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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Angst berührte ihn – denn jetzt waren die Augen kalt und ungeduldig.
    »Sei so gut und zeige mir das Zeichen«, sagte Chorin-Tsu in der Sprache des Südens. Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Talisman griff in seine Tunika und holte eine kleine Münze heraus, in die der Kopf eines Wolfes eingestanzt war. Er hielt sie dem alten Mann hin, der sie mit zitternden Fingern nahm und sich vorbeugte, um sie zu prüfen. Talisman betrachtete den schmalen weißen Zopf auf dem ansonsten kahlgeschorenen Kopf. »Eine interessante Münze, junger Mann. Leider kann jedermann ein solches Stück besitzen«, sagte der Einbalsamierer und stieß die Luft aus. »Du hättest sie auch dem wahren Boten abnehmen können.«
    Talisman lächelte kalt. »Nosta Khan sagte, du wärst ein Mystiker, Chorin-Tsu. Deshalb solltest du keine Schwierigkeiten haben, meine Integrität zu beurteilen.«
    Auf dem Seidenteppich standen zwei flache Tonschalen mit Wasser. Der junge Nadir griff nach einer, doch der alte Mann wehrte mit einer Handbewegung ab und schüttelte den Kopf. »Noch nicht, Talisman. Verzeih mir, aber ich werde dir sagen, wann du trinken sollst. Was deine Bemerkung anlangt, Nosta Khan sprach nicht von meinen psychischen Fähigkeiten. Ich war nie ein wahrer Mystiker. Mein Leben lang, Talisman, bin ich allerdings Student gewesen. Ich habe mein Handwerk studiert, ich habe die großen historischen Stätten untersucht, aber vor allem habe ich die Menschen studiert. Je mehr ich sie studierte, desto besser verstand ich die Schwächen dieser Rasse. Doch das Merkwürdige am Studieren ist, wenn man es mit offenem Geist betreibt, daß es einen kleiner macht. Aber verzeih mir, Philosophie ist nicht gerade die Lieblingsbeschäftigung der Nadir.«
    »Weil wir Wilde sind, meinst du?« antwortete der Nadir ohne Bosheit. »Vielleicht sollte ich dann die Antwort lieber dem Priester-Philosophen Dardalion überlassen, der sagte: ›Jede beantwortete Frage führt zu sieben weiteren Fragen. Daher bedeutet das Sammeln von Wissen für einen Studenten lediglich die Vergrößerung des Bewußtseins dafür, wieviel mehr es noch zu wissen gibt.‹ Genügt das, Meister Einbalsamierer?«
    Chorin-Tsu verbarg sein Erstaunen und verbeugte sich tief. »In der Tat, junger Mann. Und ich bitte dich, einem alten Mann seine Grobheit zu vergeben. Es sind ungestüme Zeiten, und ich fürchte, die Aufregung schlägt sich auf mein Benehmen nieder.«
    »Ich bin nicht beleidigt«, sagte Talisman. »Das Leben in der Steppe ist hart. Es gibt wenig Gelegenheit für ein kontemplatives Leben.«
    Der alte Mann verbeugte sich erneut. »Ich möchte meine Grobheit nicht noch mehren, junger Mann, aber es interessiert mich, woher ein Nadirkrieger die Worte Dardalions von den Dreißig kennt.«
    »Man sagt, daß ein kleines Geheimnis einer Beziehung Würze verleiht«, erwiderte Talisman. »Laß uns wieder auf deine Studien zurückkommen.«
    Chorin-Tsu erwärmte sich immer mehr für den jungen Mann. »Meine Studien umfassen auch Astrologie, Numerologie, Runenwerfen, Handlesen und Zaubersprüche. Und doch bleibt noch so viel, was den Geist verblüfft. Ich gebe dir ein Beispiel.« Aus seinem Gürtel zog er ein Wurfmesser mit Elfenbeingriff und deutete damit auf eine runde Zielscheibe, die etwa zwanzig Schritt entfernt in die Wand eingelassen war. »Als ich noch jünger war, konnte ich diese Klinge ins goldene Herz dieser Zielscheibe werfen. Aber jetzt sind – wie du siehst – meine Finger knotig und verkrümmt. Tu es für mich, Talisman.« Der junge Nadir fing das Messer auf, das er ihm entgegenwarf. Einen Augenblick lang wog er es in der Hand, um das Gleichgewicht zu fühlen. Dann nahm er den Arm zurück und warf. Der Silberstahl schimmerte im Licht der Laternen, schoß durch den Raum und traf in die Zielscheibe. Er verfehlte die goldene Mitte um Fingersbreite. »Die Zielscheibe ist mit kleinen Symbolen versehen. Geh und sag mir, welches Symbol die Klinge getroffen hat«, befahl Chorin-Tsu.
    Talisman stand auf und ging durch den Raum. Die Zielscheibe war mit seltsamen, mit Goldfarbe gemalten Chiatze-Hieroglyphen verziert. Die meisten kannte er nicht. Aber das Messer hatte ein Oval durchbohrt, in dessen Mitte sich eine kunstvoll gezeichnete Klaue befand, und dieses Bild verstand er. »Wo hast du getroffen?« rief Chorin-Tsu. Talisman sagte es ihm.
    »Gut, gut. Komm wieder zu mir, mein Junge.«
    »Habe ich deinen Test bestanden?«
    »Einen davon. Hier kommt der zweite. Trink aus einer der

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