Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
die Egos anderer und massieren sie dabei. Wir tun das nicht aus Gewinnstreben, sondern für Frieden und Wohlstand. Wir tun es, damit die Bauern, Kaufleute, Schreiber und Arbeiter der Drenai ihre Familien in Frieden aufziehen können. Druss ist ein Held, er genießt den Luxus, sein eigenes Leben führen und seine eigene Wahrheit sprechen zu können. Diplomaten können das nicht. Willst du mir jetzt helfen, ihn zu überreden?«
Sieben erhob sich. »Nein, Botschafter, das werde ich nicht. Du hast unrecht – obwohl ich dir im Zweifelsfall recht gebe, was deine Motive anlangt.« Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Vielleicht hast du diese Kuchen zu lange gegessen. Vielleicht hast du Geschmack daran gefunden.«
Hinter den vertäfelten Wänden schlüpfte ein Diener davon, um über das Gespräch zu berichten.
Garen-Tsen hob den Saum seiner langen Purpurrobe und stieg vorsichtig die ausgetretenen Steinstufen zum Verlies hinunter. Der Gestank war fürchterlich, aber der große Chiatze verschloß seinen Geist davor. Gefangene, die an solche Plätze geschleppt wurden, litten unter der Dunkelheit, der Feuchtigkeit und dem häßlichen Gestank der Angst. Das machte die Befragung um vieles leichter.
Im Flur blieb er stehen und lauschte. Irgendwo zu seiner Linken weinte ein Mann, das Geräusch klang durch die schweren Steinmauern der Zelle gedämpft. Zwei Wachposten standen hier. Garen-Tsen rief den ersten herbei. »Wer weint da?« fragte er.
Der Wächter, ein dicker, bärtiger Mann mit fleckigen Zähnen, schniefte laut. »Maurin, Herr. Er wurde gestern hergebracht.«
»Ich werde ihn besuchen, nachdem ich mit dem Senator gesprochen habe«, erklärte Garen-Tsen.
»Jawohl, Herr.« Der Mann zog sich zurück, und Garen-Tsen ging langsam in den Befragungsraum. Ein älterer Mann saß dort, dessen Gesicht aufgedunsen und verschwollen war, das rechte Auge fast zu. Blut hatte sein weißes Unterkleid befleckt.
»Guten Morgen, Senator«, sagte Garen-Tsen und ging zu einem hochlehnigen Stuhl, den ein Wächter für ihn bereitstellte. Er setzte sich dem Verletzten gegenüber, der ihn haßerfüllt anstarrte. »Verstehe ich recht daß du dich weiterhin nicht zur Zusammenarbeit bereit erklärst?«
Der Gefangene tat einen tiefen, zitternden Atemzug. »Ich bin von königlichem Blut, Garen-Tsen. Das Gesetz verbietet ausdrücklich die Folter.«
»Ach, ja, das Gesetz. Es verbietet auch ausdrücklich Ränke, um den König zu töten, soweit ich weiß. Und er wäre sicher in höchstem Maße irritiert über Verschwörungen, um die rechtmäßige Regierung zu stürzen.«
»Natürlich!« fauchte der Gefangene. »Deswegen wäre ich solcher Vergehen auch nie schuldig. Der Mann ist mein Neffe. Glaubst du, ich hätte vor, meinen eigenen Blutsverwandten umzubringen?«
»Und jetzt kommt noch Gotteslästerung zu deinen Vergehen«, sagte Garen-Tsen milde. »Der Gottkönig wird niemals als
Mann
bezeichnet.«
»Ein Versprecher«, murmelte der Senator.
»Solche Versprecher sind kostspielig. Und nun zu anderen Dingen. Du hast vier Söhne, drei Töchter und sieben Enkel, vierzehn Kusinen, eine Frau und zwei Geliebte. Laß mich offen sein, Senator. Du wirst sterben. Die einzige Frage, die wir hier klären wollen, ist die, ob du allein stirbst oder deine gesamte Familie mit dir.«
Aus dem Gesicht des Gefangenen wich alle Farbe – aber er verlor seine Courage nicht. »Du bist ein übler Teufel, Garen-Tsen. Für meinen Neffen, den König – armer Junge – gibt es eine Entschuldigung, denn er ist verrückt. Aber du – du bist ein intelligenter, kultivierter Mann. Mögen die Götter dich verfluchen!«
»Ja, ja, das werden sie sicherlich. Soll ich die Gefangennahme deiner Familienmitglieder anordnen? Ich glaube nicht, daß deine Frau sich in der Atmosphäre dieser Verliese wohl fühlen würde.«
»Was verlangst du von mir?«
»Ein Dokument wird für deine Unterschrift vorbereitet. Wenn es fertig und von dir unterschrieben ist, erhältst du die Erlaubnis, Gift zu nehmen. Deine Familie wird verschont« Garen-Tsen erhob sich. »Und nun mußt du mich entschuldigen. Es warten noch andere Verräter auf eine Befragung.«
Der alte Mann sah den Chiatze an. »Es gibt nur einen Verräter hier, du Hund von einem Chiatze. Und eines Tages wird man dich schreiend in genau diesen Raum hier zerren.«
»Das mag wohl so kommen, Senator. Aber du wirst diesen Tag nicht mehr erleben.«
Eine Stunde später stieg Garen-Tsen aus seinem duftenden Bad. Ein
Weitere Kostenlose Bücher