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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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dreißig Belagerungstürme, Herr. Sie werden die Mauern stürmen, und wir können sie nicht halten.«
    Gorben ging zu einer Couch und setzte sich. »Wie will er die Feuer legen? Und was, glaubt er, wird der Feind währenddessen tun? Die Türme sind gewaltig. Es wird riesige Flammen brauchen, um einen von ihnen zu zerstören.«
    »Das glaube ich auch, Herr. Aber Druss sagt, die Naashaniter werden zu beschäftigt sein, um an die Türme zu denken.« Er räusperte sich. »Er will mitten im Lager angreifen, Shabag und die anderen Generäle töten und ganz allgemein soviel Durcheinander anrichten, daß eine Gruppe von Männern sich aus Capalis herausstehlen und Feuer unter den Türmen legen kann.«
    »Um wie viele Männer hat er gebeten?«
    »Zweihundert. Er sagt, er hat sie sich bereits ausgesucht.«
    »Er hat sie ausgesucht?«
    Bodasen richtete den Blick zu Boden. »Er ist sehr … beliebt, Herr. Er hat jeden Tag gekämpft, und er kennt viele von den Männern gut. Sie achten ihn.«
    »Hat er auch Offiziere ausgesucht?«
    »Nur einen … Herr.«
    »Laß mich raten. Dich.«
    »Ja, Herr.«
    »Und du bist bereit, dieses … verrückte Abenteuer mitzumachen?«
    »Das bin ich, Herr.«
    »Ich verbiete es. Aber du kannst Druss sagen, daß ich ihm zustimme und daß ich einen Offizier auswähle, der ihn begleitet.«
    Bodasen schien protestieren zu wollen, doch er sagte nichts, sondern verbeugte sich nur tief. Er ging rückwärts zur Tür.
    »General«, rief Gorben.
    »Ja, Herr?«
    »Ich bin sehr zufrieden mit dir«, sagt Gorben, ohne den Mann anzuschauen. Er ging auf den Balkon hinaus und sog die Abendluft ein. Sie war kühl und kam vom Meer.
     
    Shabag beobachtete, wie die untergehende Sonne die Berge in Flammen tauchte, wie der Himmel brannte wie Höllenfeuer, tiefrot, flammendorange. Er schauderte. Er hatte Sonnenuntergänge noch nie gemocht. Sie verkündeten das Ende, die Unbeständigkeit – den Tod eines Tages.
    Die Belagerungstürme standen in einer düsteren Linie Capalis gegenüber, ungeheure Riesen, die den Sieg versprachen. Shabag betrachtete den ersten. Morgen würden die Türme vor die Mauern gezogen; dann würden sich die Mäuler der Riesen öffnen, und die Angriffsrampen würden wie steife Zungen auf die Brüstungen fallen. Er hielt inne. Wie sollte er den Vergleich fortsetzen? Er stellte sich die Krieger vor, die aus dem Bauch der Ungeheuer krochen und sich auf den Feind warfen. Dann kicherte er. Wie der Atem des Todes, wie das Feuer des Drachen? Nein – mehr wie ein Dämon, der Säure spuckt. Ja, das gefällt mir, dachte er.
    Die Türme waren aus Einzelteilen zusammengebaut, die auf großen Wagen von Resha im Norden herbeigeschafft worden waren. Sie hatten zwanzigtausend Goldstücke gekostet, und Shabag war noch immer wütend, daß man erwartet hatte, daß er sie allein finanzierte. Der Kaiser von Naashan war ein knauseriger Mann.
    »Werden wir ihn morgen haben, Herr?« fragte einer seiner Adjutanten. Shabag riß sich aus seinen Überlegungen los und wandte sich seinen Stabsoffizieren zu. Er war Gorben. Shabag leckte sich die Lippen.
    »Ich will ihn lebend«, sagte er, ohne daß seine Stimme seinen Haß verriet. Wie er Gorben verabscheute! Wie er sowohl den Mann als auch seine abstoßende Eitelkeit haßte. Eine Laune des Schicksals hatte ihm den Thron zugeteilt, der von Rechts wegen Shabag zustand. Sie hatten dieselben Vorfahren – ruhmreiche Könige, die ein Reich errichtet hatten, das in der Geschichte seinesgleichen suchte. Und Shabags Großvater hatte auf dem Thron gesessen. Doch er starb in der Schlacht und hinterließ nur Töchter. Deshalb war Gorbens Vater die goldenen Stufen hinaufgestiegen und hatte sich die Rubinkrone aufs Haupt gesetzt.
    Und was geschah dann mit dem Reich? Stillstand. Statt Armeen, Eroberungen und Ruhm gab es Schulen, schöne Straßen und Lazarette. Und wozu? Die Schwachen wurden am Leben gehalten, damit sie noch mehr Schwächlinge großzogen; Bauern lernten lesen und setzten sich Verbesserungen in den Kopf. Fragen, die niemals hätten aufkommen dürfen, wurden offen auf den Plätzen der Stadt gestellt: Mit welchem Recht beherrschen die adeligen Familien unser Leben? Sind wir keine freien Menschen? Mit welchem Recht? Mit dem Recht des Blutes, dachte Shabag. Mit dem Recht von Stahl und Feuer!
    Er dachte mit Freuden an den Tag zurück, als er die Universität von Resha mit bewaffneten Truppen umstellt hatte, nachdem die Studenten dort ihren Protest gegen den Krieg geäußert hatten.

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