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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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einem zerfallenen Schrein.«
    »Das ist nur der Anfang, Bartsai. Das verspreche ich dir.«
     
    Kzun hievte einen weiteren Stein an seinen Platz, dann trat er zurück und wischte sich mit staubiger Hand den Schweiß vom Gesicht. Seit drei Stunden schleppten er und seine Männer Steinblöcke von dem zerfallenen Turm herbei und stapelten sie an der Westmauer, unterhalb der Bresche, um so eine Plattform zu bauen. Talisman hatte angeordnet, daß sie sieben Meter lang, gut drei Meter breit und anderthalb Meter hoch werden sollte. Es war schiere Knochenarbeit, und einige seiner Männer hatten sich beschwert. Doch Kzun hatte sie zum Schweigen gebracht, er duldete kein Gejammer vor den anderen Stammeskriegern.
    Er warf einen Blick zu Talisman hinüber, der tief ins Gespräch versunken mit Lin-tse, dem Himmelsreiter mit dem langen Gesicht, saß. Schweiß rann ihm in die Augen. Er haßte die Arbeit, denn sie erinnerte ihn an die beiden Jahre, die er in den Goldminen im Norden von Gothir verbracht hatte. Er schauderte bei dem Gedanken daran und dachte an den Tag, an dem er in Fußketten zum Eingang des Schachts geschleppt worden war und man ihm befahl, dort hinabzusteigen. Sie hatten ihm die Ketten nicht abgenommen, und zweimal war Kzun ausgerutscht und hatte in der Dunkelheit gehangen. Schließlich war er auf dem Grunde des Schachts angekommen, wo zwei Wächter mit Fackeln ihn erwarteten. Einer hieb Kzun die Faust ins Gesicht, so daß er gegen die Wand des Schachtes fiel. »Das soll dich daran erinnern, du Mistkerl, daß du jedem Befehl zu gehorchen hast. Und zwar auf der Stelle!« Der fünfzehnjährige Kzun war mühsam auf die Füße gekommen und hatte dem Mann in das häßliche, bärtige Gesicht geschaut. Er sah den zweiten Schlag kommen, konnte ihm aber nicht entgehen. Er ließ seine Lippe aufplatzen und brach ihm die Nase. »Und das soll dich lehren, niemals einem Wächter in die Augen zu sehen. Jetzt steh auf und komm mit.«
    Es folgten zwei Jahre in der Dunkelheit, mit schmerzenden, wunden Stellen an den Knöcheln, in denen die Kette einschnitt, Furunkeln an Hals und Rücken und dem Kuß der Peitsche, wenn sein erschöpfter Körper sich nicht mehr so schnell bewegte, wie die Wachen es verlangten. Um ihn herum starben Männer, deren Geist längst gebrochen war, ehe ihre Körper sich der Dunkelheit ergaben. Aber Kzun ließ sich nicht brechen. Jeden Tag hackte er mit seiner Eisenhacke oder einer kurzstieligen Schaufel an den Tunnelwänden, füllte Körbe mit Gestein und schleppte sie zurück zu den Karren, die von blinden Ponys gezogen wurden. Und in jeder Schlafensperiode – denn wer konnte sagen, wann Tag oder Nacht war? – fiel er nach Befehl zu Boden und ruhte seinen erschöpften Körper auf dem Gestein des immer länger werdenden Tunnels aus. Zweimal war der Tunnel eingebrochen und hatte Grubenarbeiter getötet. Beim zweiten Einsturz wurde Kzun halb begraben, konnte sich jedoch selbst ausgraben, ehe die Rettungsmannschaft kam.
    Die meisten der Sklavenarbeiter waren Verbrecher aus Gothir, kleine Diebe und Einbrecher. Die Nadir hießen ›Auswahltruppe‹. In Kzuns Fall bedeutete das, daß ein Trupp von Gothirsoldaten in sein Dorf gekommen war und alle jungen Männer, die sie finden konnten, verhaftet hatten. Siebzehn hatten sie mitgenommen. In den Bergen hier gab es überall Minen, und Kzun hatte seine Freunde nie wiedergesehen.
    Dann hatte ein Arbeiter, der Stützbalken bearbeitete, während einer Schicht die Spitze seiner Feile abgebrochen. Fluchend war er durch den Tunnel gelaufen, um sich eine neue zu holen. Kzun hob die Spitze auf, sie war nicht länger als sein Daumen. Tag um Tag feilte er während der Schlafenszeit langsam die Klammern seiner Fußketten durch. In den Tunnels gab es immer Lärm, das Tosen von unterirdischen Flüssen, das Schnarchen der Schläfer, deren Lungen mit Staub und Dreck verkrustet waren. Trotzdem war Kzun vorsichtig. Endlich, nachdem er gleichmäßig an beiden Klammern gefeilt hatte, gab die erste nach. Fieberhaft feilte Kzun an der zweiten. Auch diese gab nach. Er stand auf und ging durch den Tunnel zu der Stelle, an der die Werkzeuge aufbewahrt wurden. Hier war es stiller, und ein Mann in Ketten wäre von den Wachposten in der kleinen Kammer neben dem Schacht gehört worden. Aber Kzun trug keine Ketten mehr. Er wählte eine kurzstielige Hacke aus und tappte lautlos zur Kammer der Wachen. Drinnen waren zwei Männer, die mit beinernen Würfeln spielten. Kzun holte tief Luft, sprang

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