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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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freute sich über die ordentlichen Reihen der Zelte, die Geradlinigkeit der fünf Pfahlzäune. Die Erde rings um die Lagerfeuer war gesäubert, umgegraben und angefeuchtet worden, damit kein Funke auf dem zundertrockenen Gras der Steppe landen konnte.
    Gargan ging weiter und suchte im Lager nach Anzeichen für Unordnung oder Nachlässigkeit. Er fand nichts, nur einer der Latrinengräben war an einer Stelle ausgehoben, von der der vorherrschende Wind den Gestank ins Lager zurückblasen konnte. Er machte sich in Gedanken eine Notiz. Zwei Nadirköpfe waren an einen Pfahl vor einem Zelt gebunden. Eine Gruppe von Lanzenreitern saß in der Nähe um ein Lagerfeuer herum.
    Als Gargan herankam, sprangen die Männer auf und salutierten schneidig.
    »Begrabt sie«, befahl Gargan. »Sie ziehen Fliegen und Mücken an.«
    »Jawohl, General!« antworteten sie im Chor.
    Gargan ging in sein Zelt zurück. Er setzte sich an den Tisch, nahm Federkiel und Tinte und schrieb einen kurzen Brief an Mirkel, in dem er ihr gratulierte und seiner Hoffnung Ausdruck gab, sie bald zu besuchen. »Paß gut auf Klein-Argo auf«, schrieb er. »Verlaß dich nicht auf Ammen. Ein Kind bekommt viel Gutes aus der Muttermilch, nicht nur Nahrung, sondern auch Geist und Mut. Man sollte niemals einem hochgeborenen Kind erlauben, an einer gewöhnlichen Brust zu saugen. Das verdirbt den Charakter.«
     
    Vorsichtig, unter Ausnutzung trockener Bachbetten und niedrigem Gelände, umgingen Quing-chin und seine neun Reiter die Patrouillen der Gothir. Als es dunkel wurde, hatten sie sich südlich des Gothirlagers versteckt. Quing-chins Freund Shi-da kroch neben ihn, als er hinter einem trockenen Busch kauerte und das Lager beobachtete.
    Der nächtliche Wind frischte auf, er blies aus Südosten. Shi-da tippte Quing-chin auf die Schulter. »Erledigt, mein Bruder.«
    Quing-chin kauerte sich auf die Fersen. »Gut.«
    »Wann?« fragte Shi-da. Sein junges Gesicht spiegelte seinen Eifer wider.
    »Noch nicht. Wir warten, bis sie sich für die Nacht bereit machen.«
    »Erzähl mir von Talisman«, bat Shi-da und ließ sich neben ihm nieder. »Warum ist er der Auserwählte? Er ist nicht so stark wie du.«
    »Körperliche Stärke bedeutet bei einem General gar nichts«, antwortete Quing-chin. »Er hat ein großes Herz und einen Verstand, schärfer als dein Dolch.«
    »Du hast ebenfalls ein großes Herz, mein Bruder.«
    Quing-chin lächelte. Die Heldenverehrung des Jungen war ihm sowohl eine Quelle der Freude als auch der Verärgerung. »Ich bin der Falke, er ist der Adler. Ich bin der Wolf, er ist der Tiger. Eines Tages wird Talisman ein Kriegsherr bei den Nadir sein. Er wird Armeen befehligen, kleiner Bruder. Er hat ein Gespür für …« Er zögerte. Es gab kein Wort für Logistik in der Sprache der Nadir. »Ein Gespür fürs Planen«, sagte er schließlich. »Wenn eine Armee unterwegs ist, muß sie versorgt werden. Sie braucht Lebensmittel und Wasser und, ebenso wichtig, sie braucht Informationen. Man findet selten einen Mann, der in der Lage ist, alle Eventualitäten einzuplanen. Talisman ist ein solcher Mann.«
    »Ihr wart gemeinsam auf der Akademie?«
    »Ja. Und zum Schluß war er der Ehrenstudent, der alle anderen geschlagen hat.«
    »Er hat mit allen gekämpft?«
    »In gewisser Weise.« Hinter ihnen wieherte ein Pony. Quing-chin warf einen Blick hinter sich auf das Versteck der anderen. »Geh zu ihnen«, sagte er, »und erkläre Ling, wenn er sein Pony nicht besser unter Kontrolle hält, dann schicke ich ihn persönlich entehrt zurück.«
    Während der Junge sich vorsichtig vom Rand der Wasserrinne zurückzog, ließ sich Quing-chin nieder, um zu warten. Fanion hatte oft gesagt daß die größte Gabe eines Offiziers die Geduld war – zu wissen, wann er zuschlagen mußte und den Nerv zu haben, auf den richtigen Moment zu warten.
    Wenn die Luft sich abkühlte, wurde der Wind stärker. Ebenso nahm durch die Veränderung der Temperatur auch die Feuchtigkeit zu. All diese Faktoren zusammengenommen waren notwendig, den genauen Zeitpunkt abzupassen. Quing-chin warf einen Blick auf das feindliche Lager und merkte, wie sein Zorn wuchs. Sie hatten keine Verteidigungsstellung eingenommen, wie es vorgeschrieben war, wenn man sich auf feindlichem Gebiet aufhielt. Sie hatten keinen äußeren Verteidigungsring errichtet. Sie hatten ihr Lager nach den Regeln eines Manövers in Friedenszeiten aufgebaut: fünf Pfahlreihen, jede mit zweihundert Pferden, die Zelte in Vierecken nach

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