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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ihn stehen und ging zurück über den geröllübersäten Hang zur Wasserstelle. Er kniete nieder und wusch sich das Blut von seinem nackten Oberkörper. Dann nahm er den weißen Schal vom Kopf und tauchte ihn ins Wasser, ehe er ihn wieder um seinen kahlen Schädel band. Die Krieger sammelten sich hinter ihm.
    Kzun stand auf und drehte sich zu ihnen um. Er musterte ihre Gesichter und sah die Angst in ihnen. Sie hatten Gothirsoldaten getötet. Jetzt würden mehr von ihnen kommen – noch viel mehr. »Ihr wollt davonlaufen?« fragte er.
    Ein schlanker Krieger mit ergrauendem Haar trat vor. »Wir können nicht gegen eine Armee kämpfen, Kzun. Wir haben ihre Karren verbrannt, oder? Sie werden zurückkommen. Vielleicht hundert. Vielleicht zweihundert. Wir können nicht gegen sie kämpfen.«
    »Dann lauft«, sagte Kzun verächtlich. »Von Krummhorn-Feiglingen habe ich auch nichts anderes erwartet. Aber ich gehöre zu den Einsamen Wölfen, und wir laufen nicht davon. Ich habe den Auftrag, diesen Tümpel zu halten und ihn mit meinem Leben zu verteidigen. Und das werde ich tun. Solange ich lebe, wird kein
gajin
hier auch nur einen Schluck Wasser trinken.«
    »Wir sind keine Feiglinge!« rief der Mann errötend. Ein zorniges Gemurmel erhob sich unter den Kriegern. »Aber worin liegt der Sinn, wenn wir hier sterben?«
    »Worin liegt der Sinn, irgendwo zu sterben?« entgegnete Kzun. »Zweihundert Männer warten am Schrein von Oshikai, bereit, seine Gebeine zu verteidigen. Eure eigenen Brüder sind unter ihnen. Glaubt ihr, sie werden davonlaufen?«
    »Was verlangst du von uns?« fragte ein anderer Krieger.
    »Mir ist egal, was ihr tut!« tobte Kzun. »Ich weiß nur, daß ich hierbleibe und kämpfe!«
    Der grauhaarige Krieger rief seine Kameraden zu sich, und sie gingen auf die andere Seite des Tümpels und hockten sich im Kreis nieder, um ihr Vorgehen zu besprechen. Kzun beachtete sie nicht. Von links kam ein tiefes Stöhnen, und er sah den verwundeten Krummhorn-Krieger, der an die roten Felsen gelehnt saß und seine blutverschmierten Hände auf eine tiefe Bauchwunde preßte. Kzun nahm einen Helm und tauchte ihn ins Wasser, dann trug er ihn zu dem Sterbenden. Er kauerte nieder und hielt ihn dem Krieger an die Lippen. Er trank zwei Schlucke, dann hustete er und schrie vor Schmerzen auf. Kzun setzte sich neben ihn. »Du hast gut gekämpft«, sagte er. Der junge Mann hatte sich auf einen Lanzenreiter geworfen und den Soldaten so vom Pferd gerissen. In dem nachfolgenden Kampf hatte der Lanzenreiter ein Messer gezogen und es dem Nadir in den Bauch gerammt. Kzun war ihm zu Hilfe geeilt und hatte den Lanzenreiter getötet.
    Die Sonne stieg über den roten Bergen auf und schien dem jungen Mann ins Gesicht. Da erkannte Kzun, daß er nicht älter als fünfzehn Jahre war. »Ich habe mein Schwert fallen lassen«, sagte der Krieger. »Und jetzt muß ich sterben.«
    »Du stirbst, weil du dein Land verteidigt hast Die Götter von Stein und Wasser werden dich willkommen heißen.«
    »Wir sind keine Feiglinge«, sagte der sterbende Knabe. »Aber wir … verbringen so viel Zeit unseres Lebens damit … vor den
gajin
fortzulaufen.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe Angst vor der Leere. Wenn … ich warte … gehst du dann mit mir in die Dunkelheit?«
    Kzun schauderte. »Ich war schon in der Dunkelheit mein Junge. Ich weiß, was Angst ist. Ja, warte auf mich. Ich gehe mit dir.« Der Jüngling lächelte müde, dann sank sein Kopf nach hinten. Kzun schloß dem Jungen die Augen und stand auf. Er machte kehrt und ging zur anderen Seite des Teiches, wo die Krieger noch immer miteinander stritten. Sie sahen auf, als er kam. Er drängte sich in ihren Kreis und stellte sich in ihre Mitte. »Es gibt eine Zeit zu kämpfen«, sagte er, »und eine Zeit zur Flucht. Denkt an euer Leben zurück. Seid ihr nicht genug davongelaufen? Und wo wollt ihr hin? Wie weit müßt ihr laufen, um den Lanzenreitern zu entkommen? Die Kämpfer am Schrein werden unsterblich werden. Wie weit müßt ihr laufen, um den Worten ihrer Lieder zu entkommen?
    Der Feind kann nur so lange kämpfen, wie er Wasser hat. Das hier ist der einzige tiefe Teich. Jeder Tag, den wir ihnen das Wasser vorenthalten, gibt unseren Brüdern eine neue Chance auf einen Sieg, und dadurch werden wir Teil des Großen Liedes. Ich bin ein Mann ohne Freunde, ohne Schwertbrüder. Meine Jugend wurde mir in den Minen der Gothir geraubt, wo ich in der Dunkelheit arbeiten mußte, während mein Körper voller schwärender

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