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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ausladender Ulmen neben einem kleinen Felsenteich ab.
    »Wie viele hast du in eurem Dorf getötet?« fragte Shadak, als sie sich im Schatten niederließen.
    »Sechs«, antwortete der Axtschwinger, nahm einen Streifen Trockenfleisch aus seinem Beutel und biß ein Stück ab.
    »Hast du vorher schon mal einen Menschen getötet?«
    »Nein.«
    »Sechs … das ist sehr beeindruckend. Womit?«
    Druss kaute einen Augenblick; dann schluckte er. »Axt und Beil. Oh, und mit einem ihrer Dolche«, sagte er schließlich. »Und mit den Händen.«
    »Und du hattest keine Übung im Zweikampf?«
    »Nein.«
    Shadak schüttelte den Kopf. »Erzähl mir ganz genau von diesen Kämpfen – alles, woran du dich erinnerst.« Während Druss sprach, hörte Shadak schweigend zu, und als der Axtschwinger endete, lächelte der Jäger. »Du bist ein junger Mann, wie man ihm nur selten begegnet. Du hast dich gut in Stellung gebracht, vor dem gefällten Baum. Das war ein kluger Zug – der erste von vielen, wie es scheint. Aber am meisten beeindruckt mich der letzte. Woher wußtest du, daß der Schwertkämpfer nach links springen würde?«
    »Er sah, daß ich eine Axt hatte und daß ich Rechtshänder bin. Unter normalen Umständen hätte ich die Axt über die linke Schulter geschwungen und dann nach rechts unten. Also bewegte er sich nach rechts – für mich nach links.«
    »Kühl überlegt für einen Mann mitten im Kampf! Ich glaube, es steckt viel von deinem Großvater in dir.«
    »Sag das nicht!« grollte Druss. »Er war verrückt!«
    »Er war aber auch ein hervorragender Kämpfer. Ja, er war bösartig. Aber das schmälert nicht seinen Mut und seine Fähigkeiten.«
    »Ich bin mein eigener Herr«, sagte Druss. »Was ich kann, kommt aus mir selbst.«
    »Das bezweifle ich nicht. Aber du hast viel Kraft, eine gute Koordination und den Verstand eines Kriegers – alles Gaben, die stets vom Vater auf den Sohn übergehen. Aber eins mußt du wissen, mein Freund. Es gibt Verantwortlichkeiten, die du übernehmen mußt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Bürden, die den Helden vom Schurken trennen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es läuft auf die Frage hinaus, die du mir gestellt hast, über die Frauen. Der wahre Krieger lebt nach einem Ehrenkodex. Das muß er. Für jeden Mann gibt es verschiedene Blickwinkel; aber im Grunde sind sie alle gleich: Vergewaltige nie eine Frau. Tue nie einem Kind etwas zuleide. Du sollst nicht lügen, betrügen oder stehlen. Das kannst du geringeren Männern überlassen. Beschütze die Schwachen vor den starken Bösen. Und laß dich nie von Gewinnstreben auf den Pfad des Bösen locken.«
    »Ist das dein Ehrenkodex?« fragte Druss.
    »Ja. Es gehört noch mehr dazu; aber ich will dich nicht damit langweilen.«
    »Du langweilst mich nicht. Warum brauchst du einen solchen Ehrenkodex?«
    Shadak lachte. »Das wirst du im Laufe der Jahre schon erfahren, Druss.«
    »Ich will es aber jetzt erfahren«, sagte der junge Mann.
    »Natürlich. Das ist der Fluch der Jungen. Sie wollen alles sofort. Nein. Ruh dich ein bißchen aus. Selbst deine gewaltige Kraft ist irgendwann erschöpft. Schlaf ein bißchen. Und wach erfrischt auf. Es wird eine lange – und blutige – Nacht.«
     
    Der viertelvolle Mond stand hoch an einem wolkenlosen Himmel. Die Berge waren in silbernes Licht getaucht, das auf dem im Tal fließenden Fluß glänzte, sodaß er wie flüssiges Metall aussah. Drei Lagerfeuer brannten, und Druss konnte eben noch erkennen, wie sich im flackernden Schein Männer bewegten. Die Frauen hockten dicht aneinander zwischen zwei Wagen. Bei ihnen brannte kein Feuer, doch in der Nähe patrouillierten Wächter. Nördlich der Wagen, etwa dreißig Schritt von den Frauen entfernt, stand ein großes Zelt. Es schimmerte goldgelb, wie eine große Laterne.
    Tanzende Schatten wurden von innen an die Wände geworfen. Offensichtlich gab es dort drinnen ein Kohlenbecken und mehrere Lampen.
    Shadak kam lautlos zu dem Axtschwinger und winkte ihm. Druss zog sich vorsichtig von dem Hügel zurück und ging zu dem Tal, in dem sie ihre Pferde angepflockt hatten.
    »Wie viele hast du gezählt?« fragte Shadak leise.
    »Vierunddreißig, nicht eingeschlossen die im Zelt.«
    »Dort sind zwei Männer, Harib Ka und Collan. Aber ich habe draußen sechsunddreißig gezählt. Sie haben zwei Männer am Flußufer postiert, um zu verhindern, daß die Frauen versuchen, sich schwimmend in Sicherheit zu bringen.«
    »Wann brechen wir auf?« fragte Druss.
    »Du bist sehr erpicht aufs

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