Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
wäre … gespalten.«
    Für einen Augenblick sagte sie nichts. Doch dann: »Du mochtest ihn, nicht wahr?«
    »Er ist ein guter Krieger – oder er war es. Jung, stolz und unglaublich tapfer.«
    »Du legst zuviel Wert auf Tapferkeit. Er hatte auch etwas … Wahnsinniges an sich, das du nie gesehen hast. Ich hoffe, du wirst es auch nie sehen.«
    »Ich sagte doch schon, es ist nicht mein Krieg. Ich bin fünfundvierzig Jahre alt, mein Bart wird grau und meine Gelenke steif. Die jungen Männer von Drenai werden ohne mich mit ihm fertigwerden müssen.«
    »Aber die Unsterblichen werden bei ihm sein«, beharrte sie.
    »Du hast einmal gesagt, es gäbe keine besseren Krieger auf der Welt.«
    »Erinnerst du dich an alles, was ich sage?«
    »Ja«, antwortete sie schlicht.
    Vom Hof erklang Hufgeklapper, und Druss ging zur Tür und trat hinaus auf die Veranda.
    Der Reiter trug die Rüstung eines Offiziers der Drenai, den Helm mit dem weißen Federbusch und eine silberne Brustplatte mit einem langen, dunkelroten Umhang. Er stieg ab, band die Zügel seines Pferdes an ein Geländer und schritt zum Haus.
    »Guten Abend. Ich suche Druss den Axtschwinger«, sagte der Mann, nahm den Helm ab und fuhr sich mit den Fingern durch das schweißnasse blonde Haar.
    »Du hast ihn gefunden.«
    »Dachte ich mir. Ich bin Dun Certak. Ich habe eine Botschaft von Graf Abalayn. Er möchte gern wissen, ob du ostwärts zu unserem Lager in Skeln reiten würdest.«
    »Warum?«
    »Moral. Du bist eine Legende. Die Legende. Es würde die Männer während der unvermeidlichen Wartezeit aufmuntern.«
    »Nein«, sagte Druss. »Ich bin im Ruhestand.«
    »Wo bleiben deine Manieren, Druss?« rief Rowena. »Bitte den jungen Mann herein.«
    Druss trat beiseite, und der Offizier verbeugte sich tief vor Rowena.
    »Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen, meine Dame. Ich habe sehr viel von dir gehört.«
    »Wie enttäuschend für dich«, erwiderte sie mit einem freundlichen Lächeln. »Du hörst von einer Prinzessin und findest eine plumpe Matrone.«
    »Er will, daß ich nach Skeln reise«, sagte Druss.
    »Ich habe es gehört. Ich finde, du solltest gehen.«
    »Ich bin kein Redner«, grollte Druss.
    »Dann nimm Sieben mit. Es wird dir guttun. Du hast keine Ahnung, wie nervtötend es ist, wenn du den ganzen Tag so ein Getue um mich machst. Sei ehrlich – es würde dir großen Spaß machen.«
    »Bist du verheiratet?« fragte Druss Certak mit beinahe schroffer Stimme.
    »Nein.«
    »Sehr klug von dir. Bleibst du über Nacht?«
    »Nein, danke. Ich muß noch andere Botschaften überbringen. Aber ich werde dich in Skeln sehen – und ich freue mich darauf.« Der Offizier verbeugte sich nochmals und ging zur Tür.
    »Du bleibst zum Abendessen«, befahl Rowena. »Deine Botschaften können wenigstens eine Stunde warten.«
    »Es tut mir leid, meine Dame, aber …«
    »Gib’s auf, Certak«, riet Druss. »Du kannst nicht gewinnen.«
    Der Offizier lächelte und breitete die Hände aus. »Eine Stunde also«, stimmte er zu.
     
    Am nächsten Morgen winkten Druss und Sieben auf geliehenen Pferden zum Abschied und ritten nach Osten. Rowena winkte und lächelte, bis sie außer Sichtweite waren; dann kehrte sie ins Haus zurück, wo Pudri wartete.
    »Du hättest ihn nicht wegschicken dürfen, Herrin«, sagte der Ventrier traurig. Rowena schluckte; dann flossen die Tränen. Pudri ging zu ihr und legte die schmalen Arme um sie.
    »Ich mußte. Er darf nicht hier sein, wenn die Zeit kommt.«
    »Er würde aber hier sein wollen.«
    »In vieler Hinsicht ist er der stärkste Mann, den ich kenne. Aber was das betrifft, habe ich recht. Er darf mich nicht sterben sehen.«
    »Ich werde bei dir sein, Herrin. Ich werde dir die Hand halten.«
    »Du wirst ihm sagen, daß es ganz plötzlich kam und daß ich keine Schmerzen hatte, auch wenn es eine Lüge ist, ja?«
    »Das werde ich.«
     
    Sechs Tage später, nachdem er ein dutzendmal die Pferde gewechselt hatte, galoppierte Certak ins Lager. Vierhundert weiße Zelte waren in gleichmäßigen Vierecken im Schatten des Skelngebirges aufgeschlagen. Jedes beherbergte zwölf Männer. Viertausend Pferde waren auf den umliegenden Feldern angepflockt, und sechzig Herdfeuer flackerten unter eisernen Töpfen. Der Duft nach Eintopf übermannte Certak, als er sein Pferd vor dem rotgestreiften Zelt zügelte, in dem der General und seine Offiziere wohnten.
    Der junge Offizier übergab seine Nachrichten, salutierte und ging, um sich seiner Kompanie am Nordrand des

Weitere Kostenlose Bücher