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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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einen Rückzug über die Marschen angeführt, dann kehrt gemacht und einen Angriff geführt, der eigentlich selbstmörderisch hätte sein müssen. Auf seinem riesigen weißen Hengst Skall war er mitten ins feindliche Lager gestürmt und hatte Barin im Zweikampf getötet. An jenem Tag hatten sie den Krieg gewonnen, den Bürgerkrieg beendet. Gargan leerte seinen Becher und reichte ihn Bren zum Nachschenken.
    »Das war ein Pferd, bei Missael! Hatte vor nichts Angst. Ihn hätten selbst alle Höllenfeuer nicht geschreckt.«
    »Ein mächtiges Schlachtroß«, stimmte Bren zu.
    »Habe nie wieder so eins gehabt. Kennst du den Hengst, den ich jetzt reite? Ein Abkömmling von Skall, sein Urenkel. Aber er hat nicht dieselben Qualitäten. Skall war ein König unter den Pferden.« Gargan lachte leise. »Bestieg noch drei Stuten am Tag, als er starb – im reifen Alter von zweiunddreißig. Ich habe nur zweimal in meinem Leben geweint, Bren. Das erste Mal beim Tod von Skall.«
    »Ja, Herr. Was soll ich den Hauptleuten sagen?«
    »In einer Stunde. Ich muß noch ein paar Briefe lesen.«
    »Jawohl, Herr.« Bren ließ die Mahlzeit auf dem Tisch stehen und verließ das Zelt. Gargan stand auf und schenkte sich einen dritten Becher Wein ein, diesmal ohne Wasser. Die Kuriere hatten die Vorhut der Armee bei Einbruch der Dämmerung eingeholt und ihm drei Briefe gebracht. Er öffnete den ersten, der das Siegel Garen-Tsens trug. Gargan versuchte, sich auf die spinnenartige Schrift zu konzentrieren. Er nahm eine Laterne vom Haken und stellte sie auf den Schreibtisch. Seine Augen waren auch nicht mehr das, was sie einmal waren. »Nichts ist mehr, was es war«, dachte er.
    Der Brief berichtete vom Begräbnis der Königin und wie Garen-Tsen den König aus der Stadt geschmuggelt hatte, um ihn zum Winterpalast in Siccus zu bringen. Die Parteien sprachen allmählich offen im Senat über ›die Notwendigkeit einer Veränderung‹. Garen-Tsen drängte auf ein rasches Ende des Feldzuges und eine schnelle Rückkehr in die Hauptstadt.
    Der zweite Brief war von seiner Frau. Er überflog ihn, vier Seiten, die wenig Interessantes enthielten, nur kleine Ereignisse aus dem Haushalt und den Ländereien. Ein Dienstmädchen hatte sich den Arm gebrochen, als es beim Fensterputzen von einem Stuhl fiel, ein preisgekröntes Fohlen war für tausend Raq verkauft worden, drei Sklaven waren von dem Landsitz im Norden geflohen, aber in einem Bordell vor Ort wieder eingefangen worden.
    Der letzte Brief stammte von seiner Tochter Mirkel. Sie hatte einem kleinen Jungen das Leben geschenkt und wollte ihn Argo nennen. Sie hoffte, daß Gargan ihn bald sehen konnte.
    Die Augen des alten Soldaten wurden feucht.
    Argo. Als er seinen verstümmelten Sohn gefunden hatte, war es wie ein Messerstich ins Herz gewesen, und Gargan fühlte noch immer den Schmerz. Er hatte die ganze Zeit gewußt, daß es zu einer Katastrophe führen würde, wenn man den Nadirabschaum in die Akademie aufnahm. Aber er hatte nie im Entferntesten damit gerechnet, daß es zum Tode seines eigenen Sohnes führen würde. Und was für einen Tod hatte er erleiden müssen!
    Wut und Trauer rangen in ihm um die Vorherrschaft.
    Der alte Kaiser war ein kluger Mann gewesen, der weitgehend gut geherrscht hatte. Aber in seinen späteren Jahren wurde er verwirrt, seine Haltung wurde weicher. Für diesen Mann hatte Gargan bei Gassima gekämpft. Ich habe dir diese Krone verschafft, dachte er. Ich habe sie dir auf den Kopf gesetzt. Und deinetwegen ist mein Sohn tot.
    Nadirjanitscharen! Eine üble, verhängnisvolle Idee. Warum hatte der alte Mann nicht einsehen können, wie dumm das gewesen war? Es gab unzählige Nadir, und sie alle träumten nur von dem Tag, an dem der Einiger sie zu einer unbezwingbaren Armee zusammenfügte. Und doch hatte der Kaiser gewünscht, daß die Söhne ihrer Häuptlinge in der Kriegskunst der Gothir ausgebildet würden. Gargan konnte es noch immer nicht fassen.
    Der Tag, an dem Okai der Ehrenstudent geworden war, war in seiner Erinnerung ein düsterer Tag. Am schlimmsten war das Wissen, daß der Mann, der auf die Empore stieg, der Mörder seines Sohnes war. Damals war er ihm ganz nah gewesen, er hätte ihm an die Gurgel gehen können.
    Gargan griff nach dem Krug – und zögerte. Die Hauptleute würden bald hier sein, und Alkohol war beim Planen nicht gerade hilfreich.
    Er stand auf, rieb sich die müden Augen und ging nach draußen. Zwei Wächter nahmen Haltung an. Gargan blickte über das Lager,

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