Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
er.
Der Axtkämpfer dachte über die Frage nach. »Ich nehme an, sie sind in dem Sarg«, sagte er. »Das wäre doch wohl nur normal, meinst du nicht?«
»Der Schrein ist bereits sehr alt. Wahrscheinlich ist er in der Zwischenzeit längst geplündert worden.«
Druss schwieg einen Augenblick, dann zuckte er die Achseln. »Nun, der alte Schamane sagte, sie wären dort. Ich werde ihn danach fragen, wenn wir ihn sehen.«
Sieben lächelte schief. »Ich wünschte, ich hätte dein Vertrauen in die menschliche Natur, mein Freund.«
Die Stute hob den Kopf, ihre Nüstern bebten, und sie beschleunigte ihre Schritte. »Hier gibt es also Wasser«, meinte Sieben. »Die Pferde wittern es.«
Sie erklommen den schmalen, gewundenen Pfad, und als sie die Kuppe erreichten, traten ihnen zwei alte Nadirkrieger in den Weg. Beide trugen Schwerter. Ein kleiner Priester in verblichenem blauem Gewand tauchte auf und sprach mit den beiden alten Männern, die sich widerstrebend zurückzogen. Druss ritt weiter, stieg an der Quelle ab und betrachtete mißtrauisch die Gruppe von Nadir, die dort saßen.
Der Priester ging auf ihn zu. »Willkommen in unserem Lager, Axtkämpfer«, sagte er. Die Augen des Mannes waren blind, die Pupillen trüb wie Opale. Druss lehnte Snaga an einen Stein, nahm Sieben das Kind ab und wartete, während der Dichter sich vom Pferd schwang.
»Das Kind braucht Milch«, sagte Druss. Der Priester rief einen Namen, und eine junge Frau kam zögernd herbei. Sie nahm Druss das Kind ab und ging zurück zu den anderen.
»Sie haben einen Überfall der Gothir überlebt«, erklärte der Priester. »Ich bin Enshima, ein Priester der Quelle.«
»Druss«, stellte sich der Axtkämpfer vor. »Und das ist Sieben. Wir reisen …«
»Zum Schrein von Oshikai«, sagte Enshima. »Ich weiß. Komm, setz dich ein Weilchen zu mir.« Er ging zu einer kleinen Felsengruppe neben der Quelle. Druss folgte ihm, während Sieben die Pferde tränkte und ihre Wasserflaschen füllte.
»Eine große Schlacht wird am Schrein geschlagen werden«, sagte Enshima. »Das weißt du.«
Druss setzte sich neben ihn. »Ich weiß. Es interessiert mich nicht.«
»O doch, das tut es, denn deine eigene Suche hängt damit zusammen. Du wirst die Juwelen nicht finden, ehe die Schlacht beginnt, Druss.«
Der Axtkämpfer kniete sich an die Quelle und trank. Das Wasser war kühl und erfrischend, hinterließ jedoch einen bitteren Nachgeschmack. Er sah den Blinden an und fragte: »Bist du ein Seher?«
»Was das auch immer heißen mag«, gab Enshima zu.
»Kannst du mir dann sagen, worum dieser verdammte Krieg eigentlich geht? Ich sehe keinen Sinn darin.«
Enshima lächelte bedauernd. »Die Frage setzt voraus, daß überhaupt ein Sinn in einem Krieg liegen könnte.«
»Ich bin kein Philosoph, Priester, also erspare mir deine Belehrungen.«
»Nein, Druss, du bist kein Philosoph«, sagte Enshima freundlich, »aber du bist ein Idealist. Worum es in diesem Krieg geht? Wie bei allen Kriegen geht es um Gier und Angst. Gier, weil die Gothir reich sind und es auch bleiben wollen, und Angst, weil sie die Nadir als eine künftige Bedrohung für ihren Wohlstand betrachten. Wann wurde jemals ein Krieg aus anderen Gründen geführt?«
»Diese Juwelen existieren also«, meinte Druss, das Thema wechselnd.
»Oh, sie existieren. Die Augen von Alchazzar wurden vor ein paar hundert Jahren gemacht. Sie sind wie Amethyste, jeder so groß wie ein Ei, und sie sind durchtränkt mit der ungeheuren Kraft dieses wilden Landes.«
»Warum werde ich sie nicht vor der Schlacht finden?« fragte Druss. Sieben kam und setzte sich zu ihnen.
»Das ist nicht dein Schicksal.«
»Ich habe einen Freund, der sie braucht«, sagte Druss. »Ich wäre froh, wenn du mir helfen könntest.«
Enshima lächelte. »Es macht mir kein Vergnügen, dir Hilfe vorzuenthalten, Axtkämpfer. Aber was du von mir erbittest, kann ich dir nicht geben. Morgen werde ich diese Menschen tief in die Berge führen, in der Hoffnung – auch wenn sie vergebens sein mag – daß ich sie am Leben erhalten kann. Du wirst zum Schrein reisen, und dort wirst du kämpfen. Denn das ist das, was du am besten kannst.«
»Hast du auch noch ein paar tröstliche Worte für mich, Alter?« fragte Sieben.
Der alte Mann lächelte und tätschelte Sieben den Arm. »Ich stand vor einem Problem, und du hast geholfen, es zu lösen, und dafür danke ich dir. Was du dort in der Totenkammer getan hast war eine reine und gute Tat, für die die Quelle dich
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