Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
Achseln. »Ich möchte, daß der Krieg aufhört, so daß ich mit dem Wiederaufbau beginnen kann.«
»Ich? Du meinst doch sicherlich wir
?«
»Ein Versprecher, Vetter«, sagte Shabag rasch mit einem bemühten Lächeln. Darishan lehnte sich behaglich auf der Marmorbank zurück. Obwohl er noch keine vierzig war, war sein Haar erstaunlich hell, silber und weiß, und mit Gold- und Kupferdrähten durchflochten.
»Verrate mich nicht, Shabag«, warnte er. »Allein kannst du die Naashaniter nicht besiegen.«
»Was für ein alberner Gedanke, Darishan. Wir sind vom selben Blut – und wir sind Freunde.«
Darishans kalte Augen hielten Shabags Blick fest; dann lächelte er ebenfalls. »Ja«, flüsterte er, »Freunde und Vettern. Ich frage mich, wo unser Vetter und früherer Freund Gorben sich heute versteckt.«
Shabag wurde rot. »Er war nie mein Freund. Ich verrate meine Freunde nicht. Solche Gedanken sind deiner nicht würdig.«
»Da hast du allerdings recht«, stimmte Darishan ihm zu und erhob sich. »Ich muß nach Ectanis aufbrechen. Sollen wir eine kleine Wette abschließen, wer von uns als erster seine Stadt erobert?«
»Warum nicht? Tausend in Gold, daß Capalis eher fällt als Ectanis.«
»Tausend – plus das datianische Sklavenmädchen?«
»Einverstanden«, sagte Shabag, der seine Verärgerung verbarg. »Paß auf dich auf, Vetter.« Die beiden Männer schüttelten sich die Hände.
»Das werde ich.« Der silberhaarige Darishan drehte sich um, warf aber noch einen Blick über die Schulter. »Übrigens, hast du die Schlampe gesehen?«
»Ja, aber sie hat mir wenig Nützliches gesagt. Ich glaube, Kabuchek wurde beschwindelt.«
»Das mag stimmen; aber sie hat ihn vor den Haien gerettet und vorhergesagt, daß ein Schiff käme. Sie hat mir auch gesagt, wo ich die Brosche finden würde, die ich vor drei Jahren verlor. Was hat sie dir gesagt?«
Shabag zuckte die Achseln. »Sie hat von meiner Vergangenheit geredet. Das war zwar interessant, doch dieses Wissen konnte sie auch leicht von Kabuchek haben. Als ich sie nach dem bevorstehenden Feldzug fragte, schloß sie die Augen und nahm meine Hand. Sie hielt sie vielleicht drei Herzschläge lang; dann zog sie ihre Hand zurück und erklärte, daß sie mir nichts sagen könne.«
»Gar nichts?«
»Nichts, das einen Sinn ergab. Sie sagte: ›Er kommt!‹ Sie schien freudig erregt, doch Augenblicke später auch verängstigt und eingeschüchtert. Dann sagte sie, ich solle nicht nach Capalis gehen. Das war es.«
Darishan nickte und wollte offenbar etwas erwidern. Doch er lächelte nur und ging davon.
Shabag verbannte alle Gedanken an Darishan und ging zu seinem Zelt. Das Lager war ruhig. Langsam zog er den Handschuh von der Linken. Die Haut juckte, und offene rote Stellen waren zu sehen – ein Leiden, das er schon seit seiner Jugend hatte. Es gab Kräutersalben und Cremes, die Linderung brachten; aber nichts hatte jemals die kranke Haut heilen oder die anderen wunden Stellen zum Verschwinden bringen können, die sich über Brust und Rücken, Ober- und Unterschenkel zogen.
Langsam streifte er den rechten Handschuh ab. Hier war die Haut glatt und rein. Es war die Hand, die sie gehalten hatte …
Er hatte Kabuchek sechzigtausend Goldstücke für sie geboten, doch der Kaufmann hatte höflich abgelehnt. Wenn der Krieg vorbei ist, dachte Shabag. Ich lasse sie ihm wegnehmen.
Er wollte gerade ins Zelt treten, als er eine Reihe von Soldaten sah, die langsam auf das Lager zu marschierten. Ihre Rüstungen funkelten im Mondlicht. Sie marschierten in Zweierreihen, vorneweg ein Offizier. Der Mann kam Shabag bekannt vor, doch er trug einen Helm mit Federbusch und einen breiten Nasenschutz, der sein Gesicht unkenntlich machte. Shabag rieb sich die müden Augen, um den Mann deutlicher sehen zu können. Es war nicht das Gesicht, sondern der Gang, der sein Interesse weckte. Einer von Darishans Offizieren? überlegte er. Wo habe ich ihn schon mal gesehen?
Ach, was macht es schon für einen Unterschied, dachte er schließlich, und schloß die Zeltklappe hinter sich. Er hatte gerade die ersten beiden Laternen gelöscht, als ein Schrei durch die Luft hallte. Dann noch einer. Shabag rannte zum Eingang und riß die Klappe beiseite.
Krieger stürmten um sich schlagend und mordend durch das Lager. Irgendjemand hatte ein brennendes Scheit genommen und es in die Reihe der Zelte geworfen. Flammen züngelten über das knochentrockene Tuch. Der Wind trug das Feuer zu den anderen Zelten.
Mitten im
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