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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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mindestens tausend Liter Wasser am Tag, die Pferde das Dreifache. Wenn wir ihnen das Wasser länger als ein paar Tage vorenthalten, beginnen ihre Pferde zu sterben. Und dann die Männer …«
    »Aber sie haben doch sicher daran gedacht?« wandte Nosta Khan ein.
    »Ich bezweifle es. Sie werden erwarten, daß sie den Schrein binnen eines Tages einnehmen. Und hier gibt es drei tiefe Brunnen.«
    »Kannst du sie mit hundert Mann aufhalten – und dabei die Brunnen und die Wasserlöcher draußen bewachen?«
    »Nein, wir brauchen mehr Krieger. Aber sie werden kommen.«
    »Woher?« fragte der Schamane.
    »Die Gothir werden sie schicken«, erklärte Talisman.

Kapitel acht
    Talisman saß allein auf dem Wehrgang, die Beine gekreuzt, die Arme ausgestreckt. Er hatte die Augen geschlossen und hielt das Gesicht der brennenden Sonne entgegen. Er hatte so viele ehrgeizige Ziele gehabt, die er erreichen wollte, vor allem, an der Seite des Einigers in Gulgothir einzureiten, die Gothir gedemütigt zu sehen, ihre hohen Mauern niedergerissen, ihre Armee zersprengt. Zorn durchströmte ihn, und für eine Weile ließ er dieses Gefühl durch seine Adern toben, dann beruhigte er sich langsam. Was er Nosta Khan gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Die Schlacht um den Schrein würde die Stämme einen wie nichts zuvor. Selbst wenn sie hier sterben sollten – was durchaus wahrscheinlich war – würde es den Tag des Einigers nur schneller heranbringen.
    Er hatte den Stammesführern gesagt, daß ein Sieg unmöglich war. Auch das entsprach der Wahrheit. Doch ein General, der mit dem Gedanken an eine Niederlage kämpfte, würde mit Sicherheit verlieren. Talisman atmete langsamer, sein Herz schlug ruhiger, und er schwebte über dem Gefühl von Wut und Enttäuschung. Zwei Armeen würden sich gegenüberstehen. Vergiß die Zahlen und prüfe die wesentlichen Dinge. Er sah wieder Fanions getäfeltes Arbeitszimmer in der Bodacas-Akademie vor sich und hörte die Stimme des alten Soldaten über die Jahre hinweg. »Die Verantwortung für ein Kriegsheer liegt bei einem einzelnen Mann. Er ist sein Geist. Wenn eine Armee ihre Moral verliert, wird auch der General den Mut verlieren. Ordnung und Verwirrung, Tapferkeit und Feigheit sind Eigenschaften, die aus dem Herzen kommen. Ein Experte in der Beherrschung seines Feindes durchkreuzt dessen Erwartungen und schlägt dann zu. Ärger und Störungen rauben dem Feind seinen Mut, machen ihn ängstlich und beeinträchtigen seine Fähigkeit zu planen.«
    Talisman stellte sich Gargan vor, und wieder flammte der Zorn in ihm auf. Er wartete, bis er abflaute. Der Graf von Larness hatte einmal gegen ihn verloren, als alle Umstände zu seinen Gunsten sprachen. Kann ich das noch einmal schaffen? überlegte Talisman.
    Der Mann steckte voller Haß, doch er war nichtsdestoweniger ein mächtiger General und ein beherzter Krieger – und wenn er Ruhe bewahrte, war er keineswegs dumm. Das Geheimnis bestand also darin, ihm die Ruhe zu rauben, damit der Haß seinen Verstand ertränkte.
    Talisman schlug die Augen auf, stand auf und schaute nach Westen. Von hier aus konnte er sehen, wo der Feind sein Lager aufschlagen würde, am Fuß der trockenen Hügel, wo es am Nachmittag für die Pferde Schatten gab. Würden sie den Schrein umzingeln? Nein. Sie würden Lanzenreiter auf Patrouille schicken.
    Er setzte sich auf die Mauer und betrachtete die Gebäude und Mauern des Schreins. Dort war die Ruhestätte Oshikais mit dem flachen Dach, daneben ein zweistöckiges Gebäude mit zehn Zimmern, gebaut für Pilger. Hinter diesem stand die Ruine eines alten Turms. Drei der sieben Meter hohen Mauern, die die Gebäude umgaben, waren noch immer stark, aber die Westmauer mit ihrem V-förmigen Einbruch war die Schwachstelle – hier würde der Hauptangriff erfolgen. Gargan würde Bogenschützen schicken, die die Verteidiger von der Mauer holen sollten, sowie Fußsoldaten, die mit Werkzeugen ausgestattet waren, um die Bresche zu erweitern. Dann würde allein ihre schiere Anzahl die Gothir ins Innere schwemmen.
    Talisman stieg die Steinstufen hinunter und ging an der Mauer entlang, bis er zu dem zerfallenen Abschnitt kam. Mit genügend Männern und ausreichend Zeit könnte er ihn reparieren – oder zumindest mit den Steinen des zerfallenen Turms verstärken.
    Männer und Zeit. Die Götter von Stein und Wasser hatten ihm beides genommen.
    Kzun ritt mit seinen Einsamen Wölfen durchs Tor. Talisman streifte sein Hemd ab und ließ es in den Staub fallen,

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