.«
    Ein Vierteljahrhundert später, vor Finns Hütte, weinte Chareos der Schwertmeister wieder um den alten Mann, um seine zerstörten Hoffnungen und seine unerfüllten Träume.
    Es war immer Attalis’ Wunsch gewesen, daß sie eines Tages nach Hause zurückkehren und alles wiederherstellen würden, was verlorengegangen war. Ohne den alten Mann hatte Chareos diesen Traum mit kalter Logik betrachtet – und ihn unbarmherzig von sich geschoben.
    Jetzt trocknete er sich die Augen mit einem Zipfel seines Mantels ab. »Was würdest du von unserer Mission halten, Attalis?« flüsterte er. »Die Jagd nach der Tochter eines Schweinezüchters? Ja, beinahe kann ich dich lachen hören.«
    Er stand auf und ging in die Hütte, wo ein Feuer brannte und in der es warm und gemütlich war. Kiall und Beltzer schliefen vor der Feuerstelle; Maggrig lag in tiefen Träumen auf dem Bett an der gegenüberliegenden Wand. Aus dem Hinterzimmer drang der Schein einer Lampe, und Chareos ging leise durch die Hütte und schaute hinein. Finn saß dort, die Füße auf die Werkbank gelegt, und schnitt müßig Federn für neue Pfeile.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte Chareos und ließ sich dem schwarzbärtigen Jäger gegenüber nieder.
    Finn schwang die Beine zu Boden und rieb sich die Augen. »Ich auch nicht. Was ist mit uns geschehen?«
    Chareos zuckte die Achseln. Im Licht der Laterne sah Finn älter aus; sein Gesicht wirkte wie aus Holz geschnitzt. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen und am Hals, und in seinem dichten Bart glitzerten silberne Fäden. »Du scheinst deinen Frieden gefunden zu haben, mein Freund«, sagte Chareos. »Hier oben in den Bergen hast du Freiheit und mehr Land als manche Könige.«
    »Kein großartiges Leben für einen Jungen – wenn er sich auch nicht beklagt.«
    »Der
Junge
muß jetzt sechsunddreißig sein. Wenn ihm das Leben hier nicht gefällt, ist er alt genug – und manns genug – , das auch zu sagen.«
    »Kann sein«, meinte Finn, nicht recht überzeugt. »Aber trotzdem, vielleicht ist es an der Zeit, weiterzuziehen.«
    »Du wirst nirgendwo einen schöneren Platz finden, Finn.«
    »Das weiß ich«, fauchte der Jäger, »aber es steckt noch mehr dahinter. Ich bin kein Jüngling mehr, Chareos. Ich fühle mich alt. Meine

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