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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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der Ausdruck des Mannes. Er verbeugte sich noch einmal, diesmal ein wenig tiefer als vorgeschrieben. Dann brüllte er einen Befehl, und die zwanzig Soldaten machten kehrt. »Folge mir«, bat er Chien.
    Hinter den großen Toren befand sich kein offener Hof, sondern ein Labyrinth aus Tunneln. Sie gelangten rasch in einen großen Garten östlich des Tores. Eine Reihe von Ställen erstreckte sich zur Rechten, und Chien-tsu stieg ab und erlaubte einem Stallknecht, sein Pferd davonzuführen. Die Gruppe wurde von einem zweiten Offizier übernommen. Er war größer als der erste und trug eine silberne Brustplatte und Helm. Er verbeugte sich korrekt vor Chien und lächelte.
    »Willkommen, Botschafter. Der Khan hatte dich noch nicht erwartet.«
    »Ist es denn heute nicht der Geburtstag?«
    Der Offizier blickte verwirrt drein. »Bitte, folge mir«, sagte er. Chien und seine Begleiter gingen durch ein weiteres kompliziertes System aus Gängen und Korridoren, bis sie schließlich in eine große Vorhalle mit einer gewaltigen Doppeltür aus Eiche gelangten, die mit Silber beschlagen war.
    Vier Wachen standen vor der Tür. Sie traten zur Seite, als der Offizier näher kam, und die Flügel schwangen auf. Zu Chiens Erstaunen erinnerte das Innere des Hauptsaales an ein riesiges Zelt mit Vorhängen und Wandbehängen aus feinster Seide. Am anderen Ende, auf einer erhöhten Plattform, lagerte der Große Khan auf einem satinbezogenen Diwan. Chien trat ein und verbeugte sich tief, wobei er diese Haltung die obligatorischen zehn Herzschläge lang einhielt.
    Der Khan winkte ihn heran. »Willkommen, Botschafter. Ein unerwartetes Vergnügen.« Die Stimme des Mannes war tief und kräftig. Er stand auf und stieg von der Empore. »Wir haben erst morgen mit dir gerechnet.«
    Chien hob die Hände und klatschte, und die vierunddreißig Träger traten vor und stellten die Truhen in einer Reihe vor dem Khan nieder. Dann zogen sich die Männer zurück, die Köpfe geneigt, die Augen abgewandt. Chien verbeugte sich erneut. »Großer Khan, ich bin mit Geschenken vom Göttlichen Herrscher des Goldenen Reiches gekommen, zur Feier des ersten Jahres eurer Vermählung. Im Namen Seiner Majestät möchte ich mich erkundigen, ob Mai-syn deinem Herzen auch weiterhin ausgesuchte Freuden bereitet.«
    »Das tut sie«, antwortete Jungir. »Und jetzt zu den Truhen, wenn es recht ist.«
    Das war nicht die Antwort, die Chien erwartet hatte, doch er ließ sich seine Bestürzung nicht anmerken, und öffnete die erste der silberbeschlagenen Truhen. Er nahm einen schönen Mantel aus silberner Seide heraus, bestickt mit Perlen, und hielt ihn dem Khan hin.
    »Sehr schön«, sagte der Khan. »Sind das alles Kleider?«
    »Nein, Großer Kahn«, erwiderte Chien mit einem gezwungenen Lächeln. Er öffnete die zweite Truhe, die mit Smaragden gefüllt war. Einige waren faustgroß.
    »Was ist das in deinem Land in … sagen wir, Pferden und Männern wert?« fragte der Khan.
    »Ein Mann könnte damit eine Armee von zehntausend Lanzenträgern ausrüsten und sie einen ganzen Sommer lang unterhalten«, antwortete Chien.
    »Gut. Sie gefallen mir. Und die anderen?«
    Einige enthielten Gold, andere Parfüms und Gewürze oder Kleidungsstücke. Die letzte Truhe rief die stärkste Reaktion des Nadir-Kriegsherrn hervor. Chien nahm einen Säbel von blendendem! Glanz heraus. Der Griffschutz war aus Gold, mit Edelsteinen! besetzt; der Griff war mit Goldfaden umwunden. Doch der Knauf war milchweiß und in der Form eines Wolfsschädels geschnitzt.
    Jungir nahm die Klinge und ließ sie durch die Luft sausen. »Sie ist vollkommen«, sagte er mit glänzenden Augen. »Sie ist phantastisch ausgewogen und erstaunlich scharf. Ich bin wirklich erfreut. Überbringe deinem König meinen Dank. Sag ihm, ich hätte nicht gewußt, daß es in seinem Land solche Reichtümer gibt. Wann wirst du die Rückreise antreten? Morgen?«
    »Wie du wünschst, Großer Khan.«
    »Morgen wäre es gut für dich, denn der Winter wird bald die Häfen erreichen, und ich möchte nicht, daß deine Reise unbequem wird.«
    »Es ist freundlich von dir, dich um meine Bequemlichkeit zu sorgen, aber Seine Majestät hat mir aufgetragen, seine Tochter zu sehen und ihr eine Botschaft seiner Liebe und Zuneigung zu überbringen.«
    »Ich werde ihr diese Botschaft mitteilen«, erklärte Jungir hochmütig.
    »Und ich zweifle nicht daran, Großer Khan, daß du sie kunstvoller überbringst, als ich es könnte. Aber mein König hat mir befohlen, seine

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