Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
Computerbildschirm huschte eine Computeranimation des Wirbelsturms Fjodor, die der Zentralcomputer nach neuesten Berechnungen mit den aktualisierten Messdaten erstellt hatte.
    »Was ist los?«, fragte sein Kollege am Kontrollpult.
    »Ich habe nach neuesten Messungen einen Druckabfall auf 857 Hektopascal.«
    Der andere erhob sich von seinem Kontrollterminal und schaute seinem bärtigen Kollegen über die Schulter. »Du spinnst, da stimmt etwas mit den Daten nicht. Solche Tiefdruckverhältnisse kann es nicht geben.«
    »Wenn ich es dir sage. Ich habe es mittlerweile zum dritten Mal abgelesen, 857 Hektopascal.«
    »Ich hole Erik. Das muss er sich ansehen.«
    Der Bärtige nickte. »Du kannst ihm gleich sagen, dass Fjodor seinen Kurs ändern wird. Er schwenkt nach Westen ein.«
    »Ich hole Erik«, beschloss der Barhäuptige und wandte sich um.
San Antonio, Socorro County, New Mexico
    Die Dunkelheit hatte sich zwischen den Tälern festgesetzt und lag wie ein samtenes Tuch über den Los Pinos Mountains. Es war kurz nach Mitternacht, als der olivfarbene GMC-Truck über den Highway 380 von Bingham in Richtung San Antonio donnerte. Die Scheinwerfer fraßen sich durch die mondlose Nacht. Sergeant Harris fuhr sich mit der Hand über die müden Augen. Seit über sieben Stunden saß er hinter dem Steuer des Wagens. In Fort Worth war er gestartet. Bald würde er am Ziel seiner Reise sein. Der Cibola National Forest lag nur noch wenige Kilometer entfernt. Nicht zum ersten Mal fuhr er auf dieser Tour. Wie immer war der Wagen bereits beladen gewesen, als er ihn übernommen hatte. Zwei Plomben sicherten den Verschluss der Ladetür.
    Harris durfte nicht wissen, was er transportierte, es war geheim, und er stellte auch keine Fragen. Er hatte einen klaren Auftrag. »Bringen Sie die Ladung sicher und unversehrt an den Bestimmungsort!«, hatte der Disponent, ein Major, in Fort Worth zu ihm gesagt und ihm einen blauen Transportschein ausgehändigt. Der blaue Transportschein war wichtig. Er signalisierte jedem, auch den zivilen Behörden, dass sich eine Ladung an Bord des Sechzehntonners befand, die unter keinen Umständen geöffnet und überprüft werden durfte.
    Vor sechs Jahren hatte Harris beim Federal Supply Service der Streitkräfte einen Job angeboten bekommen. Davor war er mit Leib und Seele Marinesoldat gewesen, doch nach einem missglückten Fallschirmabsprung, bei dem er sich einen komplizierten Trümmerbruch zugezogen hatte, blieb ihm keine andere Wahl. Seine Laufbahn als aktiver Soldat war zu Ende. Erneut fuhr sich Sergeant Harris über die müden Augen. Er hatte einen schweren Tag hinter sich. Normalerweise legte er sich am Mittag schlafen, wenn er eine Nachttour vor sich hatte, doch an diesem Tag war das nicht möglich gewesen. Gegen Mittag hatte ihn sein Vater angerufen und über Schmerzen in der Brust geklagt. Er war sofort zu ihm in das knapp zwanzig Kilometer von Fort Worth entfernte Crowley gefahren, um nach ihm zu sehen. Als er das Haus betrat, lag sein Vater auf dem Sofa im Wohnzimmer. Sein Atem ging flach, er war bleich wie eine Wand und bereits nicht mehr bei klarem Verstand. Harris hatte ihn in seinen Wagen getragen und in das nächste Krankenhaus gefahren. Seine Sorge war berechtigt gewesen.
    »Wenn Sie nicht sofort gehandelt hätten, dann wäre Ihr Vater ein toter Mann«, hatte der Arzt zu ihm gesagt, nachdem er den alten Mann untersucht hatte. Sein Vater hatte bereits zwei Herzanfälle hinter sich. Beinahe hätte der dritte ihn das Leben gekostet. Es war ein Glück gewesen, dass er noch die Geistesgegenwart besessen hatte, zum Telefon zu greifen.
    Ein Wagen überholte und rauschte am Truck vorbei. Harris blinzelte. Vielleicht sollte er den nächsten Parkplatz aufsuchen und eine kurze Pause machen, auch wenn es gegen die Vorschrift verstieß. Transporte dieser Art durften ohne Begleitung nur innerhalb von Militärbasen und nur unter Aufsicht anhalten. Doch Begleiter gab es diesmal nicht. Offenbar war die Ladung doch nicht so brisant wie das letzte Mal, als ein Jeep mit schwer bewaffneten Soldaten voraus- und ein weiterer hinterhergefahren war.
    Um diese Zeit war es auf den Straßen in New Mexico einsam und still. Abseits der gut ausgebauten Interstate-Linien herrschte nur wenig Verkehr. Harris hatte eine vorgeschriebene Fahrtstreckenroute zu befahren, und diese führte diesmal nicht von El Paso nach Socorro, sondern über Carlsbad, Artesia und Roswell in das Socorro County. Die wechselnden Fahrtrouten waren ein

Weitere Kostenlose Bücher