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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Wunden war. Ich habe weder Frau noch Söhne. Kzun kann der Zukunft nichts schenken. Wenn ich tot bin, wer wird dann um mich weinen? Niemand. Kzuns Blut fließt in keinem anderen Lebewesen. Die Gothir haben meinen Geist in Ketten gelegt, und als ich die Wächter erschlug und meinen Körper befreite, blieb mein Geist zurück, gefangen in der Dunkelheit. Ich glaube, er ist immer noch dort, in dem schwarzen Dreck, versteckt sich in den finsteren Tunneln. Ich hatte … habe … nie das Gefühl der Zusammengehörigkeit gehabt, das zum Kern unseres Wesens gehört. Ich habe nur noch den Wunsch, die Nadir – mein Volk – aufrecht und frei zu sehen. Ich hätte euch nicht Feiglinge nennen sollen, denn ihr alle seid tapfere Männer. Aber auch euer Geist ist von den
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in Ketten gelegt worden. Wir werden geboren, um sie zu fürchten, vor ihnen davonzulaufen, unsere Köpfe zu senken. Sie sind die Herren der Welt. Wir sind Ungeziefer der Steppe. Nun, Kzun glaubt das nicht mehr. Kzun ist ein verlorener, verbitterter Mann«, sagte er mit erstickender Stimme. »Kzun hat nichts zu verlieren. Euer Kamerad dort drüben ist tot. Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm in die Dunkelheit gehen würde, er sagte, sein Geist würde auf mich warten. Da wußte ich, daß ich hier sterben werde. Ich bin bereit. Vielleicht werde ich mit meinem Geist wieder vereint? Aber ich werde ihn auf der dunklen Straße treffen. Und wir werden gemeinsam in die Leere gehen. Jeder von euch, der nicht auch dazu bereit ist, sollte jetzt gehen. Ich werde ihm keine Verwünschungen nachschicken. Hier steht Kzun. Hier wird er fallen. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
    Kzun verließ den Kreis und kletterte auf die Felsen, von denen er auf die Steppe hinuntersehen konnte. Die Karren brannten nicht mehr, aber von dem verkohlten Holz stieg noch immer Rauch auf. Geier hatten begonnen, an den Leichen zu zerren. Kzun kauerte sich in die Schatten, seine Hände zitterten, und Angst stieg ihm gallebitter in die Kehle.
    Eine Ewigkeit in der Finsternis wartete auf ihn, und Kzun konnte sich nichts Entsetzlicheres vorstellen. Er blickte zum klaren blauen Himmel empor. Was er ihnen erzählt hatte, stimmte – wenn er starb, würde kein Lebewesen auf der Erde um ihn trauern. Er hatte außer seinem vernarbten, haarlosen Körper und den schlechten Zähnen nichts, was er in seinem Leben vorweisen konnte. In den Minen gab es so einen Luxus wie Freundschaft nicht. Jeder Mann kämpfte für sich allein. Als er frei war, verfolgte ihn das Vermächtnis seiner Jahre in der Dunkelheit noch immer. Er konnte nicht mehr wie die anderen in einem Zelt schlafen, sondern brauchte die saubere, frische Luft und das wunderbare Gefühl des Alleinseins. Es hatte einmal eine Frau gegeben, nach der er sich gesehnt hatte, aber er hatte nie davon gesprochen. Damals war Kzun ein Krieger mit vielen Ponys gewesen und hätte ein Angebot für sie machen können. Er hatte es nicht getan und voller Verzweiflung mit angesehen, wie sie einen anderen heiratete.
    Er spürte eine Hand auf der Schulter. Der Krieger mit dem grauen Haar kauerte sich neben ihn. »Du sagst, du hast keine Schwertbrüder. Jetzt hast du welche. Wir werden mit dir ausharren, Kzun von den Einsamen Wölfen. Und wir werden mit dir über die dunkle Straße gehen!«
    Zum erstenmal, seit man ihn in die Minen geschleppt hatte, spürte Kzun, wie ihm heiße Tränen über die Wangen liefen. Er senkte den Kopf und weinte, ohne sich seiner Tränen zu schämen.
     
    Gargan, Graf von Larness, zügelte seinen massigen grauen Hengst und beugte sich über den hohen Sattelknauf. Vor ihnen lagen die Gebäude, die den Schrein von Oshikai Dämonstod beherbergten. Hinter ihm warteten seine Truppen: die achthundert Infanteristen standen geduldig in Viererreihen, die zweihundert Bogenschützen flankierten die Fußsoldaten, während die Königlichen Lanzenreiter, in vier Kolonnen zu je zweihundertfünfzig, zu beiden Seiten aufgefächert waren. Gargan starrte auf die weißen Mauern und bemerkte den V-förmigen Spalt in der ersten. Der Krieger beschattete die Augen mit der Hand und suchte unter den Gesichtern der Verteidiger das verhaßte Gesicht von Okai. Aber auf diese Entfernung waren sie alle verschwommen.
    Gargans Hände öffneten und schlossen sich und umfaßten den Sattelknauf so fest, daß seine Knöchel weiß unter der sonnengebräunten Haut hervortraten. »Ich kriege dich, Okai«, flüsterte er. »Ich werde dir zehntausend Qualen antun, ehe du

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