Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Hilfe. Und er half. Und jetzt wird Loira versorgt, mit Medizin und Essen.«
»Du solltest mir lieber die Wahrheit sagen, Mädel«, sagte Jarid rauh. Er näherte sich ihr und legte seine Hand um Tess’ hängende Brüste.
»Ich würde dich nie anlügen, Liebster«, flüsterte sie. »Du bist mein Schatz. Mein einziger Schatz.« Tess ließ ihre Hand abwärts gleiten und gestattete ihren Gedanken, abzuschweifen. Ab jetzt war alles Theater, und jede Bewegung war so stumpfsinnig vertraut, daß sie keinen Gedanken daran verschwenden mußte. Während sie stöhnte und berührte, streichelte und liebkoste, dachte Tess stattdessen an Loira. Es schien so verkehrt, daß eine Frau auf solche reinen Laken gebettet wurde, nur um dort zu sterben. Wie oft hatten sie und Loira sich unter einer dünnen Decke aneinandergekuschelt in kalten Winternächten, wenn ihre Freier bei dem eisigen Wind lieber zu Hause geblieben waren. Dann hatten sie von solchem Luxus gesprochen wie Kaminfeuer den ganzen Tag über, von daunengefüllten Kissen und Federbetten, von Decken aus feinster Wolle. Und sie hatten gekichert und gelacht und sich eng aneinandergeschmiegt, um sich zu wärmen. Jetzt hatte die arme Loira die Decken, von denen sie geträumt hatte – und würde es nie wissen. Bald würde sie sterben, ihre Eingeweide würden sich öffnen und ihren Inhalt auf diese reinen, weißen Laken ergießen.
Die Hüften des Mannes begannen heftiger und schneller zu stoßen. Sofort begann Tess rhythmisch zu stöhnen und bog ihm ihren dürren Körper entgegen. Er atmete heiser in ihr Ohr, dann stöhnte er und sank mit seinem ganzen Gewicht auf sie herab. Sie schlang einen Arm um seinen Hals und streichelte seinen Nacken. »Ach, du bist ein Wunder, Liebster. Du bist mein Schatz. Mein einziger Schatz.«
Jarid hievte sich von ihr, zog seine Beinkleider wieder hoch und rollte sich auf die Füße. Tess strich ihr rotes Kleid glatt und setzte sich auf. Jarid warf ihr ein ganzes Silberstück zu. »Willst du noch ein bißchen bleiben, Jarid? Ich habe etwas Wein.«
»Nein, ich habe noch zu tun.« Er lächelte sie an. »Es war gut heute Abend.«
»Bestens«, versicherte sie.
Kapitel vier
Druss beendete seine Mahlzeit und schob den Holzteller von sich. Das Fleisch war gut gewesen, zart und mager, gut gewürzt und mit einer kräftigen, dunklen Sauce. Doch trotz der Güte hatte er es kaum geschmeckt. Seine Gedanken waren noch immer durcheinander und melancholisch. Die Begegnung mit Klay hatte ihm nicht geholfen. Verdammt, der Mann war ihm sogar sympathisch!
Druss nahm seinen Krug und leerte ihn mit einem Zug zur Hälfte. Das Bier war dünn, aber erfrischend, und brachte ihm Erinnerungen an seine Jugend und an das Bier zurück, das in den Bergen gebraut wurde. Er war unter einfachen Leuten aufgewachsen, Männern und Frauen, die einfache Freuden schätzten, die von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang arbeiteten und für ihre Familien lebten, immer im Kampf darum, genug Brot auf den Tisch zu bringen. An Sommerabenden hatten sie sich oft im Gemeindesaal versammelt und Bier getrunken, Lieder gesungen und Geschichten ausgetauscht. Für sie gab es die großen Fragen der Politik, die Kompromisse, den Verrat von Idealen nicht. Das Leben war zwar hart, aber unkompliziert.
Er war aus diesem Leben gerissen worden, als der Abtrünnige Collan einen Angriff auf das Dorf unternommen hatte, die Männer und die älteren Frauen abgeschlachtet und die jungen Mädchen gefangengenommen hatte, um sie als Sklaven zu verkaufen.
Unter ihnen war auch Druss’ Frau Rowena gewesen, seine Liebe, sein Leben. Er war beim Holzfällen gewesen, hoch oben im Wald, als der Überfall stattfand. Als er zurückkehrte, lag das Dorf in Schutt und Asche, und kurz darauf hatte er die Verfolgung der Mörder aufgenommen, und er hatte sie gefunden.
Druss erschlug viele der Täter und befreite die Mädchen, aber Rowena war nicht unter ihnen. Collan hatte sie nach Mashrapur gebracht und an einen ventrischen Kaufmann verkauft. Um Geld für seine Überfahrt nach Ventria zu verdienen, hatte Druss in den Sandarenen von Mashrapur gekämpft. Und mit jedem knochensplitternden Augenblick hatte der junge Bauer sich verändert, seine natürliche Kraft und Wildheit schärften sich, bis er der gefürchtetste Kämpfer der Stadt war.
Schließlich reiste er weiter, in Gesellschaft von Sieben und des ventrischen Offiziers Bodasen, nahm an den Ventrischen Kriegen teil und erwarb sich schon bald einen tödlichen Ruf. Der
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