Die dritte Ebene
ab«, entschied Brian. »Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob die Luft rein ist.«
»Hast du etwas Ungewöhnliches entdeckt?«
Brian schüttelte den Kopf. »Es ist ein Gefühl. Die Polizei aus Brantford arbeitet eng mit den amerikanischen Behörden zusammen. Mich würde es nicht wundern, wenn im Laufe des Tages eine Streife auftaucht.«
»Und wenn du einen Freund anrufst, der einfach mal nachsieht?«, schlug Suzannah vor.
»Auf diese Idee bin ich auch schon gekommen«, antwortete Brian. »Aber leider hat mein Handy den Geist aufgegeben.«
Suzannah fluchte. »Und bei meinem ist der Akku schon seit Tagen leer.«
»Es hilft nichts. Wir warten hier eine Weile, dann werden wir an Land gehen. Aber nicht hier, sondern hinter Long Point in der Nähe von Normandale. Homer hat dort einen kleinen Hof.
Er ist ein sehr guter Freund. Bei ihm können wir eine Weile untertauchen.«
Drei weitere Stunden warteten sie ab und beobachteten argwöhnisch die Umgebung. Es schien, als hätte die Polizei Brians Adresse am Long Point View noch nicht in Erfahrung gebracht. Außer den Fähren, die in einiger Entfernung von Buffalo über Erie nach Windsor und Detroit an ihnen vorüberzogen, ein paar kleineren Fischerbooten und zwei Segelyachten war nichts zu sehen. Kurz vor Mittag fiel leichter Nieselregen aus den grauen Wolken, die inzwischen den Himmel bedeckten.
Schließlich startete Brian den Motor, schipperte langsam auf die Landzunge zu und umrundete die Halbinsel. Bei Normandale gingen sie in einem kleinen, von Schilf bewachsenen Sund vor Anker. Mit dem Schlauchboot, das zum Zubehör der Yacht gehörte, ruderten sie an Land.
Homers Farm lag unweit des Turkey Point mitten in einem kleinen Wäldchen. Eine schlammige Straße führte zu dem Gehöft. Im Schatten der Bäume hielten Suzannah und Brian auf das lang gestreckte Gebäude zu.
Der Regen hatte zugenommen. Sie hatten sich gelbe Ölmäntel übergestreift und die Kapuze tief in das Gesicht gezogen. Kühe grasten friedlich auf der Weide, und einige Schafe hoben die Köpfe, als die beiden an den Gattern vorbeischlichen.
Sie hatten das Haus noch nicht erreicht, als sich ihnen ein in ein dunkles Regencape gehüllter Mann in den Weg stellte. In seiner Hand lag ein schussbereites Gewehr.
»Was treibt ihr euch hier auf meinem Anwesen herum?«, sagte der Mann scharf.
Ein Hund rannte herbei. Ein schwarzer Labrador, der lauthals bellte und wie verrückt mit dem Schwanz wedelte. Er hetzte auf Brian zu und sprang an ihm hoch.
»Ruhig, Maxwell!«, sagte Brian und streichelte dem Labrador über den Rücken.
»Brian?«, fragte der Mann überrascht.
Brian schob seine Kapuze zurück und lächelte. »Hallo, Homer, ich brauche deine Hilfe.«
Der Mann nahm die Waffe herunter und ging auf Brian zu. Erfreut klopfte er ihm auf den Rücken. »Warum hast du nicht angerufen?«
Brian zuckte mit den Schultern. »Erzähl ich dir später. Das ist übrigens Suzannah«, erwiderte er. »Ich hoffe, wir können ein paar Tage bei dir bleiben.«
10
Redaktion ESO-Terra, Cleveland, Ohio
Porky stand unter Druck. Die Redaktionskonferenz war überhaupt nicht nach seinem Geschmack verlaufen. Seit Verlagschef Harbon diesen jungen Schnösel als Berater in der Firma platziert hatte, lief überhaupt nichts mehr nach Plan.
»Er hat in Management, Publizistik und modernem Marketing den besten Abschluss gemacht«, hatte Harbons Assistent geschwärmt. »Es ist Ihnen doch klar, dass er mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet ist. Er wird sich künftig um das Personalmanagement und um den Vertrieb kümmern. Damit können Sie sich in vollem Umfang dem redaktionellen Bereich widmen.«
Porky wusste, was das für ihn bedeutete. Es war eine Demontage seiner Position. Schon am zweiten Tag kam Myers mit einer hirnrissigen Idee in Porkys Büro geschneit. Der Verkauf von esoterischem Krimskrams wie magischen Steinen oder Amuletten gegen das Böse sowie anderem Zubehör jeglicher Art würde dem Verlag zusätzliche Einnahmen bescheren und die Kasse klingeln lassen.
Porky hatte sich vehement gegen diesen Plan gestellt. »Unsere Leser sind keine hirnlosen Spinner«, sagte er. »Es sind Grenzgänger, die einen Blick über die empirischen Barrieren werfen wollen. Sie wollen auf der Basis der Wissenschaft informiert und aufgeklärt werden.«
Myers lächelte. »Sie verkennen diese Menschen dort draußen«, sagte er mit piepsiger Stimme. »Es sind Suchende, die den konventionellen Glauben längst verloren und sich deshalb auf
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