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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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davonzulaufen, doch der Mann packte ihren Knöchel, und ein zweiter Mann sprang aus einem Versteck. Miriels Faust krachte gegen das Kinn des zweiten Angreifers, doch sein Gewicht trieb ihn nach vorn, und Miriel wurde zu Boden geworfen, ihre Arme unter ihr festgehalten.
    »Eine echte Höllenkatze«, keuchte der zweite Mann, ein hochgewachsener blonder Waldläufer. »Ist alles in Ordnung mit dir, Jonas?« Der erste Mann kämpfte sich auf die Füße; Blut rann aus seiner Nase in den schwarzen Bart.
    »Halt sie fest, Baris. Ich habe genau die Waffe, um sie zur Vernunft zu bringen.« Der kahl werdende Krieger begann die Riemen seiner Beinkleider zu lösen und trat vor, so daß er über Miriel stand.
    »Du hast gehört, was Morak sagte. Unversehrt«, wandte Baris ein.
    »Ich wüßte nicht, daß eine Frau jemals
davon
versehrt worden ist«, erwiderte Jonas.
    Miriel, die Arme und Schultern nicht bewegen konnte, bog ihren Rücken durch und trat dem Waldläufer mit dem rechten Fuß zwischen die Beine. Jonas grunzte und ging in die Knie. Baris schlug ihr ins Gesicht, packte sie an den Haaren und riß sie hoch. »Du gibst wohl nie auf, was?« fauchte er und schlug sie wieder, diesmal mit der Rückseite der Hand. Miriel sackte gegen ihn.
    »So ist’s schon besser«, sagte er. Ihr Kopf fuhr ruckartig hoch und krachte gegen sein Kinn. Er taumelte zurück; dann zog er sein Messer und holte zum Wurf aus. Miriel, noch halb betäubt, warf sich nach rechts und rollte sich auf die Knie. Dann war sie auf den Beinen und rannte.
    Ein weiterer Mann sprang ihr in den Weg, doch sie wich ihm aus und hatte schon fast die Lichtung erreicht, als ein Stein aus einer Schleuder sie an der Schläfe traf. Sie fiel auf die Knie und versuchte, ins Unterholz zu kriechen, doch das Geräusch von Schritten hinter ihr sagte ihr, daß sie am Ende war. Ihr Kopf schmerzte, und ihr schwanden die Sinne. Dann hörte sie Angels Stimme.
    »Zeit zu sterben, Jungs.«
     
    Miriel erwachte in ihrem eigenen Bett, einen feuchten Lappen auf der Stirn. Ihr Kopf dröhnte schmerzhaft. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch ihr wurde erst schwindlig, dann übel. »Bleib still liegen«, sagte Angel. »Das war ein böser Treffer. Du hast eine Beule so groß wie ein Gänseei.«
    »Hast du die Männer getötet?« fragte sie mit schwacher Stimme.
    »Nein. Habe noch nie Männer so schnell laufen gesehen. Sie verschwanden in einer Staubwolke. Ich glaube, sie haben mich erkannt. Das war sehr erfreulich.«
    Miriel schloß die Augen. »Bitte sag meinem Vater nicht, daß ich ohne Waffen hinausgegangen bin.«
    »Nein. Aber es war dumm. Woran hast du gedacht? An deinen Traum?«
    »Nein, nicht den Traum. Ich war … war einfach nur dumm, wie du schon sagst.«
    »Der Mann, der nie einen Fehler macht, macht niemals etwas«, sagte er.
    »Ich bin kein Mann!«
    »Das habe ich wohl bemerkt. Aber ich bin sicher, das gilt auch für Frauen. Zwei der Männer bluteten, also hast du ihnen wohl ein paar Wunden zugefügt, ehe sie dich niederwarfen. Gut gemacht, Miriel.«
    »Das ist das erste Mal, daß du mich lobst. Sei vorsichtig. Es könnte mir zu Kopf steigen.«
    Er tätschelte ihre Hand. »Ich kann ein gemeiner Hurensohn sein, ich weiß. Aber du bist ein prima Mädchen – zäh, stark, entschlossen. Ich möchte nicht, daß sie deinen Geist zerstören – aber ich möchte deinen Körper ebensowenig zerstört sehen. Und ich beherrsche nur eine Art, jemanden etwas zu lehren. Ich bin nicht einmal sicher, daß ich die sehr gut beherrsche.«
    Miriel versuchte zu lächeln, doch der Schmerz wurde stärker, und sie spürte, wie sie in den Schlaf hinüberglitt.
    »Danke«, sagte sie noch. »Danke, daß du da warst …«
     
    Von seinem hohen Arbeitszimmerfenster aus sah Dardalion die Truppe von Lanzenreitern den gewundenen Pfad emporkommen, fünfundzwanzig Männer in silberner Rüstung, mit roten Umhängen, auf jettschwarzen Pferden, deren Flanken mit Ketten gepanzert waren. An ihrer Spitze ritt ein Mann, den Dardalion gut kannte. Im Vergleich zur geschmeidigen, martialischen Vollkommenheit seiner Krieger hätte Karnak eigentlich komisch aussehen müssen, mit seinem Übergewicht und den schreienden Farben seiner Kleidung: roter Umhang, orangefarbenes Hemd, grüne Hosen, an denen blaue Beinschoner hingen, und darunter schwarze Reitstiefel mit silbernem Rand. Aber niemand lachte über seine exzentrische Kleidung. Denn dies war der Held von Dros Purdol, der Retter der Drenai.
    Karnak der Einäugige.
    Die

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