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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Lagers anzuschließen. Er überließ sein schweißnasses Reittier einem Stallknecht, nahm den Helm ab und hob die Zeltklappe seiner Unterkunft. Drinnen waren seine Kameraden beim Würfelspiel und tranken. Als er eintrat, unterbrachen sie ihr Spiel.
    »Certak!« rief Orases und stand grinsend auf, um ihn zu begrüßen. »Na, wie war er?«
    »Wer?« fragte Certak unschuldig.
    »Druss, du Trottel.«
    »Groß«, sagte Certak, ging an dem stämmigen blonden Offizier vorbei und warf seinen Helm auf die schmale Pritsche. Er schnallte seine Brustplatte ab und ließ sie zu Boden gleiten. Von ihrer Last befreit, holte er tief Luft und kratzte sich die Brust.
    »Jetzt ärgere uns nicht. Sei ein braver Junge«, sagte Orases, dessen Lächeln schwand. »Erzähl uns von ihm.«
    »Ja, erzähl es ihm«, drängte der dunkeläugige Diagoras. »Er redet von nichts anderem als von dem Axtschwinger, seit du aufgebrochen bist.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, murmelte Orases errötend. »Wir haben alle von ihm gesprochen.« Certak schlug Orases auf die Schulter; dann fuhr er sich durchs Haar.
    »Besorg mir was zu trinken, Orases, dann erzähl ich dir alles.«
    Während Orases eine Flasche Wein und vier Becher holte, stand Diagoras geschmeidig auf, zog einen Stuhl heran und drehte sich um, ehe er sich Certak gegenübersetzte, der sich auf dem Bett ausgestreckt hatte. Der vierte Mann, Archytas, setzte sich zu ihnen, nahm einen Becher mit leichtem Honigmet von Orases entgegen und trank rasch.
    »Wie ich schon sagte, er ist groß«, sagte Certak. »Nicht so groß, wie es in den Geschichten heißt, aber doch gebaut wie eine kleine Burg. Seine Arme? Nun, sein Bizeps ist so wie deine Oberschenkel, Diagoras. Er hat einen Bart und dunkle Haare, wenn sich auch etwas Grau hineinmischt. Seine Augen sind blau. Sie scheinen direkt durch dich hindurchzublicken.«
    »Und Rowena?« fragte Orases eifrig. »Ist sie so sagenhaft schön, wie es in dem Gedicht heißt?«
    »Nein. Sie ist zwar recht hübsch, auf eine mütterliche Art. Ich nehme an, sie war einmal sehr schön. Bei manchen älteren Frauen ist das schwer zu sagen. Ihre Augen sind allerdings wundervoll, und sie hat ein hübsches Lächeln.«
    »Hast du die Axt gesehen?« fragte Archytas, ein gertenschlanker Adliger von der lentrischen Grenze.
    »Nein.«
    »Hast du Druss nach seinen Schlachten gefragt?« wollte Diagoras wissen.
    »Natürlich nicht, du Narr. Er ist jetzt vielleicht nur noch Bauer, aber er ist immer noch Druss. Da geht man nicht einfach hin und fragt, wie viele Drachen er erschlagen hat.«
    »Es gibt keine Drachen«, sagte Archytas hochnäsig.
    Certak schüttelte den Kopf und schaute den Mann mit schmalen Augen an.
    »Das war doch nur eine Metapher«, sagte er. »Jedenfalls hat er mich zum Abendessen eingeladen, und wir haben über Pferde gesprochen und wie es mit seinem Hof läuft. Er fragte mich nach meiner Meinung über den Krieg, und ich sagte ihm, daß ich der Meinung bin, Gorben segelt zur Penrac-Bucht.«
    »Das ist ziemlich sicher«, sagte Diagoras.
    »Nicht unbedingt. Wenn es so sicher wäre, wie kommt es dann, daß wir hier mit fünf Regimentern festsitzen?«
    »Abalayn ist übervorsichtig«, antwortete Diagoras grinsend.
    »Das ist das Schlimme mit euch Leuten aus dem Westen«, sagte Certak. »Ihr lebt so lange mit euren Pferden, daß ihr irgendwann so denkt wie sie. Der Skeln-Paß ist das Tor zur sentranischen Ebene. Falls Gorben ihn einnimmt, werden wir im Laufe des Winters verhungern. Und halb Vagria dazu, was das betrifft.«
    »Gorben ist kein Narr«, warf Archytas ein. »Er weiß, daß man Skeln mit nur zweitausend Mann auf ewig verteidigen kann. Der Paß ist zu schmal, als daß die Zahl seiner Armee von wirklicher Bedeutung wäre. Und es gibt keinen anderen Weg hindurch. Penrac käme eher in Frage. Es liegt nur rund fünfhundert Kilometer von Drenan entfernt, und die Landschaft ist so flach wie ein Teich. Dort könnte seine Armee ausschwärmen und uns wirklich Probleme bereiten.«
    »Mir ist es ziemlich egal, wo er landet«, sagte Orases, »solange ich nahe genug bin, um es mitzuerleben.«
    Certak und Diagoras warfen sich einen Blick zu. Beide hatten gegen die Sathuli gekämpft und das wahre, blutige Gesicht des Krieges gesehen, hatten gesehen, wie die Krähen ihren toten Freunden die Augen auspickten. Orases war ein Neuling, der seinen Vater bekniet hatte, ihm ein Patent bei Abalayns Lanzenreitern zu kaufen, als die Nachricht von der Invasionsflotte Drenan erreicht

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