Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Offiziere wüßten, wie du von ihnen sprichst, würden sie dir in einer Gasse auflauern und dich zu Tode prügeln lassen. Aber egal. Was ist mit Bodasen?«
    »Der beste von ihnen. Aber wir wollen gerecht sein – das heißt nicht sehr viel.«
    Gorbens Antwort wurde von dem Rasiermesser abgeschnitten, das sich auf seine Kehle senkte, und er spürte, wie die scharfe Klinge über sein Kinn bis zum Mundwinkel glitt. »So!« sagte Mushran stolz. »Jetzt siehst du wenigstens wie ein Kaiser aus.«
    Gorben stand auf und ging zum Fenster. Der vierte Angriff wurde unternommen. Er wußte zwar, daß dieser Angriff zurückgeschlagen würde, aber selbst von hier aus konnte er sehen, wie die gewaltigen Belagerungstürme für morgen herangeschleppt wurden. Er stellte sich die Hunderte von Männern vor, die sie an ihren Platz zerrten, sah vor seinem geistigen Auge die riesigen Angriffsrampen auf die Wehrgänge krachen und hörte die Kriegsschreie der naashanitischen Krieger, die die Stufen hinaufrannten, auf die Rampe, und sich dann auf die Verteidiger warfen. Naashaniter? Er lachte bitter. Zwei Drittel der feindlichen Soldaten waren Ventrier, Anhänger von Shabag, einem der abtrünnigen Statthalter. Ventrier, die Ventrier töteten! Es war unanständig. Und wofür? Wieviel reicher konnte Shabag noch werden? Wie viele Paläste konnte ein Mann allein bewohnen? Gorbens Vater war ein schwacher Mann gewesen, mit schlechter Menschenkenntnis; aber was er auch gewesen war, der Kaiser hatte sich um sein Volk gekümmert. Jede Stadt konnte sich einer Universität rühmen, gebaut mit Mitteln aus den kaiserlichen Schatzkammern. Es gab Hochschulen, an denen die klügsten Studenten die Künste der Heilkunde erlernen konnten und den Vorträgen der besten Kräuterkundigen Ventrias lauschen. Es gab Schulen, Krankenhäuser und ein Straßensystem, das auf dem ganzen Kontinent seinesgleichen suchte. Aber die größte Errungenschaft war die Bildung der königlichen Reiter gewesen, die in weniger als zwölf Wochen eine Nachricht von einem Ende des Reiches zum anderen transportieren konnten. Eine so rasche Verbindung bedeutete, daß praktisch sofort Hilfe geschickt werden konnte, falls eine der Statthaltereien eine Naturkatastrophe erlitt – Pest, Hunger, Überschwemmung.
    Jetzt waren die Städte entweder erobert oder belagert, die Zahl der Toten kletterte in kaum vorstellbare Höhen, die Universitäten waren geschlossen, und das Chaos des Krieges zerstörte alles, was Gorbens Vater aufgebaut hatte. Mühsam schluckte er den Zorn hinunter und konzentrierte sich kühl auf das Problem, das sich ihm in Capalis stellte.
    Der morgige Tag würde ein Angelpunkt der Belagerung sein. Wenn seine Krieger durchhielten, würde sich Verzweiflung beim Feind ausbreiten. Wenn nicht … er lächelte finster. Wenn nicht, sind wir am Ende, dachte er. Shabag würde ihn vor den Kaiser der Naashaniter zerren lassen. Gorben seufzte.
    »Laß dich nie von Verzweiflung unterkriegen«, sagte Mushran. »Das bringt nichts ein.«
    »Du kannst besser Gedanken lesen als ein Seher.«
    »Keine Gedanken, Gesichter. Also wisch dir diesen Ausdruck aus dem Gesicht, und ich hole Bodasen.«
    »Wann ist er angekommen?«
    »Vor einer Stunde. Ich bat ihn zu warten. Du brauchtest eine Rasur – und etwas Ruhe.«
    »In einem früheren Leben warst du bestimmt eine wunderbare Mutter«, sagte Gorben. Mushran lachte und verließ das Zimmer. Als er wiederkam, führte er Bodasen hinein und verbeugte sich. »General Bodasen, edler Herr, mein Kaiser«, sagte er, verließ rückwärts das Zimmer und schloß die Tür.
    »Ich weiß nicht, wieso du diesen Mann tolerierst, Herr!« fauchte Bodasen. »Er ist unverschämt!«
    »Du wolltest mich sprechen, General?«
    Bodasen nahm Haltung an. »Jawohl, Herr. Druss der Axtkämpfer hat mich gestern Abend aufgesucht. Er hat einen Plan für die Belagerungstürme.«
    »Sprich weiter.«
    Bodasen räusperte sich. »Er will sie angreifen.«
    Gorben starrte den General an und bemerkte die tiefe Röte, die dem Krieger ins Gesicht stieg. »Sie angreifen?«
    »Ja, Herr. Heute Abend, im Schutz der Dunkelheit – das feindliche Lager angreifen und die Türme in Brand setzen.«
    »Und du hältst das für durchführbar?«
    »Nein, Herr … nun ja … vielleicht. Ich habe gesehen, wie dieser Mann eine Piratentrireme angriff und fünfzig Mann zwang, die Waffen niederzulegen. Ich weiß nicht, ob er diesmal Erfolg haben kann, aber …«
    »Ich höre.«
    »Wir haben keine Wahl. Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher