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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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waren.
     
    Die Welt war zusammengeschrumpft zu einem Ort der Pein und der Dunkelheit. Druss fühlte nichts als Schmerzen, als er in dem fensterlosen Verlies lag und auf das Huschen der unsichtbaren Ratten lauschte, die über ihn kletterten. Es gab kein Licht. Nur wenn am Ende des Tages der Gefängniswärter kam, erhellte ein winziger, flackernder Lichtstrahl für einen Augenblick das enge Gitter in der Steintür. Nur in diesen wenigen Sekunden konnte Druss seine Umgebung erkennen. Die Decke war nicht einmal anderthalb Meter hoch; der luftlose Raum maß etwa ein Meter achtzig im Geviert. Wasser rann von den Wänden, und es war kalt.
    Druss schob eine Ratte von seinem Bein, und die Bewegung verursachte eine neue Woge von Schmerzen in seinen Wunden. Er konnte kaum den Kopf bewegen, und seine rechte Schulter war geschwollen und fühlte sich heiß an. Während er sich fragte, ob Knochen gebrochen waren, begann er zu zittern.
    Wie viele Tage? Er hatte bis dreiundsechzig gezählt, dann aber für eine Weile den Faden verloren. Schätzungsweise bei siebzig hatte er wieder weitergezählt. Doch seine Gedanken wanderten. Manchmal träumte er von den Bergen zu Hause, unter einem blauen Himmel, mit einem frischen Nordwind, der seine Stirn kühlte. Zu anderen Zeiten versuchte er, sich an die Ereignisse seines Lebens zu erinnern.
    »Ich werde dich zerbrechen, und dann werde ich zusehen, wie du um deinen Tod bettelst«, sagte Cajivak an dem Tag, als sie Druss in den Burgsaal gezerrt hatten.
    »Davon träumst du, häßlicher Hurensohn.«
    Daraufhin hatte Cajivak ihn geschlagen, ihm Körper und Gesicht mit brutalen Hieben traktiert. Da Druss’ Hände auf dem Rücken gefesselt waren und ein Seil straff um seinen Hals lag, konnte Druss nichts weiter tun, als die Prügel einzustecken.
    Die ersten beiden Wochen hatte man ihn in eine etwas größere Zelle gesperrt. Immer wenn er einschlief, tauchten neben seinem schmalen Bett Männer auf, die ihn mit Knüppeln und Stöcken schlugen. Zuerst hatte er sich gewehrt, einen Mann bei der Kehle gepackt und ihm den Schädel gegen die Zellenwand gerammt. Doch nachdem man ihn tagelang hatte hungern und dursten lassen, waren seine Kräfte geschwunden, und er war den erbarmungslosen Schlägen hilflos ausgeliefert.
    Dann hatten sie ihn in dieses winzige Verlies geworfen, und er hatte voller Entsetzen beobachtet, wie sie die Steintür an ihren Platz schoben. Alle zwei Tage schob ein Wächter altbackenes Brot und einen Becher Wasser durch das enge Gitter. Zweimal fing Druss eine Ratte und aß sie roh, wobei er sich die Lippen an den winzigen Knochen zerschnitt.
    Jetzt lebte er für die wenigen Sekunden Licht, wenn der Wächter wieder in die Außenwelt zurückging.
    »Wir haben die anderen gefangen«, sagte der Wächter eines Tages, als er das Brot durchs Gitter schob. Doch Druss glaubte ihm nicht. Cajivaks Grausamkeit war so beschaffen, daß er Druss nach draußen hätte schleifen lassen, damit er zusah, wie die anderen umgebracht wurden.
    Er erinnerte sich, wie Varsava das Kind durch den Rauchabzug der Höhle schob und es drängte, zu klettern; er dachte daran, wie er Ruwaq hochgehoben hatte, so daß Varsava den alten Mann außer Sichtweite ziehen konnte. Druss hatte selbst gerade hochklettern wollen, als er hörte, wie die Krieger die Höhle erreichten. Er hatte sich umgedreht.
    Und sie angegriffen …
    Doch es waren zu viele, und die meisten hatten Knüppel, mit denen sie ihn schließlich zu Boden zwangen. Stiefel und Fäuste trafen ihn, und als er aufwachte, hatte er einen Strick um den Hals, und seine Hände waren gefesselt. Er mußte hinter einem Reiter herlaufen und wurde so oft zu Boden gerissen, daß der Strick ihm den Nacken aufscheuerte.
    Varsava hatte Cajivak als Ungeheuer beschrieben, und das war mehr als zutreffend. Der Mann war fast zwei Meter groß, hatte enorm breite Schultern und Bizeps, so dick wie die Oberschenkel der meisten Männer. Seine Augen waren dunkel, fast schwarz, und die rechte Seite seines Kopfes war kahl. Dort war die Haut weiß und schuppig, mit Narbengewebe bedeckt, wie es nur eine schwere Verbrennung hervorrufen konnte. In seinen Augen glitzerte der Wahnsinn.
    Druss hatte einen Blick nach links zu der Waffe geworfen, die neben dem hochlehnigen Thron des Mannes lehnte. Snaga!
    Druss schüttelte die Erinnerung ab und streckte sich. Seine Gelenke knirschten, und seine Hände zitterten in der Kälte, die von den feuchten Wänden kam. Denk nicht daran, ermahnte er sich.

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