Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
körperliche Kraft des Mannes war legendär, aber sie verblaßte vor der ungeheuren Macht seiner Persönlichkeit. Mit einer Rede konnte er einen zusammengewürfelten Haufen aus Bauern in schwertschwingende Helden verwandeln, die einer Armee trotzten. Dardalions Lächeln schwand. Ja, und sie würden für ihn sterben,
waren
für ihn gestorben – zu Tausenden. Sie würden auch weiterhin für ihn sterben.
    Vishna betrat das Studierzimmer, und seine Geiststimme flüsterte in Dardalions Gedanken: »Wird ihre Ankunft die Debatte verzögern, Vater?«
    »Nein.«
    »War es klug, Ekodas zu befehlen, die rechte Sache zu vertreten?«
    »Ist es denn die rechte Sache?« entgegnete Dardalion laut und drehte sich zu dem Adeligen aus Gothir mit dem dunklen Bart um.
    »Du hast es mich immer so gelehrt.«
    »Wir werden sehen, mein Junge. Jetzt geh hinunter und geleite Graf Karnak zu mir. Und sorge dafür, daß seine Männer zu essen bekommen und die Pferde versorgt werden. Sie haben einen weiten Ritt hinter sich.«
    »Ja, Vater.«
    Dardalion ging wieder ans Fenster, doch er sah weder die fernen Berge noch die Gewitterwolken, die im Norden drohten. Statt dessen sah er wieder die Hütte am Berg, die beiden verängstigten Kinder und die beiden Männer, die gekommen waren, sie zu töten. Und er spürte das Gewicht der tödlichen Waffe in seinen Händen. Er seufzte. Die rechte Sache? Das wußte nur die QUELLE.
    Er hörte dröhnendes Gelächter von der Wendeltreppe, die zu seinem Raum führte, und empfand die ungeheure physische Präsenz Karnaks, ehe der Mann auch nur die Schwelle überschritten hatte.
    »Götter, es tut gut, dich zu sehen, alter Junge!« dröhnte Karnak, schritt durch den Raum und hieb mit einer gewaltigen Pranke auf Dardalions Schulter. Das Lächeln des Mannes war breit und echt, und Dardalion erwiderte es.
    »Und dich, Graf. Ich sehe, dein Geschmack in Fragen der Kleidung ist so farbenfroh wie eh und je.«
    »Gefällt’s dir? Der Mantel ist aus Mashrapur, das Hemd aus einer kleinen Weberei in Drenan.«
    »Sie stehen dir gut.«
    »Himmel, du bist ein elender Lügner, Dardalion. Deine Seele wird dereinst im Höllenfeuer schmoren. Und jetzt setz dich und laß uns über wichtigere Dinge reden.« Der Führer der Drenai ging um den Schreibtisch zu Dardalions Stuhl, so daß der schlanke Abt ihm gegenüber Platz nehmen mußte. Karnak schnallte seinen Schwertgürtel ab und legte ihn neben sich auf den Boden; dann ließ er seine Körpermassen in den Stuhl plumpsen. »Verdammt unbequemes Möbel«, sagte er. »So, wo waren wir? Ach, ja! Was kannst du mir über die Ventrier sagen?«
    »Sie werden innerhalb dieser Woche auslaufen und in Purdol, Erekban und an der Mündung des Earis landen«, antwortete Dardalion.
    »Wie viele Schiffe?«
    »Mehr als vierhundert.«
    »So viele, hm? Ich nehme nicht an, daß du in Erwägung ziehst, die Bastarde mit einem Sturm zu versenken?«
    »Selbst wenn ich es könnte – was ich nicht kann –, würde ich eine solche Bitte ablehnen.«
    »Natürlich«, sagte Karnak mit einem breiten Grinsen. »Liebe, Frieden, die QUELLE, Anstand und so weiter. Aber es gibt Leute, die das könnten, oder?«
    »So heißt es«, gab Dardalion ihm recht, »unter den Nadir und Kiatze. Aber die Ventrier haben eigene Zauberer, Herr, und ich zweifle nicht daran, daß sie Opfer darbringen und Zauber einsetzen, um gutes Wetter zu gewährleisten.«
    »Mach dir keine Gedanken um ihre Probleme«, erwiderte Karnak. »Könntest du einen Dämonenbeschwörer für mich auftreiben?«
    Jetzt war es Dardalion, der lachte. »Du bist ein Wunder, Herr. Und ich werde so frei sein, diese Bitte als Scherz aufzufassen.«
    »Was sie natürlich nicht war«, sagte Karnak. »Aber du hast deinen Standpunkt klargemacht. Und was ist mit den Gothir?«
    »Sie haben ein Abkommen mit den Sathulistämmen getroffen, die eine Invasionstruppe ungehindert durchziehen lassen werden, um die Sentranische Ebene zu besetzen, sobald die Ventrier gelandet sind. Etwa zehntausend Mann.«
    »Ich wußte es!« fauchte Karnak verärgert. »Welche Legionen?«
    »Die Erste, die Zweite und die Fünfte. Dazu zwei Söldnerlegionen, die aus vagrischen Flüchtlingen bestehen.«
    »Großartig. Die Zweite und die Fünfte machen mir keinen Kummer – unsere Spione sagen, sie bestehen vorwiegend aus frischen Rekruten mit wenig Disziplin. Aber die Erste besteht aus den besten Soldaten des Kaisers, und die Vagrier kämpfen wie tollwütige Tiger. Trotzdem, ich habe noch eine Woche, sagst

Weitere Kostenlose Bücher