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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Rücken gelandet, so daß die Luft pfeifend aus seinen Lungen wich. Der Fluß führte Hochwasser, und die Strömung trug ihn mehr als drei Kilometer weit, ehe es ihm gelang, eine ins Wasser ragende Baumwurzel zu packen. Er zog sich aus dem Fluß, setzte sich – wie eben jetzt – und starrte ins Wasser.
    Snaga war fort.
    Und Druss fühlte sich frei. »Danke, daß du meinem Großvater geholfen hast«, sagte eine zarte Stimme, und er drehte sich um und lächelte.
    »Haben sie dir weh getan?«
    »Nur ein bißchen«, sagte Dulina. »Sie haben mir ins Gesicht geschlagen.«
    »Wie alt bist du?«
    »Zwölf – fast dreizehn.« Sie war ein hübsches Kind mit großen, haselnußbraunen Augen und hellbraunem Haar.
    »Nun, jetzt sind sie weg. Seid ihr aus dem Dorf?«
    »Nein. Großvater ist Kesselflicker. Wir ziehen von Ort zu Ort. Er schärft Messer und repariert Sachen. Er ist sehr klug.«
    »Wo sind deine Eltern?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln. »Ich hatte nie welche, nur Großvater. Du bist sehr stark – aber du blutest ja!«
    Druss lachte leise. »Ich heile rasch, Kleine.« Er zog sein Wams aus und untersuchte die Wunde an seiner Hüfte. Die Haut war aufgeritzt, doch der Schnitt war nicht tief.
    Varsava kam zu ihnen. »Das sollte auch genäht werden, großer Held«, sagte er. In seiner Stimme lag Gereiztheit.
    Noch immer floß das Blut aus der Wunde. Druss streckte sich aus und lag still, während Varsava, nicht gerade sanft, die Hautlappen zusammenzog und sie mit einer krummen Nadel durchstach. Als er fertig war, stand der Messerkämpfer auf. »Ich schlage vor, wir verschwinden hier und marschieren zurück nach Lania. Ich glaube, unsere Freunde werden rasch wieder hier erscheinen.«
    Druss streifte sein Wams über. »Was ist mit der Stadt und deinen tausend Goldstücken?«
    Varsava schüttelte ungläubig den Kopf. »Diese … Eskapade … von dir hat jeden meiner Pläne zerstört. Ich kehre nach Lania zurück und beanspruche meine hundert Goldstücke dafür, daß ich den Jungen aufgespürt habe. Und was dich betrifft … nun, du kannst gehen, wohin du willst.«
    »Du gibst rasch auf, Messerkämpfer. Wir haben ein paar Schädel geknackt – na und? Cajivak hat Hunderte von Männern. Er wird sich nicht für jede Prügelei interessieren.«
    »Es ist nicht Cajivak, der mir Sorgen macht, Druss. Du bist es. Ich bin nicht hier, um Jungfrauen zu retten oder Drachen zu töten oder was sagenhafte Helden sonst tun. Was passiert, wenn wir in die Stadt kommen und du siehst … irgendein unglückliches Opfer? Kannst du daran vorbeigehen? Kannst du an einem Plan festhalten, der uns Erfolg bringt?«
    Druss dachte einen Augenblick nach. »Nein«, sagte er schließlich. »Nein, ich würde niemals einfach vorbeigehen.«
    »Das dachte ich mir, verdammt noch mal! Was willst du eigentlich beweisen, Druss? Willst du noch mehr Lieder über dich? Oder willst du einfach nur jung sterben?«
    »Ich will nichts beweisen, Varsava. Und ich sterbe vielleicht jung. Aber ich werde nie in einen Spiegel schauen und mich schämen, weil ich zugesehen habe, wie ein alter Mann leidet oder ein Kind vergewaltigt wird. Und ich werde auch nie von einem Friedensstifter verfolgt werden, der grundlos umgebracht wurde. Geh, wohin du willst, Varsava. Bring diese Menschen zurück nach Lania. Ich werde in die Stadt gehen.«
    »Sie werden dich töten.«
    Druss zuckte die Achseln. »Alle Menschen sterben. Ich bin nicht unsterblich.«
    »Nein, nur dumm«, fauchte Varsava, machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.
     
    Michanek legte sein blutiges Schwert auf die Brüstung und schnallte den Kinnriemen seines Bronzehelms los, nahm ihn ab und genoß den plötzlichen Schwall kühler Luft auf seinem schweißnassen Kopf. Die ventrische Armee fiel in einiger Unordnung zurück, nachdem sie den großen Rammbock vor dem Tor zurückgelassen hatte, umgeben von Toten. Michanek ging zur Rückseite der Wehrgänge und schrie einer Schwadron unten Befehle zu.
    »Öffnet das Tor und zieht den verdammten Rammbock rein«, rief er. Er zog einen Lappen aus seinem Gürtel, wischte sein Schwert sauber und steckte es in die Scheide.
    Der vierte Angriff des Tages war zurückgeschlagen worden. Heute würde es keine weiteren Kämpfe mehr geben. Trotzdem schienen nur wenige Männer es eilig zu haben, die Mauer zu verlassen. In der Stadt dezimierte die Pest die Zivilbevölkerung. Nein, dachte er, es ist weit schlimmer. Weit mehr als einer von zehn Menschen litt inzwischen an der Krankheit.
    Gorben

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