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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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vergessen, Jennifer anzurufen, um sie für das nächste Wochenende zu sich nach Washington einzuladen. Sie hatten nur kurz miteinander gesprochen. Auch Jennifer hatte wenig Zeit. Sie befand sich gerade auf dem Weg an die Küste, wo langsam die Menschen wieder zu ihren Häusern und Wohnungen zurückkehrten, die sich vor dem Wirbelsturm im Golf in Sicherheit gebracht hatten. Überall herrsche Chaos, hatte sie berichtet. Die Straßen waren verstopft, und es würde noch eine ganze Weile dauern, bis die Normalität wieder an die Südwestküste Floridas zurückkehrte. Als sie Wayne fragte, ob er zuverlässig sagen könne, wann und wo Fjodor auf die Küste der Vereinigten Staaten treffen würde, musste er passen.
    »Und ich dachte, jedermann beim Wetterdienst hat jetzt nur noch Augen für den Monstersturm«, sagte sie, als er ihr gestand, seit dem gestrigen Tag derart in seiner Arbeit vertieft gewesen zu sein, dass er Fjodor vollkommen aus den Augen verloren habe. Kurz umriss er, auf welche sonderbaren Erkenntnisse er bei seinen Nachforschungen hinsichtlich des unerklärlichen Polarlichtphänomens gestoßen war, von dem aus der Karibischen See berichtet wurde: Offensichtlich gab es erhöhte Strahlungsaktivität innerhalb der Ionosphäre. Elektronen, Protonen und Alphateilchen hatten die Luftmoleküle in Schwingung versetzt. Doch warum es zu derartigen Anomalien in den mittleren Schichten der Atmosphäre kam, konnte er nicht erklären.
    »Na ja, reden wir am Samstag darüber«, sagte Jennifer, bevor sie das Gespräch beendete.
    Nach dem Telefonat wandte sich Wayne wieder seiner Arbeit zu. Noch immer hatte er keine Erklärung für die ungewöhnlichen Strahlungswerte innerhalb der Atmosphäre gefunden, doch wenn man den Aufzeichnungen trauen konnte, dann braute sich knapp achtzig Kilometer über der Erdoberfläche ein weiteres Desaster zusammen, wodurch der Strahlungshaushalt und damit die Wärmestrahlung, die Absorptionseigenschaften der Atmosphäre und der natürliche Treibhauseffekt nachteilig verändert wurden. Der Anteil kurzwelliger Strahlung im ultravioletten, im sichtbaren und im nahen infraroten Bereich lag an den Rändern der Entstehungsgebiete der Stürme außerhalb des üblichen Niveaus. Fast so, als ließe die Troposphäre ausgerechnet an den Ecken des stürmischen Dreiecks besonders hohe Dosen von Wärmeeinstrahlung zu.
    Aber ausgerechnet jetzt standen die Daten der vier ESA-Satelliten nicht zur Verfügung, mit denen am 14. Januar 2001 über der Arktis die Ursachen für die »Schwarze Aurora« bei Polarlichtaktivitäten enträtselt werden konnten und die für eine nähere Spezifizierung der festgestellten Abweichung notwendig gewesen wären. Und das nur, weil im Rechenzentrum der ESA in Darmstadt ein Server seinen Dienst aufgegeben hatte und das Analyseprogramm angelaufen war.
    Fluchend warf Wayne seinen Kugelschreiber auf die Schreibtischplatte. Er hasste es, wenn technische Probleme für Stillstand sorgten, vor allem wenn er gerade vom Jagdfieber gepackt worden war. Es machte ihn wütend und verdarb ihm die Laune. Das war der Preis für die vernetzte Welt der Bits und Bytes.
    Wayne erhob sich, ging zum Fenster, schob die Jalousie zur Seite und warf einen Blick nach draußen. Es dämmerte bereits. Erst jetzt keimte ein Hungergefühl in ihm auf. Seit zwölf Stunden saß er in seinem kleinen Büro vor dem Bildschirm und seinen Aufzeichnungen und hatte außer einem Donut, starkem Kaffee und Wasser nichts zu sich genommen. Sein Kopf schmerzte, und seine Augen brannten.
    Er griff zum Telefon und wählte Schneiders Nummer. Vielleicht war er zufällig im Haus und würde mit Wayne eine Kleinigkeit essen gehen. Nebenan war ein kleines Restaurant, das sich auf die stets ungeduldigen und gestressten Männer vom Wetterdienst eingestellt hatte und Schnellgerichte anbot, die den Magen füllten und überdies sogar schmackhaft waren.
    Es dauerte eine Weile, bis sich jemand am anderen Ende der Leitung mit einem lang gezogenen »Ja?« meldete.
    »Vargas, bist du das?«, fragte Wayne.
    »Wer sonst!«, bekam er zur Antwort.
    »Ist Schneider heute hier?«
    »Schneider? Nein, Schneider ist hinunter nach Baton Rouge geflogen. Gestern schon. Er will sich Fjodor aus der Nähe ansehen.«
    »Nach Baton Rouge, sagst du?«, antwortete Wayne nachdenklich. »Wann kommt er wieder?«
    »Norman begleitet ihn. Ich weiß nicht, wann sie zurückkommen. Die Flieger sind rund um die Uhr im Einsatz. Es geht bald los. Der Sturm kommt auf die Küste

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