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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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begannen zu glühen und strahlten vielfarbiges Licht aus – purpurn rund ums Herz, strahlendes Weiß aus ihren Köpfen, rot aus dem Unterleib, weiß und gelb aus den Beinen. Es war ein außergewöhnlicher Anblick. Sieben schwieg, bis Nosta Khan seufzend die Augen aufschlug.
    »Was hast du mit ihnen gemacht?« flüsterte der Dichter.
    »Nichts«, antwortete Nosta Khan. »Ich habe lediglich ihre Lebenskraft sichtbar gemacht. Er ist ein mächtiger Mann, dieser Druss. Siehst du, wie neben seiner
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Energie die von Talisman verblaßt? Und Talisman ist größer als die meisten Menschen.« Sieben warf einen Blick auf die glühenden Körper. Es stimmte. Bei Druss reichte die Strahlung fast einen Meter weit, während sie bei Talisman kaum dreißig Zentimeter um seinen Leib flackerte.
    »Was ist dieses …
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?« wollte Sieben wissen.
    Nosta Khan schwieg einen Moment. »Kein Mensch begreift dieses Mysterium völlig«, sagte er. »Die Energie umfließt den menschlichen Körper und bringt Leben und Gesundheit. Sie flackert und verändert sich, wenn man krank wird. Ich habe alte Männer mit Rheuma in den Armen gesehen, wo das
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nicht mehr fließt. Und ich habe mystische Heiler einem Kranken ihr eigenes
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übertragen und sie so wieder gesund machen gesehen. Es ist irgendwie mit der Seele verbunden. Nach dem Tod etwa flammt das
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auf seine fünffache Größe auf. Das dauert drei Tage. Dann ist es in einem einzigen Augenblick verschwunden.«
    »Aber warum hast du es sichtbar gemacht?«
    »Ihre Seelen sind an einem Ort unaussprechlicher Gefahren, wo sie gegen Dämonen kämpfen müssen. Jede Verletzung, jede Wunde, die sie davontragen, beeinträchtigt ihr
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Ich werde sie beobachten, und wenn sie dem Tode nahekommen, hoffe ich, sie zurückholen zu können.«
    »Du meinst, es ist nicht gewiß, ob du das kannst?«
    »In Giragast gibt es keine Gewißheit«, fuhr Nosta Khan auf. »Stell dir einen Kampf hier vor. Ein Soldat wird am Arm verwundet, er leidet, aber er bleibt am Leben. Ein anderer wird ins Herz getroffen, er stirbt auf der Stelle. So etwas kann auch in der Leere geschehen. Ich kann die Wunden sehen, die sie dort davontragen. Aber ein tödlicher Stoß wird ihr
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augenblicklich auslöschen.«
    »Aber du sagtest, das
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flammt noch drei Tage nach dem Tode auf«, erinnerte ihn Sieben.
    »Wenn die Seele im Körper ist. Ihre Seelen sind das nicht.«
    Die beiden Männer verfielen in Schweigen. Minutenlang geschah nichts, dann zuckte Talismans Körper. Die leuchtenden Farben um ihn herum flackerten, und ein grüner Schimmer zeigte sich auf seinem rechten Bein. »Es hat angefangen«, sagte Nosta Khan.
     
    Eine Stunde verging. Die Kerzenflamme brannte bis zur ersten schwarzen Markierung herunter. Sieben fand die Spannung schwer erträglich. Er stand auf und ging hinaus zur Ostmauer, wo er seine Satteltaschen gelassen hatte. Er holte ein frisches, mit Goldfaden besticktes Leinenhemd hervor und zog es an. Talismans Diener Gorkai kam zu ihm. »Leben sie noch?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Sieben.
    »Ich hätte mit ihnen gehen sollen.«
    »Warum kommst du nicht mit mir hinein? Dann kannst du sie selbst sehen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich warte draußen.« Sieben ging wieder in den Schrein zurück. Das Strahlen um Druss schien unverändert stark, wenngleich Talismans
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jetzt schwächer war. Sieben ließ sich an der Wand nieder. Es sah Druss so ähnlich, sich freiwillig für eine Reise in die Hölle zu melden. Was hast du an dir, mein Freund? überlegte Sieben. Warum begeisterst du dich für solche unnötigen Risiken? Liegt es daran, daß du dich für unsterblich hältst? Oder glaubst du, die Quelle hat dich mehr gesegnet als andere Menschen? Sieben lächelte. Vielleicht hat sie es, dachte er. Vielleicht gibt es tatsächlich etwas Unzerstörbares in deiner Seele. Talismans Körper verkrampfte sich, in seinem
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flackerte es leuchtend grün auf. Auch Druss schauderte und ballte die Fäuste.
    »Sie befinden sich im Kampf«, flüsterte Nosta Khan und sank mit ausgestreckten Händen auf die Knie. Talismans
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flackerte und verblaßte, das Glühen erstarb. Nosta Khan rief drei Worte, rauh und mißtönend. Talismans Rücken bog sich hoch, er stöhnte. Seine Augen öffneten sich weit, und ein erstickter Schrei entrang sich seiner Kehle. Sein Arm holte aus, als hielte er noch immer ein Schwert.
    »Ruhig!« schrie Nosta Khan. »Du bist in Sicherheit.« Talisman rollte sich auf die Knie, sein Gesicht war schweißnaß.

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