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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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geht um den Sturm im Golf«, antwortete Clark.
    Noch bevor sie weiterreden konnten, wurde die Tür an der Stirnseite aufgerissen. Innenminister Oliver Summerville schob seinen massigen Leib durch die Tür. In seinem Schlepptau folgten die kühle dunkelhäutige Referentin und ein junger Mann in einem legeren grauen Anzug, der aussah wie einer der jungen Investmentbanker von der Wall Street.
    »Meine Herren, unser Land steht vor einer der größten Herausforderungen seit dem heimtückischen Anschlag auf die Twin-Towers«, begrüßte der Innenminister die Anwesenden und ließ sich mit einem lauten Seufzer auf dem Stuhl an der Stirnseite des Tisches nieder. »Auf unsere Küste rollt ein gewaltiger Wirbelsturm zu, der eine enorme Zerstörungskraft besitzt. Ihren Berechnungen nach wird das Ausmaß der Zerstörung alles bisher Dagewesene übersteigen. Der Präsident will, dass wir Notfallmaßnahmen einleiten und die Verluste von Menschen und Material so gering wie möglich halten. Wie lauten Ihre Vorschläge, meine Herren?«
    »Gibt es keine Möglichkeiten, die Intensität des Sturms zu minimieren?«, fragte ein Offizier in der braunen Uniform der Nationalgarde.
    »Mr Clark?«, leitete Summerville die Frage weiter.
    Clark schaute Cliff Sebastian verwundert an und richtete sich auf.
    »Fjodor, wie der tropische Zyklon benannt wurde, befindet sich derzeit an der Schwelle zum Golf«, antwortete Clark mit brüchiger Stimme. »Es wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 410 Kilometer pro Stunde in seinem Inneren gemessen. Er führt ungeheure Wassermassen mit sich und wandert mit knapp zwanzig Stundenkilometern in Richtung Nord-Nordost. Er hat mittlerweile seine Wandergeschwindigkeit etwas verlangsamt. Derzeit liegt ein nordöstlicher Ausläufer über Kuba. Dort richtet er zur Stunde ein Inferno an. Der Wind zerstört Gebäude und Wälder, aber die Wassermassen sind noch viel verheerender …«
    »Das war nicht die Frage, Mr Clark«, meldete sich der Yuppie im grauen Anzug zu Wort. »Aus Ihrer Akte entnahm ich, dass Sie lange Jahre beim Militärischen Sicherheitsdienst tätig waren, bevor Sie zur NHC wechselten. Wir können also auf Floskeln verzichten. Unsere Frage ist, ob wir aktiv etwas gegen den Sturm unternehmen können.«
    »Was wollen Sie tun?«, meldete sich Wayne zu Wort. »Fjodor erschießen?«
    Der junge Mann grinste affektiert. »Sie sind Professor Chang, nicht?«
    »Stimmt.«
    »Sie arbeiten schon sehr lange in der meteorologischen Forschung. Sind Professor für Geophysik, Doktor der Meteorologie und der Geodäsie, wenn ich mich nicht irre.«
    »Auch das ist korrekt.«
    »Dann sind Sie also ein Spezialist, oder?«
    Die Feststellung des jungen Mannes klang eher provokativ als erklärend.
    »Könnte man sagen.«
    »Was tun Sie eigentlich den ganzen Tag in Ihrem Labor?«
    Wayne stutzte. Welche Funktion hatte dieser Kerl und was zum Teufel bildete er sich ein?
    »Im letzten halben Jahr arbeiteten wir an der Verdichtung von Wetterstationen in unserem Land, um die Voraussagen effizienter und treffender gestalten zu können. Es ist also nicht so, dass wir den ganzen Tag Zeitung lesen und Kaffee trinken.«
    »Und dennoch ist es Ihnen bislang nicht gelungen, geeignete Mittel gegen diese Naturgewalt zu entwickeln.«
    »Dann geben Sie mir eine Waffe, und ich werde hinausgehen und den Sturm erlegen«, antwortete Wayne zynisch.
    »Meine Herren, das bringt uns nicht weiter«, mischte sich der Innenminister ein. »Richard, das geht zu weit. Es nutzt nichts, wenn wir uns gegenseitiges Versagen vorwerfen.«
    »Sie sind Richard Wagner?«, fragte Cliff Sebastian.
    Der junge Mann nickte.
    »Wir hatten vor Kurzem das Vergnügen«, sagte Cliff. »Ich will es Ihnen einmal an einem Beispiel erklären. Vergleichen wir Fjodor mit einer Krankheit, dann ist der Sturm nur das Symptom, die Ursache oder der Erreger besser gesagt liegt in der steten Zunahme an Schadstoffen in der Luft. An dem Feinstaubniederschlag an den Polkappen und an den chemischen Ozonkillern in der Atmosphäre. Lesen Sie Charles Keelings Untersuchungen über den Treibhauseffekt. Wir Menschen tragen für diese Dinge die volle Verantwortung.«
    »Wird das nun eine Grundsatzdiskussion?«, fragte Wagner.
    »Nein, das nicht. Es ist nur so, dass wir einem Sturm wie Fjodor ausgeliefert sind. Auch wenn wir das 21. Jahrhundert schreiben und Raketen bauen, die zum Mars fliegen.«
    Ein Offizier in der blauen Uniform der Luftwaffe meldete sich zu Wort. »Ich bin vom militärischen

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