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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ausgeprägten Tiefdruckrinne im Nordwestpazifik vor den Philippinen, die nach Nordwesten wandert? Oder starke Regenfälle mit Überflutungen im Herzen Europas? Erdrutsche und reißende Bergflüsse in den Alpen, fast winterliche Temperaturen südlich der Hebriden und starke Winde der Stärke zehn in der westlichen sibirischen Tiefebene. Dazu Wassertemperaturen über 26 Grad vor der Westküste Mexikos und im Karibischen Meer. Irgendwie haben wir in diesem Jahr kein Glück.«
    »Ist es wirklich das Glück, das uns fehlt?«, erwiderte Sebastian. »Oder haben wir den Bogen mittlerweile überspannt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Simon. »Ich weiß nur, dass wir vor zwei Stunden ein Telex aus dem Weißen Haus erhalten haben. Es wurde eine Nachrichtensperre in Bezug auf alle außergewöhnlichen klimatischen und tektonischen Phänomene verhängt. Ab sofort gehen alle Nachrichten und Meldungen über die neu eingerichtete Koordinierungsstelle des Oval Office.«
    »Und wer hat das angeordnet?«, fragte Sebastian.
    »Niemand Geringeres als der Präsident der Vereinigten Staaten hat das Telex unterzeichnet.«
Gerichtsmedizinisches Institut, Albuquerque, New Mexico
    Gemeinsam mit Tom Winterstein hatte sich Dwain gegen acht Uhr nach Albuquerque auf den Weg gemacht. Am Tag zuvor hatte er bei der niedergebrannten Hütte des alten Indianers stundenlang auf das Eintreffen des Leichenbeschauers aus Albuquerque warten müssen – einer Frau, wie er erstaunt feststellte. Und sein Bauchgefühl war von dieser Dr. Deringer zumindest vorläufig bestätigt worden: Sie hatte einen Genickbruch bei der verkohlten Leiche festgestellt. Doch die genaue Diagnose würde erst die Obduktion am Gerichtsmedizinischen Institut in Albuquerque ergeben.
    Der Gedanke an Jack Silverwolfe hatte den Sheriff schlecht schlafen lassen. Er konnte es kaum erwarten, endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Auf der Fahrt grübelte er darüber nach, ob zwischen dem Tod von Jack Silverwolfe und dem von Allan Mcnish womöglich eine Verbindung bestand. Da sein Neffe Dave Lazard die nächsten Wochen wohl kaum einsatzfähig sein würde, müsste er mit Tom zusammenarbeiten, sollte sich der Tod des alten Indianers tatsächlich als Mordfall entpuppen. Ausgerechnet jetzt fiel Dave aus!
    Sein Neffe war ausgebildeter Detective, und in einem Mordfall hätte er seine Hilfe gut brauchen können. Für einen kurzen Moment erwog er, Tom über den Fall Allan Mcnish zu erzählen. Doch er verwarf den Gedanken. Tom würde nicht verstehen, dass Dwain seine Informationen für sich behalten und nicht an die State Police weitergegeben hatte.
    Nach knapp zweistündiger Fahrt parkte er seinen Maverick im Schatten einer riesigen Pappel auf dem Parkplatz des Gerichtsmedizinischen Instituts im Osten der Stadt.
    »Ich bin Sheriff Hamilton aus Socorro und würde gern mit Dr. Deringer von der Rechtsmedizin sprechen«, meldete sich Dwain beim Pförtner.
    Der Alte, der sich offenbar in der Lektüre einer Zeitschrift gestört sah, verzog mürrisch das Gesicht und wies auf den Fahrstuhl. »Im Keller, Raum 4«, sagte er.
    Raum 4 lag am Ende eines grünlich gekachelten Flurs. Neonlichter an der Decke tauchten den Gang in kaltes, unnatürliches Licht. In kurzen Abständen hingen Fotografien von heimischen Bäumen und Sträuchern im Posterformat an den sonst schmucklosen Wänden. Es roch nach Desinfektionsmittel. Dwain fasste sich an die Nase. Die Schiebetür war geschlossen. Gerade als er klopfen wollte, wurde die Tür schwungvoll geöffnet. Beinahe wäre er mit Dr. Deringer zusammengeprallt. Überrascht schaute sie auf. Sie war fast zwei Köpfe kleiner als er und hatte ihre wallenden Haare hochgesteckt. Sie trug die grüne Krankenhauskleidung der chirurgischen Abteilung.
    »Holla, der Cowboy aus Socorro!«, rief sie. »Was führt Sie so früh in unsere Stadt?«
    »Ist Jack Silverwolfes Leiche schon seziert worden?«, fragte er.
    »Gerade bin ich fertig geworden.«
    »Was haben Sie herausgefunden?«
    Die Pathologin lächelte. »Sie fallen wohl immer mit der Tür ins Haus? Kommen Sie, ich habe gerade Kaffeepause.«
    Dwain hatte es eilig, wollte aber nicht unhöflich sein, also folgte er zusammen mit Tom der Ärztin in die Kantine. Als sie an einem Tisch in der Ecke Platz genommen hatten, räusperte sich Dwain. »Also, Doktor, was haben Sie herausgefunden? Wurde er ermordet?«
    »Na ja, das herauszufinden ist dann doch Ihre Sache. Sicher ist, dass er nicht einfach so verbrannt ist. Der Karbonisierungsgrad war zwar

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