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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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zum anderen stürmen. Bis spät in der Nacht hatte er auf den Cherokee an der Kreuzung nach Magdalena gewartet. Umsonst. Der Wagen war nicht mehr aufgetaucht. Um zwei Uhr nachts hatte er die Überwachung abgebrochen und war nach Hause gefahren. Dort hatte er eine Zeit lang das Bild von Margo und den Kindern angestarrt, bevor er sich eine Whiskeyflasche aus dem Küchenschrank holte und sie zu zwei Dritteln leerte.
    Stöhnend erhob er sich und griff zum Hörer. »Hallo«, krächzte er.
    »Und ich dachte, ein Sheriff wäre rund um die Uhr im Dienst«, ertönte die sonore Stimme des Senators. »Aber so wie du dich anhörst, bist du gerade erst aufgestanden, mein Junge. Schau mal nach draußen, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, und keine Wolke trübt den Tag.«
    »Hallo, Onkel Joe«, versuchte Dwain nochmals eine anständige Begrüßung, doch seine Stimme kippte erneut.
    »Ich habe mich etwas umgehört«, sagte Senator Joseph Hamilton. »Das General Willston Camp gehört zu einer geheimen Ausbildungsstelle für Marinesoldaten, die sich auf einen Einsatz im Nahen Osten vorbereiten. Sie nutzen die Umgebung für ein Gebirgstraining.«
    Dwain fuhr sich durch die zersausten Haare. »Und ich dachte, der Nahe Osten besteht zu neunzig Prozent aus Wüste, und der Rest ist Öl.«
    »Vergiss unsere Truppen in Afghanistan nicht. Noch immer treiben sich al-Qaida-Kämpfer im Hindukusch herum. Osama Bin Laden soll sich dort verschanzt haben und mit den Taliban gemeinsame Sache machen.«
    »Hast du sonst noch etwas erfahren, etwas über Mcnish?«
    »Du musst mir noch etwas Zeit geben«, sagte der Senator. »Das FBI ist eine riesige Behörde. Aber wenn es etwas Wissenswertes über den Mann gibt, dann wird es mein Kontaktmann in Erfahrung bringen.«
    »Wer ist es?«, scherzte Dwain. »Der Präsident?«
    »Ich werde den Teufel tun und dir meine Quelle nennen. Sagen wir, es ist jemand, der mir einen Gefallen schuldet. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Ich melde mich, sobald ich weitere Informationen habe, und wir beide haben nie über die Angelegenheit gesprochen, klar?«
    »Klar doch.« Dwain lächelte. Natürlich war es ihm klar, dass er die Kontakte seines Onkels nicht als Quelle nutzen konnte. Die politische Lage in den Staaten war nicht einfacher geworden. Nach dem 11. September hatte sich sehr viel verändert. Die Angst der Menschen vor neuen Anschlägen saß tief. Und wenn Allan Mcnish tatsächlich als Terrorist in einem Militärcamp eingesessen hatte, dann würde die breite Öffentlichkeit trotz aller Menschenrechte, die verfassungsrechtlich garantiert waren, dem Mann keine Träne nachweinen. Dwain wusste, dass er sich im Fall des Toten vom Coward Trail auf sehr dünnem Eis bewegte.
    »Was das Kennzeichen betrifft, so muss ich passen«, fuhr Onkel Joe fort. »Ich habe alles versucht. Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um eine Fälschung handelt oder dass dein Informant nicht richtig abgelesen hat.«
    »Da kann man nichts machen«, sagte Dwain. »Trotzdem danke ich dir.«
    Der Sheriff erhob sich seufzend und ging ins Badezimmer. Das kalte Wasser auf der Haut brachte seine Lebensgeister allmählich zurück.

14
Weißes Haus, Washington D.C.
    Wayne fühlte sich unwohl im schwarzen Anzug. Er hatte das Gefühl, als schnürten ihm die Krawatte und das bis oben hin geschlossene weiße Hemd die Luft ab. Zusammen mit Cliff Sebastian und Allan Clark saß er an einem riesigen ovalen Tisch aus dunklem Tropenholz. Großformatige Gemälde – meist Schlachtenszenen aus dem Bürgerkrieg – zierten die holzvertäfelten Wände. Roter Teppichboden und ein riesiger silberfarbener Kronleuchter komplettierten das schwermütige Interieur des Konferenzraums.
    Am Tisch hatten mehrere hochrangige Militäroffiziere und ein paar Zivilisten Platz genommen, doch bislang waren die Gäste einander noch nicht vorgestellt worden. Am gestrigen Abend war der Anruf erfolgt, der die drei Wissenschaftler hierher nach Washington geführt hatte.
    »Weißt du, was wir hier sollen?«, fragte Wayne Chang seinen Kollegen vom National Hurricane Center. Im Foyer hatten sie keine Zeit für eine Unterhaltung gehabt. Eine dunkelhäutige Frau mit strengem Gesicht war erschienen und hatte die Männer in das Konferenzzimmer im Westflügel des ehrwürdigen Gebäudes geführt, nachdem sie die Sicherheitsinspektion hinter sich gebracht hatten. Die Frau hieß Fiona Applegate und war die persönliche Referentin des Innenministers Oliver Summerville.
    »Ich bin mir sicher, es

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