Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
ich vor. Aber ich brauche Informationen.«
»In Gulgothir ist alles zu haben, mein Freund. Das weißt du. Wer ist … dieser unkluge Mensch?«
»Ein Landsmann von dir, Matze Chai. Wir haben bereits von ihm gesprochen. Er hat hier einen Palast und steht dem Kaiser nahe.«
Matze Chai fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Ich hoffe, das ist nur ein schlechter Scherz.«
Sein Gast schüttelte den Kopf.
»Du weißt, daß sein Heim von Männern und Dämonen bewacht wird und daß er sehr große Macht hat. Er könnte uns selbst jetzt beobachten.«
»Ja, das könnte er. Aber dagegen kann ich nichts machen.«
»Was brauchst du?« fragte Matze Chai.
»Ich brauche einen Grundriß des Palastes und eine ungefähre Angabe über die Zahl der Wachen und ihre Positionen.«
Matze seufzte. »Du verlangst viel, mein Freund. Wenn ich dir helfe und du wirst gefaßt – und gestehst –, dann ist mein Leben verwirkt.«
»Allerdings.«
»Fünfundzwanzigtausend Raq«, sagte Matze Chai.
»Drenai oder Gothir?« erwiderte der Gast.
»Gothir. Der Drenairaq ist in den vergangenen Monaten gefallen.«
»Das ist fast die Summe, die ich bei dir angelegt habe.«
»Nein, mein Freund, das ist
genau
die Summe, die du bei mir angelegt hast.«
»Deine Freundschaft hat einen hohen Preis, Matze Chai.«
»Ich kenne einen Mann, der mal Mitglied der Bruderschaft war. Aber er wurde allzu süchtig nach Lorassium. Er war einst Hauptmann von Zhu Chaos Wache. Und es gibt noch zwei weitere Männer, die früher dem Herrn dienten, über den wir sprechen, und die Informationen über seine Gewohnheiten geben können.«
»Schicke morgen früh nach ihnen«, sagte Waylander und stand auf. »Jetzt nehme ich das Bad – und die Massage. Oh, noch eine Kleinigkeit. Ehe ich dich aufsuchte, ging ich zu einem anderen Kaufmann, der ebenfalls Geld für mich anlegt. Ich habe einen versiegelten Umschlag mit Anweisungen bei ihm hinterlassen. Wenn ich ihn nicht bis morgen mittag abgeholt habe, wird er ihn öffnen und entsprechend den Anweisungen handeln.«
»Ich verstehe«, sagte Matze mit einem gepreßten Lächeln. »Wir sprechen über den Auftrag, mich zu töten?«
»Ich habe dich immer gemocht, Matze. Du hast einen scharfen Verstand.«
»Deine Maßnahme läßt auf einen gewissen Mangel an Vertrauen schließen«, sagte Matze Chai betrübt.
»Ich traue dir in Gelddingen, mein Freund. Das soll genügen.«
Die Gothir griffen in der Nacht dreimal an. Zweimal versuchten sie, die Mauer zu erstürmen, doch beim drittenmal konzentrierten sie sich auf das Fallgitter. Die Nadir schickten wahre Hagelschauer von Pfeilen in die Reihen der Angreifer, jedoch ohne große Wirkung. Hunderte von Soldaten scharten sich um das Fallgitter und bildeten mit ihren Schilden eine Mauer vor dem verrosteten Eisen, während andere auf die Eisenstangen einhieben und daran sägten.
Orsa Khan, das Halbblut, ließ Lampenöl über die Barrikade aus Karren und Wagen gießen und setzte sie in Brand. Dicker schwarzer Rauch wirbelte um das Tor, so daß die Angreifer zurückgetrieben wurden. Auf den Mauern kämpften Dardalion und die letzten Überlebenden der Dreißig mit den Nadir und wehrten die Angriffe des Feindes ab.
Bei Morgengrauen war der letzte Angriff vorüber, und Dardalion ging zurück durch die Halle, während Vishna und die anderen auf den Wehrgängen blieben. Dardalion versuchte, mit Ekodas Verbindung aufzunehmen, konnte die Mauer der Macht jedoch nicht durchbrechen, die unter der Festung ausstrahlte. Er fand Kesa Khan allein in seinem Zimmer. Der alte Schamane stand an dem schiefen Fenster und starrte über das Tal hinaus.
»Wir haben nur noch drei Tage«, sagte Dardalion.
Kesa Khan zuckte die Achseln. »In drei Tagen kann viel geschehen, Drenai.«
Dardalion schnallte die silberne Brustplatte ab. Dann nahm er seinen Helm ab und setzte sich vor das glühende Kohlebecken auf den Teppich.
Kesa Khan setzte sich zu ihm. »Du bist müde, Priester.«
»Ja«, gab Dardalion zu. »Die Pfade der Zukunft haben mich ausgelaugt.«
»Wie auch mich bei vielen Gelegenheiten. Aber es war die Sache wert, die Zeiten Ulrics zu sehen.«
»Ulric?«
»Der die Stämme eint«, sagte Kesa Khan.
»Ach ja. Der erste, der die Stämme eint. Ich fürchte, ich habe nur wenig Zeit damit verbracht, ihn zu beobachten. Ich war mehr an dem zweiten Mann interessiert. Ein ungewöhnlicher Mann, findest du nicht? Trotz seines gemischten Blutes und seiner gespaltenen Loyalitäten hat er die Nadir
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