Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Aber so was ist auch nicht gerade häufig. Und ein ventrischer Adeliger würde sich zum Gespött der Leute machen, wenn er eine Frau zurücknähme, die – sagen wir mal – mißbraucht wurde. Nein, er hat sich bereits von ihr scheiden lassen. Es ist der Sohn, der eine Rolle für ihn spielt. Wenn ich ihn aufspüre, erhalte ich hundert Goldstücke. Wenn ich ihn retten kann, steigt der Preis auf tausend.«
    Der nächste Krug Wein kam. Druss füllte seinen Becher und bot Varsava den Krug an, doch er lehnte ab. »Mir dreht sich schon langsam der Kopf, mein Freund. Du mußt hohle Beine haben.«
    »Wie viele Männer hast du?« fragte Druss.
    »Keinen. Ich arbeite allein.«
    »Und du weißt, wo der Junge ist?«
    »Ja. Tief in den Bergen gibt es eine Festung namens Valia. Es ist ein Ort für Diebe, Mörder, Ausgestoßene und Deserteure. Dort herrscht Cajivak – schon mal von ihm gehört?« Druss schüttelte den Kopf. »Der Mann ist in jeder Hinsicht ein Ungeheuer. Größer als du und furchterregend im Kampf. Er kämpft auch mit der Axt. Und er ist wahnsinnig.«
    Druss trank den Wein, rülpste und beugte sich vor. »Viele gute Krieger werden für verrückt gehalten.«
    »Ich weiß – aber Cajivak ist anders. Im letzten Jahr hat er Überfälle geführt und dabei ein so sinnloses Gemetzel veranstaltet – du würdest es nicht glauben. Er läßt seine Opfer auf Pfähle spießen oder ihnen bei lebendigem Leibe die Haut abziehen. Ich habe einen Mann kennengelernt, der ihm fast fünf Jahre diente. Auf diese Weise habe ich herausgefunden, wo der Junge ist. Er sagte, manchmal spräche Cajivak mit einer anderen Stimme, tief und kalt, und wenn das der Fall ist, glitzern seine Augen seltsam. Und immer wenn ihn dieser Wahnsinn überfällt, tötet er. Ob einen Diener, eine Kneipenhure oder einen Mann, der einfach nur aufschaut, wenn Cajivaks Blick auf ihn fällt. Nein, Druss, hier handelt es sich um Wahnsinn … oder Besessenheit.«
    »Wie willst du den Jungen retten?«
    Varsava breitete die Hände aus. »Darüber dachte ich gerade nach, als du kamst. Bis jetzt habe ich noch keine Antwort.«
    »Ich helfe dir«, sagte Druss.
    Varsavas Augen wurden schmal. »Für wieviel?«
    »Du kannst das Geld behalten.«
    »Warum dann?« fragte der Schwertkämpfer erstaunt.
    Doch Druss lächelte nur und schenkte sich noch einmal ein.
     
    Druss stellte fest, daß Varsava ein angenehmer Gefährte war. Der große Messerkämpfer sprach nur wenig auf ihrer Reise durch die Berge bis hinauf in die Hochtäler über der Ebene, auf der Lania lag. Beide Männer trugen Rucksäcke, und Varsava hatten einen breitkrempigen braunen Lederhut auf, in dessen Band eine Adlerfeder steckte. Der Hut war alt und verbeult, die Feder zerfetzt und glanzlos. Druss hatte gelacht, als er ihn zum erstenmal mit dem Hut sah, denn Varsava war ein gutaussehender Mann; seine Kleider waren makellos und aus feiner grüner Wolle gefertigt, die Stiefel aus weichem Lammleder. »Hast du eine Wette verloren?« fragte Druss.
    »Eine Wette?« gab Varsava zurück.
    »Ja. Warum sonst solltest du einen solchen Hut tragen?«
    »Ach so!« sagte der Messerkämpfer. »Ich nehme an, das gilt bei euch Barbaren als Humor. Du mußt wissen, daß dieser Hut einst meinem Vater gehörte.« Er grinste. »Es ist ein magischer Hut, und er hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet.«
    »Ich dachte, Ventrier würden nie lügen«, meinte Druss.
    »Nur Adelige«, stellte Varsava richtig. »Wie auch immer, in diesem Fall sage ich die Wahrheit. Der Hut hat mir geholfen, aus einem Verlies zu entkommen.« Er nahm ihn ab und warf ihn Druss zu. »Schau mal unter das innere Hutband.«
    Druss tat es und sah eine hauchdünne Klinge auf der rechten Seite, während sich auf der linken eine gekrümmte Stahlnadel befand. Vorn spürte er drei Münzen und drückte eine heraus: Sie war aus Gold. »Ich nehme alles zurück«, sagte Druss. »Ein schöner Hut.«
    Die Luft war frisch und kühl hier, und Druss fühlte sich frei. Es war fast vier Jahre her, seit er Sieben in Ectanis gelassen hatte und allein weiter zu der besetzten Stadt Resha gereist war, auf der Suche nach dem Kaufmann Kabuchek und Rowena. Er hatte das Haus gefunden, doch Kabuchek war einen Monat zuvor abgereist, um Freunde in Naashan zu besuchen. Druss war ihm bis zur naashanitischen Stadt Pieropolis gefolgt. Dort hatte er dann jede Spur des Kaufmanns verloren.
    Zurück in Resha entdeckte er, daß Kabuchek seinen Palast verkauft hatte und sein Aufenthaltsort

Weitere Kostenlose Bücher