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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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von Riesen gesprochen hätte, die ich erschlug, sang er davon, daß ich die Götter selbst unterworfen hätte. Bist du ausgeruht?«
    »Fast«, log Druss. »Sag mir, kleiner Mann«, wandte er sich an Shaoshad, »was ist der Große Bär, von dem du sprachst?«
    »Der Wächter der Brücke nach Giragast. Er soll zweieinhalb Meter groß sein und hat zwei Köpfe. Der eine ist der Kopf eines Bären mit scharfen Zähnen, der andere der einer Schlange. Die Schlange speit Gift, das sich durch jede Rüstung frißt. Seine Krallen sind so lang wie ein Kurzschwert und messerscharf. Er hat zwei Herzen, eins hoch in der Brust, das andere unten im Bauch.«
    »Und wie, schlägst du vor, kommen wir an diesem Biest vorbei?«
    »Meine Magie ist fast verbraucht, aber ich werde noch einen Verbergen-Zauber sprechen, um Oshikai zu tarnen. Dann werde ich mich hier ausruhen und auf eure Rückkehr warten.«
    Oshikai stand auf und legte dem kleinen Mann eine Hand auf die Schulter. »Du hast mir gut gedient, Shaoshad. Ich bin kein König mehr, aber wenn es in diesem widerwärtigen Reich so etwas wie Gerechtigkeit gibt, sollst du belohnt werden. Es tut mir leid, daß meine Ablehnung deines Angebots zu deinem Tod geführt hat.«
    »Alle Menschen sterben, Großer König. Und meine eigenen Taten führten zu meinem Tod. Ich hege gegen niemand einen Groll. Aber falls … wenn … du ins Paradies kommst, leg bei dem Torwächter dort ein Wort für mich ein.«
    »Das werde ich.« Der Krieger nahm seine goldene Axt, Kolmisai, und wandte sich an Druss. »Bist du jetzt bereit, mein Bruder?«
    »Ich wurde schon bereit geboren«, grunzte Druss und zwang sich aufzustehen.
    »Ihr werdet die Brücke nach etwa hundert Schritten in dieser Richtung sehen«, sagte Shaoshad. »Sie überspannt die Feuerschlucht. Wenn ihr abstürzt, fallt ihr eine Ewigkeit lang, und dann werden die Flammen euch verschlingen. Die Brücke ist zu Anfang breit, vielleicht achtzehn Meter, aber dann verengt sie sich. Ihr müßt den Bären auf dem breiten Abschnitt zu euch locken, damit Oshikai an ihm vorbeischlüpfen kann.«
    »Nein«, widersprach Oshikai, »wir werden uns ihm gemeinsam stellen.«
    »Vertrau mir, Großer König, und folge meinem Rat. Wenn der Bär stirbt, weiß Chakata, daß du kommst. Dann wird er Shul-sen töten. Es ist lebenswichtig, daß du die Brücke zu dem Dunklen Ort vorher überquerst.«
    »Und in der Zwischenzeit mache ich ein Tänzchen mit dem Bären und versuche, ihn nicht zu töten?« fragte Druss.
    »Halt ihn hin, solange du kannst«, riet Shaoshad, »und sieh ihm nicht in die Augen. Du wirst darin nur den Tod sehen.«
    Der Schamane schloß die Augen und hob die Hände. Die Luft um Oshikai knisterte vor hellen, flackernden Lichtern. Der Große König verblaßte, wurde durchscheinend und schließlich ganz durchsichtig. Dann war er verschwunden.
    Shaoshad öffnete die Augen, dann klatschte er fröhlich in die Hände. »Ich mag arrogant sein«, lachte er, »aber das mit Recht!« Sein Lächeln verblaßte, und er wandte sich an Druss. »Wenn ihr euch der Brücke nähert, muß Oshikai dicht hinter dir sein. Sonst spürt der Bär beide Geister. Sobald das Biest beschäftigt ist, Großer König, mußt du an ihm vorbeischlüpfen und rennen. Du darfst kein Geräusch machen. Rufe nicht nach Shul-sen – du wirst spüren, wenn sie in der Nähe ist.«
    »Ich verstehe«, ertönte Oshikais Stimme. »Geh vor, Druss, ich folge dir.«
    Druss nahm seine Axt und ging voran. Seine Beine waren schwer, seine Arme müde. Niemals im Leben, nicht einmal in den Jahren, in denen er eingekerkert gewesen war, hatte er sich körperlich so geschwächt gefühlt. Angst erfüllte ihn. Er stieß mit dem Fuß gegen einen Stein und stolperte.
    Er hörte Flügel schlagen. Er fuhr herum und sah, wie das letzte Fledermauswesen sich auf ihn stürzte. Die schwarzen Flügel waren ausgebreitet, die krallenbewehrten Hände ausgestreckt. Snaga zuckte auf und drang durch den dünnen Hals – aber nicht, ehe die Krallen seine Wange aufgerissen hatten. Das Wesen stürzte auf ihn und riß ihn von den Füßen. Er spürte, wie Oshikai ihn am Handgelenk packte und ihn hochriß.
    »Du bist erschöpft, mein Freund«, sagte Oshikai. »Ruh dich hier aus. Ich werde versuchen, an dem Bären vorbeizuschlüpfen.«
    »Nein, ich stehe es durch«, grunzte Druss. »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    Er stolperte weiter und bog um einen Vorsprung in der schwarzen Höhle. Vor ihnen lag eine gewaltige Brücke, die sich über einen

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