Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Hause zu meinem Hof und meiner Frau.«
Druss reichte seinem Gast einen Becher mit lentrischem Roten, und Talisman nippte daran. »Diese ganzen Flaggen von so vielen Ländern, die hier wehen. Warum? Plant ihr alle einen Krieg?«
»So weit ich es verstehe«, antwortete Druss, »ist es genau das Gegenteil. Die Völker sind hier zu den Freundschaftsspielen. Sie sollen die Freundschaft und den Handel zwischen den Völkern stärken.«
»Die Nadir wurden nicht eingeladen, daran teilzunehmen«, sagte Talisman und ging ins Zimmer zurück.
»Nun, ja, das ist nun mal Politik, mein Junge. Ich kann das weder verstehen, noch billige ich es. Aber selbst wenn sie die Nadir hätten einladen wollen – an wen hätten sie die Einladung schicken sollen? Es gibt Hunderte von Stämmen, von denen die meisten miteinander im Krieg liegen. Sie haben kein Zentrum – keinen Anführer.«
»Das wird sich ändern«, sagte Talisman. »Ein Anführer ist uns prophezeit, ein großer Mann. Der Einiger!«
»Ich dachte, es hätte schon viele sogenannte Einiger gegeben.«
»Dieser eine wird anders sein. Er wird violette Augen haben, und er wird einen Namen tragen, den kein Nadir jemals gewählt hat. Er kommt. Und dann soll deine Welt sich hüten!«
»Na, dann wünsche ich dir Glück«, sagte Druss, setzte sich auf das Sofa und legte seine gestiefelten Füße auf den Tisch. »Violette Augen, hm? Das wird ein Anblick sein.«
»Sie werden wie die Augen von Alchazzar sein«, sagte Talisman. »Er wird die Verkörperung des Großen Wolfes in den Mondbergen sein.«
Die Tür ging auf, und Talisman fuhr herum. Ein gutaussehender junger Mann trat ein. Sein helles Haar war zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengebunden, und er trug einen purpurroten Umhang über einer langen blauen Tunika aus opalbesetzter Seide. »Ich hoffe, du hast noch etwas von dem Wein übriggelassen, altes Roß«, sagte der Mann zu Druss. »Ich bin ausgetrocknet wie eine Wüstenechse.«
»Ich muß gehen«, sagte Talisman und ging zur Tür.
»Warte!« rief Druss. »Sieben, weißt du, wo die Webergasse ist?«
»Nein, aber im Hinterzimmer liegt eine Karte. Ich hole sie.« Einen Augenblick später war Sieben wieder da und breitete die Karte auf dem niedrigen Tisch aus. »Welches Viertel?« fragte er Talisman.
»Nordwest«
Siebens schlanke Finger glitten über die Karte. »Da ist sie. Neben der Halle der Antiquitäten.« Er warf einen Blick auf Talisman. »Du gehst hier aus dem Haupteingang hinaus und weiter über die Straße, bis du zu der Statue der Kriegsgöttin kommst – eine große Frau mit einem langen Speer, auf ihrer Schulter sitzt ein Habicht. Dort gehst du links, etwa anderthalb Kilometer, bis du den Park der Dichter vor dir liegen siehst Biege rechts ab und geh bis zur Halle der Antiquitäten. Davor stehen vier riesige Säulen, auf denen ein Querbalken liegt in dem ein Adler eingraviert ist. Die Webergasse ist die erste rechts nach der Halle. Soll ich das noch mal wiederholen?«
»Nein«, dankte Talisman. »Ich werde es finden.« Und ohne ein weiteres Wort verließ der Nadir das Zimmer.
Als die Tür sich hinter ihm schloß, grinste Sieben. »Seine Dankbarkeit überwältigt mich. Wo lernst du nur diese Leute kennen?«
»Er wurde in eine Schlägerei verwickelt, und ich half ihm.«
»Wie viele Tote?« wollte Sieben wissen.
»Keiner, so weit ich weiß.«
»Du wirst alt, Druss. Er war doch ein Nadir, oder? Er hat vielleicht Nerven, so durch Gulgothir zu spazieren.«
»Ja, mir gefiel er. Er hat mir von dem Einiger erzählt der kommen soll und die Augen von Alchazzar haben soll, was immer das auch heißen mag.«
»Das ist leicht zu erklären«, sagte Sieben und goß sich einen Becher Wein ein. »Es ist eine alte Nadirlegende. Vor Hunderten von Jahren beschlossen drei Nadirschamanen, Männer mit – angeblich – großer Macht, eine Statue für die Götter von Stein und Wasser zu schaffen. Sie entzogen dem Land die Magie und formten die Statue, die sie Alchazzar nannten, aus den Steinen der Mondberge. Soweit ich weiß, hatte sie die Gestalt eines riesigen Wolfes. Ihre Augen waren große Amethyste, die Zähne aus Elfenbein …«
»Komm zur Sache, Dichter!« fuhr Druss ihn an.
»Du hast zuwenig Geduld, Druss. Nun hör mir zu. Nach der Legende entzogen die Schamanen dem Land alle Magie und verschlossen sie in dem Wolf. Das taten sie, um das Schicksal der Nadir kontrollieren zu können. Aber einer der Schamanen stahl später die Augen von Alchazzar, und damit endete die
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