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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sich, wo Rowena in dieser dunklen, wilden Nacht sein mochte. Tobte dort, wo sie schlief, auch ein Gewitter? Oder war es eine ruhige Nacht? Fühlte sie den Verlust, oder war Druss nur eine schwache Erinnerung an ein anderes Leben in den Bergen? Er sah, daß das Kind eingeschlafen war, den Kopf in seine Armbeuge gebettet.
    Druss hielt sie sanft, aber fest im Arm, stand auf und trug sie zurück ans Feuer, wo er sie auf ihre Decke legte und das letzte Feuerholz nachlegte.
    »Du bist ein guter Mann«, sagte eine leise Stimme. Druss blickte auf und sah, daß der alte Kesselflicker wach war.
    »Was macht das Bein?«
    »Es tut weh, aber es wird schon heilen. Du bist traurig, mein Freund.«
    Druss zuckte die Achseln. »Es sind traurige Zeiten.«
    »Ich hörte, wie du mit deinem Freund sprachst. Es tut mir leid, daß ihr anderen nicht mehr helfen könnt, weil ihr mir geholfen habt.« Er lächelte. »Nicht, daß ich es mir anders wünschte, versteh mich recht.«
    Druss lachte. »Ich auch nicht.«
    »Ich bin Ruwaq der Kesselflicker«, sagte der alte Mann und streckte ihm eine knochige Hand entgegen.
    Druss schüttelte sie und setzte sich neben ihn. »Woher kommst du?«
    »Ursprünglich? Aus Matapesh, weit im Osten von Naashan und nördlich der Opaldschungel. Aber ich war immer ein Mann, der neue Berge sehen wollte. Die Menschen glauben, die Berge wären überall gleich, aber das stimmt nicht. Manche sind üppig und grün, andere gekrönt von Eis und Schnee. Manche sind scharf wie Schwertklingen, andere alt und abgerundet, behaglich in der Ewigkeit. Ich liebe die Berge.«
    »Was ist mit deinen Kindern geschehen?«
    »Kindern? Oh, ich hatte nie Kinder. Habe nie geheiratet.«
    »Ich dachte, das Kind wäre deine Enkelin?«
    »Nein, ich fand sie außerhalb von Resha. Man hatte sie ausgesetzt. Sie war kurz vor dem Verhungern. Dulina ist ein gutes Mädchen, und ich liebe sie von Herzen. Ich kann dir niemals die Schuld begleichen, daß du sie gerettet hast.«
    »Es gibt keine Schuld«, sagte Druss.
    Der alte Mann hob die Hand und drohte mit dem Zeigefinger. »Das akzeptiere ich nicht, mein Freund. Du hast ihr – und mir – das Leben geschenkt. Ich mag Gewitter nicht, aber dieses habe ich mit den größten Vergnügen hingenommen. Denn bis du in die Senke kamst, war ich ein toter Mann, und Dulina wäre vergewaltigt und wahrscheinlich ermordet worden. Jetzt ist das Gewitter ein herrlicher Anblick für mich. Niemand hat mir je ein größeres Geschenk gemacht.« Der alte Mann hatte Tränen in den Augen, und Druss’ Unbehagen wuchs. Statt stolz auf seine Dankbarkeit zu sein, verspürte er Scham. Ein wahrer Held, dachte er, wäre dem Mann aus einem Sinn für Gerechtigkeit, aus Mitgefühl zu Hilfe geeilt. Druss wußte, daß er den beiden aus einem anderen Grund geholfen hatte.
    Die richtige Tat … aus dem verkehrten Grund. Druss klopfte dem alten Mann auf die Schulter und kehrte zum Höhleneingang zurück. Dort sah er, daß das Gewitter weiter ostwärts zog und der Regen nachließ. Seine Stimmung sank. Er wünschte, Sieben wäre bei ihm. So aufreizend der Dichter sein konnte – er hatte das Talent, die Stimmung des Axtschwingers zu heben.
    Doch Sieben hatte sich geweigert, ihn zu begleiten, und die Freuden des Stadtlebens einer mühsamen Reise durch die Berge nach Resha vorgezogen. Nein, dachte Druss, nicht die Reise, das war nur eine Entschuldigung.
    »Ich schlage dir einen Handel vor, altes Roß«, hatte Sieben an jenem letzte Tag gesagt. »Laß die Axt hier, und ich ändere meine Meinung. Vergrab sie. Wirf sie ins Meer. Das ist mir egal.«
    »Willst du etwa sagen, du glaubst diesen ganzen Unsinn?«
    »Ich hab’ es gesehen, Druss. Ehrenwort. Sie wird dein Tod sein – oder zumindest der Tod des Mannes, den ich kenne.«
    Jetzt hatte er keine Axt, keinen Freund und keine Rowena. Die ungewohnte Verzweiflung machte Druss hilflos, seine Kraft nutzlos. Die Morgendämmerung erhellte den Himmel, und das Land glänzte frisch vom Regen, als Dulina zu ihm kam. »Ich hatte einen wunderschönen Traum«, erzählte sie strahlend. »Da war ein großer Ritter auf einem weißen Pferd. Und er ritt zu mir und Großvater, beugte sich aus dem Sattel und hob mich zu sich hoch. Dann nahm er seinen goldenen Helm ab und sagte: ›Ich bin dein Vater.‹ Und er nahm mich in sein Schloß. Ich hatte noch nie so einen Traum. Glaubst du, er wird sich erfüllen?«
    Druss antwortete nicht. Er starrte hinab auf den Wald, durch den bewaffnete Männer unterwegs zur Höhle

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