Die dritte Ebene
amüsiert.
Anschließend, das war das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, waren sie barfuß über einen Sandstrand gelaufen. Ab diesem Zeitpunkt fehlte ihr jegliche Erinnerung. Und dabei war sie davon überzeugt, niemals ihre Selbstbeherrschung zu verlieren, egal in welcher Situation auch immer. Das war offenbar ein Irrtum gewesen. Wie zum Teufel kam Brian in ihr Bett und was um Gottes willen war geschehen?
Brian drehte sich schlafend um. Seine Hand fuhr suchend herum und streifte ihre Schenkel. Plötzlich richtete er sich auf. Erschrocken schaute er Suzannah ins Gesicht.
»Was ist passiert?«, fragte er entgeistert.
Suzannah erhob sich. Ein Laken lag auf dem Boden. Sie hob es auf und hüllte sich darin ein. Beinahe wäre sie über die leere Weinflasche gestolpert, die neben ihrem Bett auf dem Boden lag. »Was machst du in meinem Bett?«, antwortete sie mit einer Gegenfrage.
Brian grinste. »Ich habe keine Ahnung.«
»Haben wir … ich meine, du weißt schon …«
Brian schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur noch, dass wir uns gut amüsiert haben. Dann sind wir zurückgefahren, und du hast mich auf ein Glas Wein eingeladen.«
»Ach so, jetzt war ich es.«
»Du oder ich, was spielt das für eine Rolle? Jedenfalls warst du ziemlich angeheitert.«
»Angeheitert, aha«, erwiderte Suzannah spitz.
»Haben wir miteinander geschlafen?«
»Wieso fragst du mich, du musst es doch wissen. Ich war ja schließlich angeheitert. Und du warst noch nüchtern, oder?«
Brian ahnte, was Suzannah damit andeuten wollte. »Du glaubst doch nicht, dass ich die Situation ausgenutzt habe«, sagte er erbost und stand ebenfalls auf.
Suzannah kicherte. »Du bist nackt.«
Brian strich sich durch die Haare. »Dann schau einfach woanders hin.«
»Es ist mein Zimmer, da schau ich hin, wohin ich will.«
Eilig raffte Brian ein paar der verstreuten Kleider auf und zog sich seine Hose über. »Wie spät ist es?«
»Ich habe Kopfschmerzen«, sagte Suzannah.
»Du hättest nicht so viel trinken sollen.«
»Du hast mich abgefüllt …«
»Nein, hab ich nicht. Also, wie spät ist es?«
Suzannah schaute auf den Wecker. »Es ist kurz vor zehn.«
»Verdammt, ich …«
»Ich gehe duschen.«
»Treffen wir uns zum Frühstück?«
»Schon wieder essen, ich werde allmählich zu fett«, antwortete Suzannah.
Brians Blick glitt an ihrem nur von einem dünnen Laken bedeckten Körper auf und ab. »Das finde ich nicht. Für meinen Geschmack bist du genau richtig.«
Suzannah ließ sich in den Sessel fallen. »Wir benehmen uns wie Teenager, die sich zum ersten Mal nackt gesehen haben.«
»Ich habe dich zum ersten Mal nackt gesehen«, sagte Brian.
»Und was ist mit damals?«
»Das war ein anderer Brian, ein Brian, den es längst nicht mehr gibt.«
»Soso, neuer Brian. Dann räumst du jetzt deine restlichen Sachen zusammen, und ich gehe unter die Dusche.« Suzannah erhob sich vom Sessel und warf Brian das Laken zu. Splitternackt stand sie vor ihm. Ihre dunkle Haut glänzte im Sonnenlicht.
»Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir nicht lieber noch einmal zusammen ins Bett … wach diesmal«, fügte er schmunzelnd hinzu.
Suzannah war bereits auf dem Weg ins Badezimmer. »Kommt gar nicht in Frage«, entgegnete sie scharf.
»Hast du mich etwa abgefüllt und meine hilflose Lage schamlos ausgenutzt? War ich wenigstens gut?«
»Einschläfernd«, antwortete Suzannah, ehe sie die Badezimmertür schloss.
Brian suchte seine restlichen Kleidungsstücke zusammen. Unter Suzannahs schickem Wildlederrock kam eine zweite Weinflasche zum Vorschein. Ein kalifornischer Rotwein der Spitzenklasse, wie Brian registrierte.
»Dann hat es sich wenigstens gelohnt«, murmelte er, als er sie in der kleinen Küchenzelle abstellte. Er trat an das Badezimmer. Das Rauschen des Wassers erklang.
»Ich geh dann mal rüber zu mir und dusche ebenfalls«, rief er durch die geschlossene Tür. »Wir treffen uns im Casino. Sagen wir in einer halben Stunde.«
»Geh schon einmal vor«, erwiderte Suzannah. »Ich schaue zuerst noch bei unserem Patienten vorbei.«
Nachdenklich machte sich Brian auf den Weg zu seiner Wohnung auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes. Hatte er mit Suzannah geschlafen? Er grübelte noch immer, als er unter der Dusche stand, doch offenbar waren zwei Flaschen Wein auch zu viel für sein Erinnerungsvermögen. Einerseits war ihm die Situation peinlich, andererseits wünschte er, es wäre so gewesen. Aber wahrscheinlich waren sie einfach nur
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