Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
daß seine Zähne splitterten. Bewußtlos flog der Messerwerfer rücklings gegen einen seiner Kumpane. Ein Krieger sprang Druss an, zielte mit seinem Messer auf seinen Bauch, doch Druss schlug die Klinge beiseite und hämmerte dem Mann eine linke Gerade ans Kinn. Die verbleibenden Krieger stürmten herbei. Ein Messer drang durch Druss’ Wams und ritzte ihm die Hüfte auf. Druss packte den nächsten Krieger, zerrte ihn zu sich heran und rammte seinen Kopf mit aller Wucht gegen den des anderen. Dann wirbelte er herum und schlug einen weiteren Angreifer nieder. Der Mann kollerte durch die Senke und versuchte, aufzustehen; dann aber lehnte er sich sitzend an einen Baum. Er hatte jedes Interesse an dem Kampf verloren.
Während er mit zwei Männern rang, hörte Druss einen Schrei, der ihm das Blut in den Adern gerinnen ließ. Seine Angreifer erstarrten. Druss riß seinen Arm los und traf den Mann mit einem furchtbaren Schlag gegen den Hals. Der zweite ließ den Axtschwinger los und flüchtete aus der Senke. Druss’ helle Augen suchten die Umgebung nach neuen Gegnern ab. Doch nur Varsava stand dort. Von seinem Jagdmesser rann Blut. Neben ihm lagen zwei Tote. Drei andere Männer, die Druss geschlagen hatte, lagen dort, wo sie zu Boden gefallen waren, und der eine Krieger saß noch immer an den Baum gelehnt. Druss ging zu ihm hinüber und zerrte ihn auf die Füße. »Zeit zu gehen, Freundchen!« sagte er.
»Töte mich nicht!« flehte der Mann.
»Wer hat hier was von Töten gesagt? Verschwinde!«
Der Bursche stolperte auf weichen Knien davon, während Druss zu dem alten Mann ging, der an den Baum gefesselt war. Nur eine seiner Wunden war tief. Druss band in los und legte ihn auf die Erde. Rasch zog er das Messer aus dem Schenkel des Alten, als Varsava herbeikam. »Das muß genäht werden«, sagte er. »Ich hole meinen Rucksack.«
Der alte Mann lächelte mühsam. »Ich danke euch, meine Freunde. Ich fürchte, die Kerle hätten mich umgebracht. Wo ist Dulina?«
Druss schaute sich um, doch das Mädchen war nirgends zu sehen. »Ihr ist nichts geschehen«, sagte er. »Ich glaube, sie ist davongerannt, als die Schlägerei begann.« Druss legte eine Aderpresse auf die Beinwunde; dann stand er auf und untersuchte die Verwundeten. Die beiden Männer, die Varsava angegriffen hatten, waren tot, ebenso ein dritter, dessen Genick gebrochen war. Die beiden übrigen waren bewußtlos. Druss rollte sie auf den Rücken, schüttelte sie wach und stellte sie auf die Beine. Einer der beiden sackte sofort wieder zu Boden.
»Wer bist du?« fragte der Krieger, der noch stand.
»Ich bin Druss.«
»Cajivak wird dich dafür töten lassen. Wenn ich du wäre, würde ich die Berge verlassen.«
»Du bist aber nicht ich, Freundchen. Ich gehe, wohin es mir paßt. Jetzt nimm deinen Kameraden und bring ihn nach Hause.«
Druss zerrte den anderen Krieger wieder hoch und schaute den beiden hinterher, als sie die Senke verließen. Als Varsava mit seinem Rucksack zurückkehrte, ging ein junges Mädchen neben ihm. Sie hielt ihr zerfetztes Kleid zusammen. »Sieh mal, was ich gefunden habe«, sagte Varsava. »Sie versteckte sich unter einem Busch.« Ohne das Mädchen zu beachten, grunzte Druss und ging zum Bach, wo er sich hinkniete und trank.
Hätte er Snaga bei sich gehabt, würde die Senke jetzt in Blut schwimmen und wäre von Toten übersät. Er lehnte sich zurück und starrte ins Wasser.
Als er die Axt verlor, hatte Druss das Gefühl, als wäre ihm eine Last von der Seele genommen. Der Priester in Capalis hatte recht gehabt: Snaga war eine dämonische Waffe. Druss hatte gemerkt, wie ihre Macht wuchs, wenn die Schlachten tobten; er hatte die aufbrausende, wilde Kampfeslust genossen, die ihn überschwemmte wie eine Flutwelle. Doch nach den Kämpfen kam das Gefühl der Leere und der Ernüchterung. Selbst das würzigste Mahl erschien ihm fad; selbst Sommertage waren grau und farblos.
Dann kam der Tag in den Bergen, als die Naashaniter ihn allein antrafen. Er hatte fünf von ihnen getötet, doch mehr als fünfzig Männer waren ihm durch den Wald gefolgt. Druss hatte versucht, das Kliff zu überqueren, doch da er die Axt festhalten mußte, waren seine Bewegungen langsam und ungeschickt. Dann hatte der Sims nachgegeben, und er war gestützt, kopfüber durch die Luft gewirbelt. Noch im Fallen schleuderte er die Axt von sich und versuchte, aus dem Fall einen Sprung zu machen, doch er paßte es schlecht ab und war mit einem gewaltigen Platscher auf dem
Weitere Kostenlose Bücher