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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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langsamen Abstieg, und Chien sah die Staubwolke im Südwesten. Sein Herz schlug schneller, und er bemühte sich, ruhig zu bleiben. Er wollte mit kühlen Augen die letzten Momente in Sukais Leben sehen. Chien hegte die schwache Hoffnung, eines Tages ein Gedicht darüber schreiben und es persönlich Sukais Witwe überbringen zu können.
    Als die Nadirtruppe auf den Hügel auftauchte, zwischen den Lager lag, ließ Chien seine geübten Augen über sie schweifen. Es war fast dreihundert Mann, und sein Stolz wuchs. Hier war, endlich die Anerkennung der Barbaren für die Kriegskunst ihrer Gegner – sie schickten dreihundert gegen zwanzig! Chien konnte Sukais Freude beinahe spüren, als er beobachtete, wie die zwanzig Männer zu ihren Pferden liefen. Sukai nahm seine Position in der Mitte ein und zog beide Schwerter. Nagasi, in Chiens rotem Mantel, war an seiner Seite.
    Unter lautem Kriegsgeschrei griffen die Nadir an. Sukai, der die Spitze eines Keils bildete, ließ sein Pferd in Galopp fallen, um ihnen entgegenzureiten. Staub wirbelte unter den Pferdehufen auf. Chien wollte aufstehen, doch Oshi zerrte nervös an seinem Wams, und zögernd setzte Chien sich wieder. Er konnte sehen, wie Sukai sich einen Weg durch die Nadirreihen hieb und schlug, und im Hintergrund erkannte er gerade noch die Züge des Verräters Kubai. Beinahe drang Sukai bis zu ihm durch, doch ein Speer wurde ihm durch die Kehle gestoßen. Er tötete den Speerwerfer, stieß die: zweite Klinge in den Körper eines Nadirkriegers und fiel aus dem Sattel. Der Kampf war kurz, doch Chien wartete, bis er die gefallenen Nadir zählen konnte. Fast neunzig Feinde waren getötet oder verwundet worden.
    Kubai ritt durch die Reihen der Nadir und stieg neben Sukais Leichnam vom Pferd. Dann trat er ihn dreimal, hieb ihm den Kopf ab und hielt ihn an den Haaren hoch, schwang ihn herum und schleuderte ihn schließlich davon, daß er in den Staub rollte.
    Chien zog sich zu den Pferden zurück, gefolgt von Oshi.
    »Sie haben gut gekämpft, Herr«, sagte Oshi.
    Chien nickte und schwang sich in den Sattel. »Der Khan wird teuer für Sukais Tod bezahlen. Das schwöre ich bei den Seelen meiner Vorfahren.«
    Er lenkte sein Pferd nach Südwesten und ritt voran auf die fernen Berge zu. Das Schwert auf dem Rücken, den Jagdbogen in der Hand, hielt er die Zügel locker und ließ den Hengst laufen. Der Wind war kalt auf seinem geschorenen Kopf, doch sein Blut war heiß von der Erinnerung an die Schlacht.
    Die fernen Berge hoben sich gezackt vor dem Himmel ab, ehrfurchtgebietend in ihrer Größe. Die Gipfel waren in Wolken gehüllt.
    »Werden wir die Berge überqueren, Herr?« fragte Oshi ängstlich.
    »Es gibt einen schmalen Paß, der für Reisende keine Gefahren birgt. Dort werden wir sie überqueren.«
    »Haben diese Berge einen Namen? Gehen dort Geister um?«
    »Es sind die Mondberge … und Geister gibt es überall, Oshi. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mache mir nur deinetwegen Sorgen, Herr. Wo werde ich Nahrung finden, um sie dir zuzubereiten? Wo wirst du baden? Wie kann ich deine Kleider reinigen?«
    Chien lächelte und zog an den Zügeln, so daß der Hengst nur noch im Schritt ging. Er wandte sich an Oshi. »Ich habe dich nicht mitgenommen, damit du mir dienst. Ich habe dich mitgenommen, weil du ein alter Mann und ein Freund bist, Oshi. Du hast meinem Vater mit Fleiß und Treue gedient, und mir mit Hingabe und Zuneigung. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich auf deinen Knien gesessen und wundersamen Geschichten von Drachen und Helden gelauscht habe. Ich weiß noch, wie du mich
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trinken und an deinem Feuer Reiskuchen hast essen lassen. Du warst es, Oshi, der mich von meinen Kindheitsängsten geheilt hat, meinen Alpträumen. Nenn mich nicht mehr Herr. Nenn mich Chien, wie du es getan hast, als ich noch ein Kind war.«
    »Dann hast du also beschlossen zu sterben, Herr?« wisperte Oshi und blinzelte seine Tränen fort.
    »Ich glaube nicht, daß selbst ich es mit dem ganzen Nadirvolk aufnehmen und überleben kann, Oshi. Ich habe geschworen, Jungir Khan zu töten. Wenn nötig, werde ich in seinen Palast eindringen und ihn vor allen seinen Generälen niederhauen. Glaubst du etwa, ich könnte nach einer solchen Tat einfach davonspazieren?«
    »Du könntest ihn mit einem Pfeil töten«, schlug Oshi vor.
    »Allerdings. Aber dann würde er nicht wissen, für welches Verbrechen er sterben muß. Nein, es wird mit einem Schwert geschehen. Aber zuerst müssen wir uns vergewissern,

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