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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Flammen. Shadak rief Druss. »Du solltest dir besser ein Pferd aussuchen, Axtschwinger. Es ist Zeit, daß wir gehen.«
    Druss nahm seine Axt und richtete den Blick nach Süden.
    Irgendwo dort unten war Rowena.
    »Ich bin unterwegs«, flüsterte er.
    Und sie hörte ihn.

3
    Die Wagen rollten den ganzen ersten Nachmittag und bis tief in die Nacht hinein. Zuerst schwiegen die gefangenen Frauen – betäubt, ungläubig. Dann wich der Schock dem Kummer, und es gab Tränen. Die Männer, die neben den Wagen ritten, reagierten grob und grausam darauf: Sie befahlen Schweigen. Wenn es nicht eingehalten wurde, sprangen sie von ihren Pferden auf die Wagen, verteilten Schläge und brutale Ohrfeigen und stießen wilde Drohungen aus.
    Rowena, deren Hände vor dem Körper zusammengebunden waren, saß neben der ebenso gefesselten Mari. Ihre Freundin hatte verschwollene Augen, sowohl vom Weinen als auch von einem Schlag, der ihren Nasenrücken getroffen hatte. »Wie geht es dir?« flüsterte Rowena.
    »Alle tot«, kam die Antwort. »Sie sind alle tot.« Maris Blicke schweiften über den Wagen, wo die anderen jungen Frauen saßen, ohne daß sie irgendetwas sah.
    »Wir leben«, sprach Rowena weiter, mit leiser, sanfter Stimme. »Gib die Hoffnung nicht auf, Mari. Auch Druss hat überlebt. Und ein Mann ist bei ihm – ein großer Jäger. Sie folgen uns.«
    »Alle tot«, sagte Mari. »Sie sind alle tot.«
    »Ach, Mari!« Rowena streckte die gefesselten Hände nach ihr aus, doch Mari schrie auf und wich vor ihr zurück.
    »Rühr mich nicht an!« Sie fuhr zu Rowena herum, und ihre Augen funkelten wütend. »Das war eine Strafe. Für dich. Du bist eine Hexe! Es ist alles deine Schuld!«
    »Ich habe doch gar nichts getan!«
    »Sie ist eine Hexe!« kreischte Mari. Die anderen Frauen starrten sie an. »Sie hat das Zweite Gesicht. Sie wußte vorher von dem Überfall, aber sie hat uns nicht gewarnt.«
    »Warum hast du uns nichts gesagt?« rief eine andere Frau. Rowena fuhr herum und sah die Tochter von Jarin, dem Bäcker. »Mein Vater ist tot! Meine Brüder sind tot! Warum hast du uns nicht gewarnt?«
    »Ich wußte es nicht. Erst im allerletzten Moment!«
    »Hexe!« schrie Mari. »Widerliche Hexe!« Sie holte mit den gefesselten Händen aus und traf Rowena an der Schläfe. Rowena fiel nach links, prallte gegen eine andere Frau. Im ganzen Wagen erhoben sich nun die Frauen, schlugen mit Fäusten auf Rowena ein, traten sie mit Füßen. Reiter galoppierten heran, und Rowena spürte, wie sie hochgehoben und zu Boden geworfen wurde. Sie schlug hart auf, bekam kaum noch Luft.
    »Was geht hier vor?« hörte sie jemanden schreien.
    »Hexe! Hexe! Hexe!« intonierten die Frauen.
    Rowena wurde auf die Füße gezerrt; dann packte eine schmutzige Hand ihr Haar. Sie schlug die Augen auf und blickte in ein hageres, vernarbtes Gesicht. »Eine Hexe, was?« knurrte der Mann. »Das werden wir ja sehen!« er zog ein Messer und hielt es vor sie, so daß die Spitze ihr Wollhemd berührte. »Hexen haben drei Brustwarzen, heißt es«, sagte er.
    »Laß sie in Ruhe!« ertönte eine zweite Stimme, und ein Reiter kam heran. Der Mann steckte sein Messer weg.
    »Ich wollte ihr nichts tun, Harib. Hexe oder nicht – sie wird einen hübschen Preis einbringen.«
    »Und noch mehr, wenn sie eine Hexe ist«, erwiderte der Reiter. »Laß sie hinter dir reiten.«
    Rowena blickte zu dem Mann empor. Sein Gesicht war schwärzlich, die Augen dunkel und sein Mund teilweise von den bronzenen Ohrschützern seines Schlachthelms verborgen. Der Reiter gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte weiter. Der Mann, der Rowena festhielt, stieg in den Sattel und zog sie hinter sich. Er roch nach Schweiß und Schmutz, doch Rowena bemerkte es kaum. Sie warf einen Blick auf den Wagen, auf dem ihre ehemaligen Freundinnen jetzt schweigend saßen, und verspürte erneut ein furchtbares Gefühl des Verlusts.
    Gestern war die Welt noch voller Hoffnung gewesen. Ihr Haus war fast fertig; ihr Ehemann kam mit seinem unruhigen Geist zurecht; ihr Vater entspannte sich, da er der Sorge um sie ledig war, und Mari bereitete sich auf eine leidenschaftliche Nacht mit Pilan vor.
    In wenigen Stunden hatte sich alles geändert. Sie griff nach der Brosche zwischen ihren Brüsten …
    Und sah den Axtschwinger, zu dem ihr Mann langsam wurde. Todesbringer!
    Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie lautlos weinte.
     
    Shadak ritt voran, dem Pfad folgend, während Druss und Tailia nebeneinander ritten. Das Mädchen saß

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