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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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weiterer Sicherheitsaspekt bei derlei Transporten. Harris fluchte, nachdem er den Streckenplan in Empfang genommen hatte. Der Umweg kostete ihn beinahe eine Stunde. Ausgerechnet heute.
    Die Geschwindigkeit des GMC lag bei 90 Stundenkilometern. Viel zu schnell nach den geltenden Verkehrsregeln. Harris hoffte, dass die Beamten der Highway-Police tief und fest in ihren Wagen schliefen. Er sehnte sich nach einem Bett, weichen Kissen und einer Mütze voll Schlaf. Erneut tasteten sich Scheinwerfer am Lastwagen vorbei. Harris warf einen Blick in den Außenspiegel. Er konzentrierte sich auf seinen Weg, aber das gleichförmige Brummen des Dieselmotors verstärkte seine Müdigkeit. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen. Ein lautes Hupen überlagerte das Motorengeräusch. Harris riss die Augen auf. Der Wagen war unmittelbar neben ihm. Für einen kurzen Augenblick konnte er die schreckgeweiteten Augen der Beifahrerin in dem Wagen neben ihm erkennen, bevor er das Steuer herumriss. Der Truck schwenkte nach rechts und schlingerte. Ein lautes Klackern war zu hören, die Reifen jammerten und quietschten. Harris lenkte gegen, doch es war zu spät. Das Holpern verstärkte sich, die Bäume am Straßenrand rasten auf ihn zu. Im letzten Moment riss er schützend die Hände vor die Augen. Plötzlich krachte es fürchterlich. Blech und Stahl knirschten, Glas splitterte. Harris wurde aus seinem Sitz gehoben. Eine Woge des Schmerzes raste durch seinen Körper, bevor er die Besinnung verlor.
Kennedy Space Center, Florida
    Gegen sieben Uhr am Abend verließen Suzannah und Brian das Krankenhaus und schlenderten über den großen Platz hinüber zu den Apartments. Der Abend war angenehm frisch. Ein leichter Wind hatte die Schwüle des Tages hinweggeweht. Die Luft roch salzig.
    Inmitten des Platzes stand ein riesiger Obelisk aus hellem Marmor, an dessen Spitze eine runde blaue Kugel die Erde symbolisierte. Auf einem goldenen Schild prangte das Symbol der NASA – der moderne Schriftzug mit den goldenen Sternen. Nebenan plätscherte das Wasser durch die drei kreisrunden Becken des Brunnens. Suzannah setzte sich auf eine Bank und schaute in den Himmel. Brian blieb neben ihr stehen. »Bist du zufrieden?«, fragte er.
    Suzannah lächelte. »Ich denke, es ist heute sehr gut gelaufen.«
    »Ich meine nicht den heutigen Tag.« Brian setzte sich neben Suzannah auf die Bank. »Ich meine, überhaupt?«
    Suzannah schaute versonnen auf das Wasser, das sich in schäumenden Kaskaden von einem Becken in das andere ergoss. »Wer ist schon zufrieden mit seinem Leben?«
    Brian schwieg.
    »Es waren gute Tage«, fuhr sie fort. »Ich glaube, wir wären ein gutes Team.«
    »Wir sind ein gutes Team«, sagte Brian. »Wir waren es hier bei unserer Aufgabe, und wir waren es damals. Manchmal wünschte ich, wir könnten durch die Zeit reisen und das Rad einige Jahre zurückdrehen.«
    »Der Mensch ist nicht dafür geboren, durch die Zeit zu reisen. Denke an Einstein. Jeder Mensch hat seine Zeit auf Erden, und die gilt es zu nutzen. Wir sind selbst schuld, wenn wir sie vergeuden.«
    Brian nickte. »Da hast du wohl recht.«
    Suzannah blickte auf. »Manchmal frage ich mich, warum so viele Menschen unglücklich sind und nahe daran zu verzweifeln. Dabei sind es oft nur die kleinen Dinge, die aus einem schlechten Tag einen guten machen. Das Leben ist nur eine Aneinanderreihung von Augenblicken. Zufrieden ist man, wenn die glücklichen Augenblicke überwiegen.«
    »Viele Menschen verzweifeln, weil sie versuchen, für ihre Existenz einen tieferen Sinn zu finden, und dabei gibt es in der Natur nur einen grundlegend wichtigen Sinn, der hinter jeder biologischen Existenz steht: die Erhaltung ihrer Art.«
    Suzannah lächelte. »Ist das nicht ein bisschen wenig, um den Sinn der menschlichen Existenz zu begründen?« Sie erhob sich. »Wie wäre es mit einem Abendessen?«
    »Genau, bei aller Philosophie. Auch die banale Versorgung unseres Organismus mit Nährstoffen gehört zu unserem Dasein und schafft bisweilen ein kleines Stück Zufriedenheit.«
    »Ich hätte heute Lust, in einem Lokal außerhalb des Centers essen zu gehen.«
    Brian nickte. »Wir treffen uns in einer Stunde.«
     
    Nachdem er geduscht hatte, blickte Brian auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis zu seiner Verabredung mit Suzannah. Er schaltete den kleinen Fernseher an. Im Nachrichtenkanal wurde ein Bericht über den neu heranziehenden Hurrikan namens Fjodor gezeigt. Brian setzte sich auf die Kante des Sessels und

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