Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
langsamer«, sagte der junge Dichter zu dem großen, bärtigen Krieger, der schon vier Silberstücke verloren hatte. Siebens schlanke Hände ließen die Schalen über die glatte Oberfläche des Fasses gleiten, bis sie in der Mitte in einer Reihe zum Stillstand kamen. »Welche? Und laß dir Zeit, mein Freund, denn der Smaragd ist zwanzig Goldraq wert.«
    Der Mann schniefte laut und kratzte sich mit einem schmutzigen Finger den Bart. »Die da«, sagte er schließlich und zeigte auf die mittlere Nußschale. Sieben drehte sie um. Darunter lag nichts. Seine Hand bewegte sich nach rechts zur nächsten Nußschale, ließ kunstvoll den Edelstein daruntergleiten und zeigte ihn dem Publikum.
    »So dicht dran«, sagte er mit einem strahlenden Lächeln. Der Krieger fluchte, drehte sich um und schob sich durch die Menge davon. Ein kleiner, dunkler Mann war der nächste. Sein Körpergeruch hätte einen Ochsen umwerfen können. Sieben war versucht, ihn gewinnen zu lassen. Der unechte Smaragd war nur ein Zehntel dessen wert, was Sieben der Menge bereits abgeluchst hatte. Aber er hatte zuviel Spaß bei der Sache. Der dunkelhäutige Mann verlor drei Silberstücke.
    Die Menge teilte sich. Ein junger Krieger bahnte sich einen Weg nach vorn, als Sieben aufblickte. Der Krieger war schwarz gekleidet, mit Schulterstücken aus schimmerndem Silberstahl. Er trug einen Helm, der mit zwei Totenschädeln verziert war, die eine silberne Axt flankierten. Und er trug eine doppelköpfige Axt.
    »Willst du auch mal dein Glück versuchen?« fragte Sieben und blickte in Augen von frostigem Blau.
    »Warum nicht?« antwortete der Krieger mit tiefer, kalter Stimme. Er legte ein Silberstück auf das Faß. Die Hände des Dichters bewegten sich mit schwindelerregender Schnelligkeit und ließen die Nußschalen in komplizierten Achten über das Faß gleiten. Schließlich hielt er inne.
    »Ich hoffe, du hast scharfe Augen, mein Freund«, sagte Sieben.
    »Scharf genug«, antwortete der Axtträger. Er beugte sich vor und legte einen großen Finger auf die mittlere Nußschale. »Er ist hier«, sagte er.
    »Wollen mal sehen«, sagte der Dichter und streckte die Hand aus, doch der Axtträger schob sie fort.
    »Allerdings«, sagte er. Langsam drehte er die Schalen links und rechts von der Mitte um. Beide waren leer. »Also muß ich recht haben«, sagte er, die hellen Augen fest auf Sieben gerichtet. »Zeig es uns.« Er hob einen Finger und winkte dem Dichter.
    Sieben rang sich ein Lächeln ab und bugsierte den Kristall unter die Schale, während er sie umdrehte. »Gut gemacht, mein Freund. Du hast wirklich Adleraugen.« Die Menge applaudierte und löste sich auf.
    »Danke, daß du mich nicht bloßgestellt hast«, sagte Sieben, stand auf und sammelte sein Silber ein.
    »Narren und Geld sind wie Eis und Feuer«, zitierte der junge Mann. »Sie können nicht zusammen leben. Bist du Sieben?«
    »Vielleicht«, antwortete der andere vorsichtig. »Wer will das wissen?«
    »Shadak schickt mich.«
    »Weshalb?«
    »Wegen eines Gefallens, den du ihm schuldest.«
    »Das geht nur uns beide etwas an. Was hat das mit dir zu tun?«
    Das Gesicht des Kriegers verdüsterte sich. »Gar nichts«, sagte er; dann drehte er sich um und stapfte zu der Taverne auf der anderen Straßenseite. Während Sieben ihm hinterherschaute, trat eine junge Frau aus dem Schatten.
    »Hast du genug verdient, um mir ein hübsches Halsband zu kaufen?« fragte sie. Er drehte sich um und lächelte. Die Frau war groß und gut gebaut, mit rabenschwarzem Haar und vollen Lippen. Ihre Augen waren gelbbraun, ihr Lächeln zauberhaft. Sie kam in seine Arme und zuckte zusammen. »Warum mußt du so viele Messer tragen?« fragte sie, schob ihn von sich und tippte auf das braune, lederne Wehrgehänge, aus dem vier diamantförmige Wurfmesser ragten.
    »Zuneigung, mein Schatz. Ich werde sie heute Abend nicht tragen. Und was dein Halsband angeht – ich habe es bei mir.« Er nahm ihre Hand und küßte sie. »Im Augenblick ruft mich jedoch die Pflicht.«
    »Pflicht, mein Dichter? Was weißt du schon von Pflicht?«
    Er lachte leise. »Sehr wenig – aber ich habe immer meine Schulden bezahlt. Das ist mein letzter Halt am Abgrund der Respektabilität. Ich sehe dich später.« Er verbeugte sich und ging über die Straße.
    Die Taverne war ein altes, dreistöckiges Gebäude mit einer hohen, umlaufenden Galerie im zweiten Stock, von der aus man auf einen langgestreckten Raum hinabsah, an dessen Schmalseiten je ein offenes Feuer

Weitere Kostenlose Bücher